Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
Vom Netzwerk:
auftauchen und mir vorwerfen würde, dass ich meine Aufgabe unten auf Astara nicht erfüllt und die alten Leute im Stich gelassen hatte. Ich hatte auch Terry selbst im Stich gelassen. Ich
hatte nicht herausgefunden, wer sie ermordet hatte, auch
wenn ich Jamie recht plausibel ein Motiv nachgewiesen hatte
und Lundy nicht ganz so plausibel ebenfalls eins. Die Vorstellung, dass Jamie und Lundy gemeinsame Sache machten,
erschien mir von Minute zu Minute wahrscheinlicher. Jamie
hatte die Sache geplant, und Lundy war sein Handlanger gewesen. Ich würde gleich morgen früh zu Janice gehen und
erneut mit ihr darüber reden. Es musste so gewesen sein. Sie
musste Jamie zumindest zum Verhör vorladen.
    Nicht, das es irgendetwas nutzen würde, nicht, wenn sie
keine Fingerabdrücke im Haus gefunden hatten, und je länger ich darüber nachdachte, desto unwahrscheinlich erschien es mir. Selbst der blutigste Amateur trug heutzutage
Handschuhe. Doch wenn es zu einem Verhör kommen
würde, würde Jamie mehr als fähig sein, Janices Fragen abzuschmettern. Er würde vernünftig antworten. Er würde dasitzen und sie gewinnend und offen angrinsen und seinen
Charme spielen lassen. Janice war wegen ihrer Scheidungsgeschichte verletzlich. Sie wäre wie Wachs in Jamies Händen, mit ihrer Kreppbluse und in einem ihrer uneleganten
Kostüme.
    Und wie könnte es auch anders sein? Jamie war schließlich kein Aussteiger, der in einem besetzten Haus wohnte,
sondern ein respektables Mitglied der Gesellschaft mit einer
sauberen Akte und wahrscheinlich ein paar einflussreichen
Freunden.
    »Du taugst nichts als Detektivin, Fran Varady«, sagte ich
zu mir. »Du steckst voller großartiger Ideen, aber unter dem
Strich hast du absolut nichts erreicht. Ein paar unscharfe
Schnappschüsse und eine Theorie über ein Testament, die
du nicht beweisen kannst.«
    Ich hatte herumgespielt, das war alles, was ich getan hatte. Mich eingemischt und die Dinge schlimmer gemacht, als
sie ohnehin schon waren. Leute wie ich machten sich überall unbeliebt. Jamie würde sich nicht damit zufrieden geben,
seinen Namen bei Inspector Morgan reinzuwaschen. Er
würde sogar versuchen, mir die Sache anzuhängen. Und
Gan, wenn es sich einrichten ließ. Er würde meine Theorie
mit einer Gegentheorie kontern, und in seinem Szenario
wäre ich die Schurkin.
    An diesem Punkt meiner düsteren Betrachtungen übermannte mich die Erschöpfung. Nicht einmal der harte Fußboden vermochte mich länger wachzuhalten. Ich fiel in einen unruhigen Schlaf.
    Ich träumte von Abbotsfield. Ich stand auf dem Friedhof
vor dem Grab, auf dem ich gesessen und mein Sandwich gegessen hatte. Die Kirche lag vor mir und Terry stand ein
Stück neben dem schiefen Kreuz. Sie trug ein langes weißes
Nachthemd. Ihr Haar flatterte um ihr Gesicht.
    Sie rief nach mir und fragte mich, was ich dort zu suchen
hätte. Ich sagte, dass ich gekommen wäre, um sie zu besuchen, und ich ging langsam zu ihr hin. Sie winkte einladend.
Doch als ich näher kam, sah ich, dass ihr Grab offen war. Es
überraschte mich nicht. Offensichtlich war sie hinausgeklettert. Jetzt bemerkte ich auch, dass ihr weißes Nachthemd
durch die Erde völlig verschmutzt war. Mir war sehr kalt,
doch ich wusste, dass ihr noch kälter war.
    Sie lächelte mit den Lippen, doch nicht mit den Augen,
die mich an die runden Glasaugen von Stofftieren erinnerten, ausdruckslos und starr. Sie streckte mir die Hand entgegen, doch ich hatte Angst, sie zu nehmen, weil ich wusste,
dass ich mich niemals wieder aus ihrem Griff würde befreien können und dass sie mich hinter sich her in das offene
Grab zerren würde.
    Ich wandte mich ab und rannte blindlings davon, bis ich
mich – mit der eigenartigen Logik von Träumen – in Terrys
Zimmer wiederfand. All die Stofftiere aus Plüsch waren da,
saßen auf der Schubladenkommode und erwachten zum
Leben, als ich eintrat. Sie wanderten umher und funkelten
mich mit ihren Glasaugen anklagend an wie Terry auf dem
Friedhof. Ich sagte ihnen, dass sie mich in Ruhe lassen sollten, und sie begannen zu quietschen, wie es Stofftiere nun
einmal tun, wenn man auf ihren Bauch drückt.
    An dieser Stelle schrak ich aus dem Schlaf. All die albtraumhaften Visionen verschwanden, doch nicht die Kälte –
und nicht das Quietschen. Es hallte noch immer in meinen
Ohren nach.
    Es war stockdunkel. Ganeshs Plastikplane hatte die
Feuchtigkeit nicht abgehalten. Kein Wunder, dass ich so
schlecht geträumt hatte. Dann hörte ich das

Weitere Kostenlose Bücher