Grand Cru
eine
Appellation-contrôlée-Region
zu machen? Unser Botschafter in Paris ist gut vernetzt, und auch Dupuy, der sich als Berater bestens auskennt, und beide versichern mir, dass Sie ausgezeichnete Beziehungen zu höchsten Stellen unterhalten.«
»Und wenn dem so wäre?«
»Dann wäre ich bereit, eine achtstellige Summe in Ihren Verwaltungsbezirk zu investieren, genauer gesagt, über zehn Millionen Dollar. Nein, ich muss mich korrigieren, über zehn Millionen Ihrer Euros. Für Saint-Denis hieße das: jede Menge neuer Arbeitsplätze und jede Menge Steuereinnahmen.«
»Und was würden Sie mit dieser großen Summe anstellen?«
»Land aufkaufen, eine hochmoderne Kellerei samt Besucherzentrum und Hotelbetrieb aufziehen, Wein anbauen, Qualitätsweine erzeugen und in aller Welt vertreiben.«
»An wieviel Land haben Sie denn gedacht, und wieviel Wein würden Sie produzieren wollen?«
»Unsere Geschäftspläne gehen für die ersten sieben Jahre von einem Minimum von einer Million Flaschen pro Jahr aus. Das bedeutet, wir brauchen circa zweihundert Hektar.«
»Und wie viele Arbeitsplätze könnten Sie schaffen?«
»Wenn das Besucherzentrum eingerichtet ist, wäre mit fünfzig Vollzeitbeschäftigten zu rechnen, plus etliche Saisonarbeiter.«
Bruno staunte, wie Bondino und der Bürgermeister einander begegneten. Obwohl beide dem jeweils anderen fest in die Augen schauten, deutete nichts darauf hin, dass sie eine Art Blickgefecht führten und sich gegenseitig auszustechen versuchten, nein, sie taxierten einander vielmehr aufmerksam, mit ernster Miene und anscheinend emotionslos. Offenbar war Fernando Bondino im Umgang mit Politikern ebenso erfahren wie der Bürgermeister im Umgang mit Geschäftsleuten. Bruno spürte, wie sich seine anfängliche Abneigung dem Amerikaner gegenüber abschwächte. Er fand ihn nun durchaus respektabel.
»Verstehe. Ein sehr ambitioniertes Projekt«, sagte der Bürgermeister. »Und es ist geknüpft an die Vergabe von aoc-Rechten für unser Tal, nicht wahr?«
»So ist es. Und weil ich weiß, dass mit einer solchen Vergabe der Grundbesitz Ihrer Wähler beträchtlich an Wert gewinnen wird, erwarte ich meinerseits steuerliche Entlastung, nämlich eine Freistellung von der Grundsteuer während der ersten sieben Jahre.«
»Sonst noch was?«
»Ja, Ihre tatkräftige Unterstützung beim Erwerb des Landes, der in aller Diskretion über die Bühne gehen müsste, weil sonst die Preise in die Höhe schießen würden. Falls es dazu käme, würden wir uns zurückziehen.«
»Wissen Sie schon, welches Land Sie haben wollen?«
»Dupuy, zeigen Sie dem Bürgermeister bitte die Luftaufnahmen und unsere Karte. Vielleicht schalten wir den Beamer ein, damit wir alle sehen können.«
Wie Bruno und der Bürgermeister bereits vermutet hatten, interessierte sich Bondino für die Domaine und den gesamten Südhang oberhalb des Flusses.
»Daran erkennen Sie, wie ernst es uns ist. Ich habe auch schon eine Kaufoption auf das Hotel und den dazugehörigen Weinberg, die Domaine de la Vézère, inklusive Landungssteg, Campingplatz und Restaurant auf der gegenüberliegenden Flussseite. Die Bodenbeschaffenheit der Lage wurde bereits in unserem Auftrag analysiert. All das hat unser guter Freund Dupuy in die Wege geleitet, und aus diplomatischen Kreisen wurde uns versichert, dass wir von den zuständigen Ministerien der Regierung in Paris keine Einwände zu erwarten haben.«
»Apropos steuerliche Entlastung. Soll das heißen, die Kommune müsste auf die Einnahmen aus der Domaine und dem angrenzenden Grundbesitz verzichten? Das würde ein großes Loch in unser Budget reißen«, sagte Bruno.
»Verstehe, und mir ist bewusst, dass unsere Pläne nur dann zum Erfolg führen, wenn alle, die hier im Raum anwesend sind, kooperieren«, entgegnete Bondino mit einem Lächeln, das Bruno nicht überzeugen konnte. »Über die Frage der Steuern ließe sich verhandeln, denn auch mir ist daran gelegen, dass Sie keine Einbußen erleiden. Sie kommen mir entgegen, und ich werde mein Bestes für Sie tun.«
»Ich bin Politiker, der sich Wahlen stellen muss, Monsieur«, sagte der Bürgermeister, gelassen in seinen Sessel zurückgelehnt, aber mit fester Stimme. »Wenn mir meine Gegner nachsagen könnten, dass ich einem amerikanischen Unternehmen dabei geholfen hätte, Grund und Boden zu Schleuderpreisen aufzukaufen, um sich zu Lasten der Kommune zu bereichern, könnte ich einpacken, und das zu Recht, denn es wäre ein Skandal. Also selbst wenn ich
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