Granger Ann - Varady - 01
er befremdet hinzu: »Wie ist das möglich, Fran? Hier unten? Was
hatte er hier …?«
»Er hatte einen Plan!«, unterbrach ich ihn elend. »Oh,
Ganesh, das ist alles meine Schuld! Ich hätte mir denken
müssen, was in seinem Kopf vorging! Aber ich habe ihn
nicht ernst genommen. Du weißt ja, wie er war …«
Ganesh packte mich an den Schultern und schüttelte
mich. »Ja, ich weiß, wie Squib war, aber ich weiß nicht, wovon du redest, Fran!«
»Er wusste Bescheid! Er wusste von Astara . Terry hat es
ihm erzählt. Er muss geglaubt haben, dass er auf die eine
oder andere Weise Geld herausschlagen kann … Er ist aus
dem Wohnheim ausgezogen und verschwunden. Er sagte
mir, er wäre dumm, der arme Kerl, und er war tatsächlich
dumm! Er hat nicht daran gedacht, dass der Mörder vielleicht von hier kommen könnte. Wenn ich doch nur mit
ihm geredet hätte! Wenn ich es ihm doch nur ausgeredet
hätte!«
»Es ist nicht deine Schuld!«, schnappte Ganesh.
Das Kreidestückchen aus Jamies Wagen kam mir in den
Sinn. Ich hatte gemeint, dass es ein Beweis für seinen Besuch in unserem Haus wäre. Aber vielleicht hatte Squib in
Jamies Wagen gesessen.
»Der Hund!«, rief ich.
»Hab ihn nicht gesehen.«
»Er würde Squib nicht verlassen, und Squib würde seinen
Hund niemals weggeben! Der Hund war der Einzige, der
Squib etwas bedeutet hat!« Also gab es irgendwo im Wald
ein zweites, kleineres Grab. »Bring mich dorthin«, bat ich.
Ganesh schüttelte den Kopf. »Nein, Fran«, widersprach er
leise.
»Squib war ein Freund!«
»Squib ist tot! Dort unten im Wald liegen nur noch seine
sterblichen Überreste.« Er zögerte. »Informieren wir die
einheimische Polizei?«
Ich riss mich mit aller Gewalt zusammen. In meinem
Kopf drehte sich alles. »Nein, nicht hier. Ich will nicht, dass
die hiesigen Polizisten uns auch noch Scherereien machen.
Wir fahren nach London und sagen es Janice. Sie wird bestimmt wütend sein, aber sie kennt uns. Hier kennt man
uns nicht, hier sind wir Fremde. Gan, ich nehme nicht an,
dass du sagen kannst, wie er gestorben ist?«
Es wäre auch ziemlich viel verlangt, das aus einem flüchtigen Blick auf ein totes Gesicht und eine Hand zu erkennen.
»Ich bin nicht geblieben, um es herauszufinden!«, sagte
Ganesh heftig. »Ich konnte den Anblick nicht lange ertragen, Fran!«
Ich schluckte. »Squib hätte niemandem etwas angetan!
Die Sache ist schrecklich – und es ist schrecklich, dass ausgerechnet du ihn gefunden hast!«
»Irgendjemand musste ihn finden. Ich wünschte, es wäre
jemand anderes gewesen. Irgendein Tier hat an seinen Fingern gefressen. Der Geruch war unbeschreiblich, widerlich
süß, wie eine Mischung aus verrottenden Früchten und fauligem Wasser. Es wäre schlimm genug gewesen, wenn ich
ihn nicht gekannt hätte, aber so … Ich habe mich übergeben. Wenn die Polizei sich dort umsieht, Fran, findet sie
ausreichend Beweise, dass ich dort gewesen bin. Der Boden
war weich. Ich habe Fußabdrücke hinterlassen. Die Reifenspuren des Wagens. Wir müssen zur Polizei, bevor jemand
anderes über die Leiche stolpert.«
Ich traf eine Entscheidung. Ich wollte auf gar keinen Fall
von der einheimischen Polizei auf das Revier geschleppt
werden. Die Polizisten wussten nichts über uns. Wir waren
nicht von hier, und wir waren nicht die Sorte Touristen, die
man hier gerne sah. Wenn wir ihnen zu alledem noch erzählten, dass der Tote ein Freund von uns war, würden sie
uns einsperren und den Schlüssel wegwerfen. Ich müsste lügen, wenn ich sage, dass ich keine Angst hatte. Es schien
nun klar, dass es sich genauso verhielt, wie ich die ganze
Zeit vermutet hatte – irgendjemand auf dem Gestüt war in
diese blutige Geschichte verwickelt.
Ich packte Ganesh an der Hand. »Wir fahren auf der Stelle
nach London. Wir erzählen Janice von dem, was wir gefunden haben, und sie kann die einheimische Polizei informieren. Ich traue den Bullen nicht über den Weg, aber wenn ich
einem von ihnen vertrauen müsste, dann Janice Morgan.«
»In Ordnung«, murmelte er.
Er brauchte wirklich keine weiteren Probleme, doch ich
musste ihm ein Geständnis machen. »Ich sollte dir sagen,
dass gestern Nachmittag jemand auf mich geschossen hat,
als ich ausgeritten bin. Entweder wollte er mich treffen oder
das Pferd scheu machen. Aber es kann nicht Jamie gewesen
sein, er war bei mir. Andererseits spielte er meinen Fremdenführer und könnte mich in diesen Wald gelockt haben.
Es kann auch der Stallmeister gewesen sein, Lundy. Er
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