Grand Cru
auf Ihre Vorschläge einginge, hätten Sie schon sehr bald keinen Partner mehr hier in der
mairie.«
»Ich glaube, es ist wichtig, zu bedenken, dass Monsieur Bondino nicht auf Spekulationsgewinne aus ist, sondern der regionalen Weinindustrie zum Aufschwung verhelfen möchte«, sagte Dupuy wie gedrechselt. »Wir sollten die Frage des Landerwerbs vielleicht für eine Weile beiseitestellen und zunächst einmal auf die anderen Vorteile zu sprechen kommen ...«
Bondino hob die Hand. »Wie wär's mit einer Pacht und der Option auf Erwerb. Könnte das funktionieren?«
»Möglich wäre vielleicht eine Pacht mit einer Mindestlaufzeit von sagen wir fünf Jahren und einer Kaufoption nach Ablauf dieser Frist«, antwortete der Bürgermeister.
»Was halten Sie davon, Dupuy?«, fragte Bondino, ohne seinen Berater auch nur anzusehen, und kippelte auf seinem Stuhl, der nur noch auf den hinteren Beinen stand.
»Möglich wär's, Monsieur. In einem Pachtvertrag ließe sich auch schon der zukünftige Kaufpreis festschreiben. Eine andere Möglichkeit bestünde darin, den einzelnen Eigentümern Anteile am Unternehmen zu übertragen, durch die sie an einer Wertsteigerung beteiligt wären. Diese Variante hätte auch steuerliche Vorteile, für beide Seiten.«
»Was sagen Sie dazu, Mister Mayor?«, fragte der junge Mann forsch. »Klingt doch vernünftig, oder?«
»Darüber ließe sich vielleicht verhandeln.«
Bondino holte ein Dokument in einer Klarsichthülle aus seinem Aktenkoffer und schob es über den Schreibtisch auf den Bürgermeister zu.
»Damit Sie sehen, dass es mir Ernst ist. Vor Ihnen liegt ein Akkreditiv in Höhe von zehn Millionen Euro, ausgestellt von der Pariser Niederlassung der Citibank.«
Noch während der Bürgermeister das Dokument studierte, sagte Bondino: »Übrigens, in den Zeitungen war von einem Brandanschlag die Rede. Schlimme Sache, und ich sage Ihnen gleich: Wir werden nicht in ein Gebiet investieren, in dem sich militante Umweltschützer austoben, McDonald's-Filialen stürmen oder Versuchsfelder vernichten, um Schlagzeilen zu machen. Einer der Gründe, warum wir zu Ihnen gekommen sind, ist der gute Ruf Ihrer Stadt als ein friedliebender Ort, in dem Recht und Ordnung herrschen. Hoffen wir also, dass die Verantwortlichen für diesen Anschlag möglichst bald zur Rechenschaft: gezogen werden. Wir setzen zehn Millionen nicht leichtfertig aufs Spiel. Ich denke, das ist klar.«
12
Es war eine höflich formulierte Einladung, die aber, wie Bruno wusste, einem Befehl gleichkam. Der
chef de police
von Saint-Denis möge so bald wie möglich in der Gendarmerie erscheinen, wo ihn ein hoher Beamter des Innenministeriums zu sprechen wünsche. Bruno überquerte den Platz, wo die alten Männer
boules
spielten. Vor der Gendarmerie stand ein großer schwarzer Renault mit Chauffeur. Als Bruno das Haus betrat, wurde er sogleich ins Büro von
capitaine
Duroc weitergeschickt, einen karg eingerichteten Raum mit Blick auf den alten Friedhof. Auf Durocs Sessel saß ein Mann mittleren Alters. Er trug zwar Zivil, zeigte aber eine Haltung, die durch und durch soldatisch wirkte. Duroc hockte auf dem Fensterbrett und bat Bruno, auf dem Drehsessel am Schreibtisch Platz zu nehmen. Doch er zog es vor, stehen zu bleiben.
»Brigadier Lannes, darf ich Ihnen den Ortspolizisten Courrèges vorstellen?«, sagte Duroc, und an Bruno gewandt: »Der
brigadier
ist im Auftrag des Innenministers aus Paris zu uns gekommen.«
Bruno salutierte und sah sich durchdringenden Blicken aus zwei dunklen Augen ausgesetzt. Jean-Jacques hatte, wie er sich erinnerte, einen solchen Besuch vorausgesehen. »Sie sind also der Kollege, der sich vor Ort bestens auskennt und mit dem Croix de Guerre ausgezeichnet wurde«, sagte der
brigadier
und stand auf, um ihm die Hand zu reichen. »Ich habe von Ihnen nur Gutes gehört. Aber kommen wir gleich zur Sache. Der Brandanschlag liegt nun schon fast eine Woche zurück, doch wenn ich richtig informiert bin, treten die Ermittlungen auf der Stelle.«
»Die Indizien sind leider sehr dünn gesät«, erklärte Duroc. »Die Spurensicherung konnte immerhin feststellen, dass als Beschleuniger handelsübliches Benzin der Marke Total verwendet wurde. Die Untersuchung der Telefonzelle in Coux hat nichts ergeben. Der anonyme Anrufer scheint Handschuhe getragen oder die Wahltasten mit einem Stiff gedrückt zu haben.«
»Es handelt sich um einen Sprechautomaten, der nur Karten annimmt«, ergänzte Bruno, der die Zeugenaussage des
Weitere Kostenlose Bücher