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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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Briefträgers lieber noch eine Weile für sich behalten wollte.
»Commissaire
Jalipeau versucht mit Hilfe von France Télécom festzustellen, wo die zur Tatzeit verwendete Telefonkarte gekauft wurde.«
    Der
brigadier
warf einen unwirschen Blick auf Duroc, der ihn über dieses Detail offenbar nicht aufgeklärt hatte. Dann langte er in seine Brieftasche und zog den Ausdruck einer Internetseite hervor.
    »Es gibt neue Entwicklungen«, sagte er.
»Aquitaine Verte
ist eine Online-Zeitung, ein Organ der radikalen Grünen.
Commissaire
Jalipeau hält sich zurzeit in Bordeaux auf, um deren Herausgeber zu befragen, denn in der neuesten Ausgabe, die vergangene Nacht per E-Mail an die Mitglieder verschickt wurde, geht es fast ausschließlich um das hier ansässige Forschungsinstitut und seine gentechnischen Versuche.
    Die Verfasser verfügen über Detailkenntnisse aus Unterlagen, die, wie es scheint, aus der niedergebrannten Außenstelle des Instituts entwendet wurden. Außerdem zitieren sie in ihrem Artikel einen gewissen Alphonse Vannes, der die Grünen im Stadtrat von Saint-Denis vertritt und angeblich gesagt hat, dass es für den fraglichen Versuchsanbau keine Genehmigung gibt, weder von der
mairie
noch vom
Conseil-Général.«
    »Das entspricht den Tatsachen«, entgegnete Bruno. »Und der Bürgermeister ist deswegen sehr verstimmt.«
    »Was der Bürgermeister denkt, ist mir egal. Ich vertrete hier ein von der Regierung in Auftrag gegebenes, streng geheimes Forschungsprojekt, über das sich nun womöglich bald alle Welt das Maul zerreißt. Und wenn wir die Verantwortlichen für den Brandanschlag nicht schnellstens dingfest machen, ist der Skandal perfekt.«
    »Verzeihung«, sagte Bruno, »habe ich richtig verstanden? Sie sind
brigadier
der Gendarmerie und haben den Auftrag, Jean-Jacques ... ich meine
commissaire
Jalipeau in seinen Ermittlungen zu unterstützen?«
    »Ich bin meinem Rang nach
brigadier
und an die Weisungen des Verteidigungsministers gebunden, arbeite aber, wenn Sie's genau wissen wollen, für die
renseignements généraux
und bin vom Innenministerium beauftragt worden, die Ermittlungen in dieser Sache zu leiten. Jalipeau ist mir unterstellt, und ich bin mir sicher, auch Sie, meine Herren, werden mich voll und ganz unterstützen.«
    »Selbstverständlich, Monsieur. Absolut«, beeilte sich Duroc zu sagen.
    »Ich kooperiere gerne, aber nicht ohne den Bürgermeister zu Rate zu ziehen, denn er ist mein Vorgesetzter«, erklärte Bruno, dem die ganze Sache nicht gefiel. Die
renseignements généraux
waren der Nachrichtendienst der französischen Regierung, eine Abteilung des Innenministeriums, die insbesondere zur Abwehr von Terror eingesetzt wurde und in keinem guten Ruf stand.
    »Dass Sie das klarstellen würden, hat mir Jalipeau vorhergesagt«, bemerkte der
brigadier
mit süffisantem Grinsen. »Er hat mir auch geraten, Sie Bruno zu nennen und Ihnen zu versichern, dass ich auf Ihre Hilfe angewiesen bin. Erzählen Sie mir doch einfach das, was Sie über mögliche Verdächtige sagen können und warum Sie sie für unschuldig halten.«
    Bruno dachte nach. Das Anliegen des
brigadiers
war sehr wohl berechtigt und so höflich formuliert, wie man es von jemandem mit seinen Vollmachten kaum erwarten durfte. Er machte einen ganz passablen Eindruck oder versuchte zumindest, einen solchen zu vermitteln. Bruno hielt sich mit einem Urteil zurück, zumal er ahnte, unter welchem Erfolgsdruck dieser Lannes stand.
    »Es gibt eine mögliche Verdächtige, eine gewisse Dominique Suchet. Sie ist eine umweltengagierte Studentin und war den Sommer über Praktikantin am Forschungsinstitut. Allerdings hat sie für die Tatzeit ein Alibi von ihrem Vater, das kaum anzufechten ist. Außerdem ist sie sogar für Gentechnik und Atomkraft. Eine echte
écolo
mit einer eigenen Meinung. Darum halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass sie das Feuer gelegt hat, zumal es auf die Felder und den Hof ihrer Familie hätte übergreifen können. Die Spur nach Bordeaux erscheint mir vielversprechender. Dass allerdings die Leute von
Aquitaine Verte
tatsächlich Unterlagen aus der niedergebrannten Baracke entwendet haben, müsste erst noch nachgewiesen werden.«
    »Ich gehe jede Wette ein, sie werden behaupten, die Dokumente seien ihnen anonym zugeschickt worden«, sagte der
brigadier.
»Erzählen Sie mir mehr über diesen Alphonse Vannes. «
    Bruno schilderte Alphonse als Person und Begründer der ungewöhnlichen, aber erfolgreichen Kommune in den Hügeln,

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