Granger Ann - Varady - 01
unter Ihnen zusammenbricht, haben Sie Glück«, sagte
Jamie. »Wahrscheinlich müssen Sie die halbe Strecke schieben!« Er lachte laut auf.
Ich fürchtete, Ganesh könnte sich auf ihn stürzen, und
trat hastig dazwischen. »Ich gehe nur kurz nach drinnen,
packe meine Sachen und verabschiede mich von allen.«
Jamie hatte aufgehört zu lachen. Er musste einfach das
letzte Wort haben. »Sehr schön. Ich bin eine halbe Stunde
unten in Abbotsfield. Versuchen Sie doch weg zu sein, bevor
ich zurückkomme, ja?«
Ich ging ins Haus packen und verabschiedete mich von
Alastair und Ariadne. Ich dankte ihnen für alles, und ich
meinte es ehrlich. Sie schienen es zu spüren. Sie waren beide
sehr freundlich und baten mich, sie wieder einmal zu besuchen, obwohl ich spürte, dass sie erleichtert waren. Das wiederum brachte mich zu der Frage, ob ich der Wahrheit möglicherweise zu nahe gekommen war und ob es eine Wahrheit
war, die sie nicht hören wollten.
»Wie gedenken Sie zu reisen?«, erkundigte sich Alastair.
Ich sagte ihnen, dass draußen bereits jemand auf mich
warte. Sie bestanden darauf, dass ich Ganesh ins Haus rief.
Als sie seinen Zustand bemerkten, waren sie unübersehbar
entsetzt, doch Gan stellte sich höflich vor, entschuldigte sich
für sein ungepflegtes Äußeres, und sie waren zu vornehm,
um noch ein Wort darauf zu verschwenden.
Ruby wollte nichts davon wissen, dass wir ohne Kaffee
abreisten, und sie machte uns noch ein paar Sandwichs für
die Fahrt.
Dies alles dauerte seine Zeit, und ich rechnete schon damit, dass Jamie wieder auftauchte, bevor wir weg waren, doch
er kam nicht. Leise Besorgnis stieg in mir auf – wo steckte er
so lange?
Es war Zeit zu gehen. Ruby und Alastair kamen mit vor
das Haus, um uns zum Abschied hinterher zu winken.
»Ich werde Jamie Grüße von Ihnen ausrichten«, sagte
Alastair. »Er wird sicher traurig sein, dass er Ihnen nicht
selbst auf Wiedersehen sagen konnte.«
Er nahm meine Hand und fügte leise hinzu: »Ich danke
Ihnen von Herzen, meine Liebe, dass Sie sich die Mühe gemacht haben. Aber um ganz ehrlich zu sein, ich beginne
Zweifel zu hegen, ob es richtig war, der Polizei die Arbeit
abzunehmen. Manchmal ist es vielleicht besser, schlafende
Hunde nicht zu wecken.«
Er klang verzweifelt und traurig. Ich schätzte, dass er
Angst hatte, meine Nachforschungen könnten zum Gestüt
führen, und sie hatten bereits genug Sorgen. Wenn jemand
auf Astara der Übeltäter war, dann wollten sie nichts davon
wissen.
Spätestens in diesem Augenblick wusste ich, dass es richtig gewesen war, nichts von Ganeshs grauenhafter Entdeckung zu erzählen. Einem alten Menschen wie Alastair kann
man nicht zu viel auf einmal zumuten. Ich drückte ihm die
Hand und dankte ihm erneut.
»Nette Leute«, sagte Ganesh, als wir die Auffahrt hinunter
rollten. »Wirklich schade, dass du ihnen nicht helfen konntest, Fran.«
»Das habe ich doch die ganze Zeit versucht, dir zu sagen!« Ich wusste, dass ich ärgerlich klang, doch ich konnte
nichts dafür. Man kann Männern einfach nichts erklären.
Sie müssen es immer erst selbst herausfinden, und dann
stellen sie es so dar, als wären sie als Erste darauf gekommen.
Wir waren unten am Fahrweg angekommen. Ich sah auf
meine Uhr. »Was glaubst du, wo Jamie so lange bleibt?«
»Er wird im Pub sein«, sagte Ganesh, und wahrscheinlich
hatte er Recht.
»Fahr nach rechts!«, sagte ich. Er sah mich überrascht an.
Er hatte nach links abbiegen wollen und zur Hauptstraße
hinunter fahren.
»Mir ist da gerade etwas eingefallen«, erklärte ich. »Ich
muss noch einmal zu einer Farm ganz in der Nähe, den
Leuten dort auf Wiedersehen sagen. Den Bryants.«
Nick war im Hof. Die Kühe muhten im Stall hinter ihm. Ein
alter Bursche in Gummistiefeln mit einer Wollmütze auf
dem Kopf stapfte im Hintergrund durch den Matsch. Ich
nahm an, dass es Biles war, der Mann, der den Bryants hin
und wieder zur Hand ging.
Nick und Ganesh beäugten sich wie zwei Duellanten. Sie
waren einerseits darauf bedacht, alle nur erdenklichen Höflichkeitsregeln einzuhalten, während jeder von ihnen andererseits darauf lauerte, dass sein Gegenüber einen Fehler
machte. Nick führte uns in die Küche und bot uns Tee an,
doch wir lehnten ab. Wir hatten eine weite Fahrt vor uns.
Penny war nicht da, was mir persönlich Leid tat.
»Sie ist in ihrem Geschäft«, erzählte Nick. »Sie wird die
nächsten paar Tage dort bleiben. Ihre Partnerin ist schon
wieder krank.«
Ganeshs Blicke
Weitere Kostenlose Bücher