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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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antwortete ich geduldig. »Wir haben, Ihnen bereits gesagt, dass wir nicht wissen, was sich ereignet hat.«
Er seufzte. »Hören Sie, es war ein Spiel, oder? Irgendetwas ging schief. Eine dumme Wette oder was weiß ich. Sie
waren alle völlig betrunken oder high wie sonst was. Was
davon? Beides? Es wird eine Obduktion geben. Wir werden
herausfinden, was Sie genommen haben. Es wird viel einfacher für Sie alle, wenn Sie es mir gleich sagen. Macht einen
guten Eindruck bei der Verhandlung.«
»Was für eine Verhandlung?«
»Die Verhandlung zur Feststellung der Todesursache,
welche sonst? Klingt ja fast, als hätten Sie ein schlechtes Gewissen!«
Ich hatte eigentlich kühl bleiben wollen, doch bei diesen
Unverschämtheiten verlor ich die Fassung. »Ich dachte, die
Polizei würde taktvoll und mitfühlend vorgehen, wenn so
etwas geschieht, und nicht versuchen, uns etwas anzuhängen, das völlig aus der Luft gegriffen ist!«
»Vorlaute kleine Madame, wie?« Er zeigte mit seinem Kuli
auf mich. »Aber Sie reden sich ganz schön in Schwierigkeiten,
Lady. Versuchen Sie nicht, mir frech zu kommen! Ich schreibe alles auf.« Er tippte auf sein Notizbuch. »Jedes einzelne
Wort!«
»Ihr Schnurrbart sieht aus, als hätte eine Katze ihn ausgewürgt«, sagte ich zu ihm. »Na los, schreiben Sie das auf!
Sie müssen alles aufschreiben, was wir sagen, nicht nur das
herauspicken, was Ihnen passt.«
Er steckte Notizbuch und Kugelschreiber weg. »Also schön,
ganz wie Sie meinen. Wir werden alle zusammen zur Wache
fahren und Sie vernehmen. Es wird alles auf Band aufgezeichnet. Dann können Sie alle schlauen Bemerkungen machen, die Ihnen in den Sinn kommen, Lady. Wenn das Band
dann vor dem Richter abgespielt wird, klingen Sie bestimmt
nicht mehr so schlau.«
»Werden wir verhaftet?«, fragte ich. »Welches Verbrechen
wird uns vorgeworfen?«
Er sah mich in gespieltem Entsetzen an. »Natürlich nicht,
meine Liebe! Was für eine absurde Idee!«
Ich wusste, dass wir uns weigern konnten. Auf der anderen Seite waren wir wohl kaum das, was man gut beleumundet nennt, und es war vielleicht besser, die Dinge nicht
schlimmer zu machen, als sie ohnehin schon waren. Also
gingen wir mit.
Sie nahmen unsere Fingerabdrücke. Ich war noch nie in eine Selbstmorduntersuchung verwickelt, doch das erschien
mir nicht gerechtfertigt. Ich verlangte nach einer Begründung.
»Für das Ausschlussverfahren. Wenn wir sie nicht mehr
benötigen, werden sie vernichtet.«
»Was für ein Ausschlussverfahren?«, fragte ich, doch ich
erhielt keine Antwort.
Sie trennten uns voneinander, damit wir uns nicht absprechen konnten. Ich weiß nicht, wohin sie Squib und Nev
brachten. Nev sah schrecklich aus, als sie ihn nach draußen
führten. Er war ganz grau im Gesicht und sah so schuldig
aus, schuldiger ging’s nicht. Ich hoffte nur, die Beamten
merkten, dass es ihm nicht gut ging.
Ich saß Ewigkeiten in einem kleinen kahlen Raum, unter
Beobachtung durch einen gelangweilten Bullen, der ständig
mit dem Finger im Ohr pulte und anschließend nachsah,
was sich unter dem Nagel angesammelt hatte. Ich wünschte
mir eine Tasse Tee, doch niemand bot mir eine an. Irgendwann kehrte Parry in den Raum zurück und verkündete,
dass Inspector Morgan jetzt mit mir sprechen wolle.
Bevor wir das Haus verlassen hatten, war der jüngere,
freundlichere Beamte von der Stadtverwaltung wieder erschienen, und ich hatte herausgefunden, dass sein Name
Euan lautete. Jetzt begann ich mich zu fragen, ob sie vielleicht alle Waliser waren, und falls ja, was sie in diesem Teil
von London zu suchen hatten. Planten sie vielleicht irgendeine Verschwörung? Irgendeine Art Rache für den Tod von
Llewellyn?
Inspector Morgan war, wie sich herausstellte, eine Frau. Ich
schätze, das war schlau angestellt von ihnen, Frauen unter sich
und so, und dass sie glaubten, ich würde mich ihr eher anvertrauen als einem Mann. Wenigstens kam ich doch noch zu
meiner Tasse Tee.
Sie war ziemlich jung, wie ich überrascht feststellte. Ich hatte
mir einen Inspector immer als grauhaarigen Burschen mit
schlechten Zähnen vorgestellt. Oder – für den Fall, dass es eine
Frau war – eckig wie ein Kleiderschrank. Morgan jedoch war
schick angezogen, nur ihr Haar war etwas zu nachlässig frisiert.
Wenn ich sie hätte einschätzen müssen, hätte ich sie für eine
Lehrerin gehalten. Sie hatte etwas vom Benehmen einer Lehrerin, selbstsicher bis zum Anschlag, aber stets auf der Hut.
»Miss Varady?«, fragte sie, obwohl

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