Granger Ann - Varady - 01
stritten.
»Hey!«, rief ich zu ihnen hinauf. »Wie wäre es, wenn mir
jemand auf die Beine hilft?«
Sie zogen mich gemeinsam hoch.
»Ich bringe Sie in meinem Pick-up nach Hause!«, entschied Nick und hielt mich am rechten Arm fest.
»Ich werde die Stute zurückholen«, widersprach Jamie
und packte mich am linken. »Sie ist bestimmt nicht weit gelaufen.«
»Sie können unmöglich von Fran erwarten, dass sie nach
Hause reitet !« Ich wurde nach rechts gezerrt.
»Ich kümmere mich um sie, verstanden?« Ich wurde nach
links gezerrt.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, könnten Sie mich bitte
loslassen?«, protestierte ich.
Beide sahen mich überrascht an und ließen los.
»Ich weiß nicht, wo das Pferd ist«, sagte ich zu Jamie.
»Aber es ist in dieser Richtung davongerast.« Ich deutete in
die entsprechende Richtung. »Und ich nehme Nicks Angebot an, mich nach Hause zu fahren.«
»Hören Sie!«, drängte Jamie. »Ich möchte nicht, dass die
alten Leute Sie in diesem Zustand sehen! Insbesondere Ariadne. Sie dürfen nicht erfahren, dass Sie vom Pferd gestürzt
sind.«
»Dann schleiche ich eben durch die Hintertür ins Haus!«
Zögernd ließ er mich in den Pick-up einsteigen.
»Jamie ist ein Dummkopf«, sagte Nick, als wir über den
Feldweg holperten. »Eine Anfängerin auf einen so weiten
Ausritt über Stock und Stein mitzunehmen!«
»Es war nicht sein Fehler. Jemand hat ein Gewehr abgefeuert und Dolly erschreckt. Die Kugel hat mich nur um
Haaresbreite verfehlt.«
»Jemand hat geschossen?« Er sah mich stirnrunzelnd an.
»Vielleicht hat jemand auf Tauben geschossen, oder es war
ein Wilddieb unterwegs. Wildbret bringt heutzutage einen
guten Preis. Ich rufe die Forstverwaltung an, sobald wir zurück sind. Der Förster kann ein paar Leute schicken und
nachsehen lassen.«
Ich überredete ihn, mich draußen auf dem Weg vor der
Auffahrt rauszulassen. Ich humpelte das letzte Stück nach
Hause und schlüpfte unbemerkt durch die Küchentür ins
Haus.
Ruby war in der Küche und stieß einen leisen Schreckensruf aus, als sie mich sah. Ich erklärte ihr, dass Jamie
nachkommen würde, sobald er das Pferd gefunden habe.
»Überlassen Sie die schmutzigen Sachen mir«, sagte Ruby.
»Gehen Sie nach oben und nehmen Sie ein langes heißes Bad.
Oh, und sagen Sie Mr. Alastair und Mrs. Ariadne nichts; es
würde die beiden nur unnötig aufregen!«
* Verweist auf die Schlacht um Balaklava im Krimkrieg 1854, verfilmt
u. a. mit Errol Flynn (The Charge of the Light Brigade, dt. Der Verrat
des Surat Khan, 1936) (Anm. d. Übers.)
Ich lag im heißen Wasser und fühlte mich hundert Jahre alt.
Kein Gedanke mehr daran, nach draußen zu schleichen und
Ganesh zu suchen. Ich humpelte in mein Zimmer und
brach auf dem Bett zusammen, um bis zum Abendessen
nicht mehr aufzustehen.
Ruby streckte irgendwann den Kopf herein und informierte mich, dass Mr. Jamie Dolly gefunden habe und zurück sei.
Ich war mir der Tatsache schmerzhaft bewusst, dass ich
entgegen jeder Wahrscheinlichkeit heil zurückgekehrt war.
Ich hatte nicht in einem Stück zurückkehren sollen. Wer
auch immer die Schüsse abgegeben hatte – er war nicht auf
der Jagd nach Tauben oder Rotwild gewesen. Er hatte auf
mich geschossen. Ich erinnerte mich an Lundys merkwürdiges Verhalten, als ich vom Hof geritten war. Aber wenn es
Lundy gewesen war – steckte er allein dahinter? Oder hatte
er seinen hinterhältigen Plan zusammen mit Jamie ausgeheckt?
Ich hoffte, dass weder Alastair noch Ariadne etwas damit
zu tun hatten.
KAPITEL 16 Nach dem Abendessen nahm
Alastair ein paar alte Fotoalben hervor und bestand darauf,
dass ich sie mir ansah. Ich interessierte mich hauptsächlich für
die Aufnahmen, auf denen Philip Monkton zu sehen war, weil
ich ihn als Einzigen noch nicht persönlich kennen gelernt hatte. Er schien ein kräftig gebauter, zuversichtlicher Typ Mann
zu sein, und er wirkte unbekümmert und attraktiv. Die wenigen Bilder, auf denen er zusammen mit Terry zu sehen war,
verrieten keinerlei familiäre Nähe. Die Kamera kann lügen, im
Gegensatz zu dem, was das Sprichwort sagt, doch das Verhalten war eindeutig. Die Bilder von Vater und Tochter waren die
obligatorischen Familienfotos. Ich betrachtete Philip genauer
und glaubte, in ihm einen Tyrannen zu erkennen.
Inzwischen hatte es heftig angefangen zu regnen. Wasser
prasselte gegen die Scheiben.
»Es wird eine ungemütliche Nacht«, stellte Alastair im
behaglichen Tonfall eines Mannes fest, der nicht mehr nach
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