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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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draußen in das schlechte Wetter musste.
Meine Gedanken waren bei Ganesh, der in seinem Lieferwagen saß, kalte Bohnen aus einer Dose aß und dem Regen lauschte, der auf das Blechdach prasselte. Ich fühlte
mich schuldig. Ich hatte ein warmes Bett im ersten Stock.
Auf der anderen Seite machten sich meine Prellungen und
blauen Flecken unangenehm bemerkbar, und mich erwartete eine gleichermaßen ungemütliche Nacht.
Ich humpelte zum Fenster und sah hinaus. Es regnete in
Strömen.
»Was ist?«, fragte Jamie misstrauisch. »Seit einer Stunde
zappeln Sie nervös herum. Was gibt es dort draußen?«
»Nichts«, antwortete ich. »Ich habe dem Regen zugesehen, das ist alles.« Leise murmelnd fügte ich hinzu: »Mir tut
alles weh.«
Er runzelte die Stirn und sah zu Alastair, doch er fragte
nicht noch einmal nach dem Grund meiner Unruhe.
Der arme Ganesh. Aber es war seine Idee gewesen, hierher zu kommen.
    Als ich am nächsten Morgen erwachte, konnte ich mich
kaum bewegen. Jeder Versuch war von Schmerzen begleitet.
Hätte ich die Wahl gehabt, wäre ich den ganzen Tag geblieben, wo ich war. Doch ich hatte keine Wahl. Ich rutschte
über die Bettkante und landete mit den Knien auf dem Boden. Ich kämpfte gegen die Schmerzen an, mühte mich
stöhnend auf die Beine und machte mich gebeugt wie Quasimodo auf den Weg ins Badezimmer. Ein heißes Bad erwies
sich als lindernd, und ich fasste genug Mut, um die Treppe
in Angriff zu nehmen.
    Es erforderte einiges an Selbstbeherrschung, das Frühstückszimmer zu betreten, als sei alles in schönster Ordnung. Doch Alastair schien nichts zu bemerken, und Jamie
war nicht da.
    Es hatte aufgehört zu regnen. Es gelang mir, unbemerkt
einen Toast mit Marmelade einzustecken und nach draußen
zu gehen, als sei alles in bester Ordnung. Ganesh hatte sich
inzwischen wahrscheinlich eine Lungenentzündung eingefangen. Er würde husten und fiebern und kaum noch genügend Luft haben, um mir »Ich hab’s dir gleich gesagt« zu sagen.
    Ich atmete tief durch. Die Luft war erfüllt vom Geruch
feuchten Laubs. Der nächtliche Guss hatte tiefe Pfützen auf
dem Weg zurückgelassen. Die Zweige der Fliederbüsche zu
beiden Seiten hingen tief herab und tropften vor Nässe.
Plötzlich hörte ich ein Rascheln im Dickicht, und eine
Stimme flüsterte drängend: »Fran!«
    Ich spähte in den nassen Dschungel. »Ganesh? Bist du in
Ordnung?«
Er kam heraus, und er war eindeutig alles andere als in
Ordnung. Er war in einem schrecklichen Zustand, durchnässt bis auf die Haut, unrasiert und zitternd vor Kälte.
Doch es war mehr als körperliches Unbehagen, was ihm zu
schaffen machte, das erkannte ich an seiner niedergeschlagenen Miene und dem Blick in seinen Augen.
Ich packte ihn bei der Hand. »Was ist passiert, Ganesh?«
Er drückte meine Finger und ließ dann wieder los. »Fran,
wir müssen von hier weg! Wir müssen nach London! Wir
… ich muss die Polizei alarmieren!« Er schluckte und warf
einen nervösen Blick zum Haus.
Vorsicht war tatsächlich angebracht. »Jamie schnüffelt
mir hinterher«, sagte ich zu ihm. »Zurück in die Büsche,
Gan!« Ich gab ihm einen Schubs, und wir drückten uns beide in das nasse Unterholz. Wasser tropfte mir in den Nacken, und nasse Zweige streiften über mein Gesicht. »Was
ist denn los, erzähl endlich!«, drängte ich.
»Der Wald unten im Tal, wo ich geparkt habe.« Er riss
sich sichtlich mühsam zusammen und streifte die nassen
Haare mit beiden Händen nach hinten. »Ich bin in den
Wald gegangen, um … na ja, aus dem üblichen Grund. Danach bin ich ein wenig umhergestreift, einfach so, um mich
umzusehen.« Sein Unterkiefer bebte. »Ich … ich hab ein
Grab gefunden, Fran.«
Zuerst konnte ich nichts sagen. Ich starrte ihn in wachsendem Entsetzen und voller Bestürzung an. »Bist du ganz
sicher, Ganesh?«, stieß ich hervor. »Der Boden ist ziemlich
uneben da draußen.«
»Ich sage dir, es ist ein Grab! Der Regen muss die Erde
weggespült haben! Es kann noch nicht lange dort sein, verstehst du? Ich … ich hab eine Hand unter den Zweigen und
dem Gestrüpp gesehen! Ich habe einen Stock genommen
und ein paar Äste und Blätter weggescharrt, um das Gesicht
zu erkennen.« Er stockte und fügte schließlich mit erstickter
Stimme hinzu: »Es tut mir so Leid, Fran … Es ist jemand,
den wir kannten.«
»Wer?«, fragte ich dumpf, während sich meine Eingeweide
zusammenzogen. Ich ahnte bereits, was Ganesh sagen würde.
»Es war Squib.« Als ich nicht antwortete, fügte

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