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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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weg.«
Seine Argumente besaßen eine grauenhafte Logik. Ich
hatte keine Antwort. Mein Vater hatte immer gesagt, dass es
auf jedes unserer Probleme eine Antwort gibt, wenn man
nur in Ruhe darüber nachdenkt. Doch ich war nicht in der
Verfassung, in Ruhe nachzudenken, und außerdem glaube
ich nicht, dass es mir damals geholfen hätte.
Ich sagte: »Sie haben schon einmal auf mich geschossen.
Im Wald. Sie haben das Pferd dazu gebracht durchzugehen.
Wollten Sie mich treffen oder nur das Pferd erschrecken?«
»Ich wusste, dass du nicht reiten kannst«, antwortete er.
»Ich dachte, dass du dir vielleicht den Hals brichst.« Er bewegte sich leicht, während er redete, und zuckte, als hätte
jemand erneut diesen Schalter umgelegt. Als er weitersprach, klang seine Stimme halbwegs vernünftig. Ich erkannte, dass er sich selbst in diese Stimmung hineingesteigert hatte. Er war auf seine Weise genauso nervös wie ich.
Bei seinem Anschlag im Wald hatte er unerkannt im Hinterhalt gelegen. Jetzt, von Angesicht zu Angesicht, fiel es
ihm offensichtlich schwerer.
»Es tut mir sehr Leid, Fran.« Die Gewehrläufe sanken ein
wenig herab und zielten nicht mehr auf meine Brust, sondern auf meine Beine. Seine Stimme klang, als bedauerte er
alles – wenn auch nicht genug, um seine Meinung zu ändern. »Du bist wirklich ein nettes Mädchen. Aber du stellst
zu viele Fragen, und du bist zu schlau. Mir bleibt gar keine
andere Wahl, als dich aufzuhalten.«
»Ich kann das nicht glauben!«, sagte ich zu ihm. »Wie
konnten Sie so etwas tun? Wie konnten Sie Terry so etwas
antun?«
»Es war allein ihre Schuld!« Die Gewehrläufe bebten und
richteten sich wieder auf meine Brust. Ich hätte mein großes
vorlautes Mundwerk halten sollen. Ich hoffte inbrünstig,
dass er den Finger nicht um den Abzug krümmte.
»Ich habe sie geliebt! Ich habe sie wirklich geliebt!«, sagte
er heiser.
Das machte mich wütend. Meine Angst verflog, und ich
fauchte: »Sie haben Terry ermordet! Was für eine Art Liebe
soll das sein?«
»Ich wollte es nicht!«, brüllte er.
»Ach ja? Es war also ein Unfall, dass Terry am Deckenhaken gebaumelt hat? Nach den Prellungen und Flecken zu
urteilen, nachdem Sie versucht haben, sie zu vergewaltigen?«
»Halt’s Maul!«
Er war wütend, und eine Stimme in meinem Kopf sagte
mir, dass ich wirklich besser den Mund halten sollte. Je wütender er würde, desto eher würde er sich zu einer drastischen Reaktion hinreißen lassen. Eine andere Stimme sagte
mir, dass er so oder so tun würde, was er sich vorgenommen
hatte. Doch je länger ich ihn am Reden hielt und je ruhiger
wir beide blieben, desto länger hatte ich Zeit zum Nachdenken. Irgendetwas musste mir einfallen, obwohl ich nicht den
Hauch einer Ahnung hatte, was das sein sollte. Ich unternahm übermenschliche Anstrengungen. Er war nervös, verängstigt und fürchtete den Augenblick, an dem er mich erschießen musste. Auch er war vielleicht geneigt, noch ein
paar Minuten damit zu warten. Nur solange, bis er seine
Nerven wieder unter Kontrolle hatte. Nervöse Leute reden.
»Erzählen Sie mir davon!«, forderte ich ihn freundlich
auf.
»Du würdest es nicht verstehen.« Er klang düster.
»Versuchen Sie’s.«
Er zögerte. »Sie war so wunderschön. Du hast Terry nicht
gekannt, wenn sie sich zurechtgemacht hat. Als sie hier bei
euch gewohnt hat, war sie nicht mehr wie früher. Als ich sie
sah, hätte ich weinen können, wirklich. Sie sah so dünn und
schmutzig aus, so völlig verwahrlost und allein gelassen.
Aber sie hatte mich. Ich liebte sie, auch wenn sie sich so sehr
verändert hatte. Wenn du sie vor ein paar Jahren gesehen
hättest, wüsstest du, was ich meine. Sie war perfekt. Eine
zweite wie sie gibt es nicht.«
Terry, die hübsche Puppe. Alastair, Ariadne und Nick. Alle
drei hatten sie so behalten wollen, wie sie war, eingewickelt in
Zellofan. Kein Wunder, dass sie davongelaufen war. Ich
dachte an Kelly im Hof des Gestüts. Sie hatte nie auch nur
den Hauch einer Chance, Nicks Aufmerksamkeit für sich zu
gewinnen. Nick hatte nur Augen für das schöne kleine Mädchen mit den blonden Haaren gehabt, die wie Spanielohren
herabhingen. Die dicke Kelly mit den massigen Oberschenkeln hätte eine erstklassige Farmersfrau für Nick abgegeben,
fähig und hingebungsvoll. Doch was wir kriegen können,
das wollen wir nicht – und meistens wollen wir nicht haben,
was gut für uns ist.
Nick war für kurze Zeit in Erinnerungen versunken. »Ich
habe sie aufwachsen sehen.

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