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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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Jetzt hätte ich
am liebsten wieder geschrien. Von hier oben sah alles so
weit weg aus. Dollys Hals wirkte aus diesem Blickwinkel
wirklich dürr und so wenig Halt versprechend, und der
Kopf des Pferdes war eben auch noch so weit weg! Ich hatte
das Gefühl, als gäbe es überhaupt nichts, an dem ich mich
festhalten konnte.
Kelly wieselte um mich und das Pferd herum, gab mir
Anweisungen, zeigte mir, wie ich die Zügel richtig halten
musste und wie ich die Füße in die Steigbügel zu setzen hatte. Jamie hatte sich inzwischen mit müheloser Eleganz in
den Sattel geschwungen und sah aus, als wollte er den Angriff der Leichten Brigade persönlich anführen * .
»Wir werden die Straße meiden«, sagte er freundlich.
»Also müssen Sie sich keine Gedanken wegen des Verkehrs
machen. Wir reiten querfeldein.«
Das verringert die Wahrscheinlichkeit, dass Ganesh uns
sieht, dachte ich erleichtert.
»Sie werden sich wunderbar amüsieren!«, krähte Alastair
und winkte uns hinterher. Kelly hob die Hand zu einem
stummen Gruß wie ein Gladiator in der Arena.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Lundy sich verstohlen zurückzog, während wir im Schritt aus dem Hof ritten.
Sein Verhalten war das eines Mannes, der nichts Gutes im
Schilde führt.
Eine Weile ging es besser voran, als ich erwartet hatte. Wir
überquerten ein paar Felder und Weiden. Auf einer Weide
grasten Stuten mit ihren Fohlen. Die jungen Pferde mit ihren
spindeldürren Beinen sahen richtig bezaubernd aus. Ich
amüsierte mich zwar nicht wunderbar, aber ich tat es fast.
Dolly benahm sich tadellos, obwohl sie einen Neuling auf
sich sitzen hatte. Sie trottete auf ihre verschlafene Art voran.
Jamie öffnete und schloss Gatter und Tore und spielte tatsächlich den galanten Begleiter. Er zeigte mir die einheimischen Sehenswürdigkeiten. Ich wusste nicht recht, was ich
mit dieser ganzen Geschichte anfangen sollte, und schließlich fragte ich ihn unverblümt.
»Alastairs Idee«, sagte er knapp.
»Ich hätte auch nicht geglaubt, dass Sie freiwillig den
Fremdenführer für mich spielen, Jamie. Aber ich weiß nicht,
wieso Alastair auf den Gedanken kommt, dass ich scharf
darauf bin, mir die Gegend anzusehen! Er weiß, dass ich
kein Landmensch bin.«
Jamies Pferd schnaubte und warf den Kopf. Es spürte die
Emotionen seines Reiters. »Ich hoffe bei Gott, dass er nicht
versucht, Sie zu einem zu machen!«, grollte Jamie. »Die
Vorstellung ist grotesk!«
Er sah mich direkt an. »Und vergessen Sie nur eins nicht!
Sie mögen vielleicht im Augenblick in Theresas Stiefeln stecken, aber damit ist die Grenze erreicht! Sie werden ganz
bestimmt nicht ihren Platz einnehmen! Ich habe Sie schon
einmal gewarnt. Ich werde nicht zulassen, dass Sie sich die
Gunst der alten Leute erschleichen!«
Ich war wütend und sagte ihm, was ich von seinen anmaßenden Verdächtigungen hielt. Mein Zorn prallte von ihm
ab. Ich folgte ihm über eine Weide auf eine Gruppe von
Bäumen zu. Als ich mich ein wenig beruhigt hatte, wurde
mir bewusst, dass Jamie selbst nicht sicher war, wie die alten
Leute zu ihm standen, sonst hätte er sich meinetwegen keine
Sorgen gemacht. Vielleicht hatte sich der Anwalt, trotz aller
Bemühungen von Jamies Seite, standhaft geweigert, ihm etwas über den Inhalt von Ariadnes neuem Testament zu verraten. Und bevor Jamie nicht wusste, dass sein Name darin
stand, konnte er sich nicht entspannen.
Manchmal ist der direkte Weg der erfolgreichste.
»Jamie!«, rief ich. »Was wird aus dem Gestüt, wenn Ariadne beschließt, ihren Lebensabend beispielsweise in Bournemouth zu verbringen?«
»Das ist Ariadnes Angelegenheit, nicht Ihre!«, rief er zurück. »Es geht Sie nichts an, Fran!«
Und manchmal endet der direkte Weg auch in einer
Sackgasse.
Wir hatten unterdessen ein Areal zur Aufforstung mit
Nadelhölzern erreicht. Ein breiter Fahrweg säumte die
Pflanzung. In regelmäßigen Abständen verliefen breite gerade Schneisen unbebauten Bodens zwischen den Bäumen.
»Feuerschneisen«, erklärte Jamie und deutete auf einen
hölzernen Beobachtungsturm.
Ich fragte, ob dieser Forst Privatbesitz sei, und er erklärte,
dass das Areal Eigentum der Forstbehörde sei. Er lenkte sein
Pferd in eine der breiten Schneisen, und ich folgte ihm. Die
Bäume zu beiden Seiten rauschten bedrohlich im Wind. Es
war ein düsterer Ort. Jamie teilte mir mit, dass es in den
Wäldern Rotwild gebe, doch um diese Tageszeit würden wir
wahrscheinlich keines treffen.
In diesem Augenblick fiel ein

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