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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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revidieren musste.«
Offensichtlich war er Squib nicht begegnet. Ich hoffte,
dass es auch so blieb. Er schien schon wieder in Gedanken
versunken. Er starrte auf seinen Teller und sah sehr traurig
aus. Er tat mir Leid, und ich wurde verlegen. Ich blickte zur
Seite und bemerkte, dass die Leute am Nachbartisch zu uns
hinüber sahen und tuschelten. Wir mussten ihnen als ein
eigenartiges Paar erscheinen, Alastair und ich. Die Frau am
Tisch wirkte schockiert. Wahrscheinlich dachte sie, Alastair
hätte mich auf der Straße aufgelesen und zum Essen eingeladen, um diesem eine Fetish-Session mit Leder und Bondage folgen zu lassen. Ich bedachte sie mit einem so eisigen
Blick, dass sie errötete und wegsah.
»Stimmt etwas nicht?« Mir war nicht aufgefallen, dass
Alastair aus seiner Geistesabwesenheit zurückgekehrt war.
»Nein. Wir wurden vom Nachbartisch aus mit eigenartigen Blicken bedacht, und ich habe mit einem ebenso eigenartigen Blick geantwortet.«
»Oh?« Fast lächelte er. »Ich verstehe. Recht so.«
Eine verlegene Pause entstand. Der Kellner brachte unser
Essen. Ich war inzwischen sehr hungrig geworden und fing
gleich an.
Alastair stocherte mit der Gabel in seiner Mahlzeit herum, doch er aß nicht. »Das erste Mal lief Theresa aus der
Schule weg, als sie gerade sechzehn war. Sie kam von sich
aus wieder nach Hause, doch sie weigerte sich, zur Schule
zurückzukehren. Etwa sechs Monate darauf rannte sie erneut weg. Wir fanden sie recht schnell und überzeugten sie
zurückzukommen. Als sie achtzehn geworden war, lief sie
zum dritten Mal weg. Diesmal hatten wir größere Schwierigkeiten, sie wiederzufinden, weil sie nicht länger minderjährig war und die Behörden sich weniger hilfreich verhielten. Man wies uns darauf hin, dass Theresa schon häufiger
weggelaufen sei und es keinen Grund zu der Annahme gebe,
ihr könnte etwas zugestoßen sein. Wir versuchten alles, um
meine Enkeltochter zu finden. Wir haben uns sogar mit der National Missing Persons Helpline in Verbindung gesetzt
und ein Bild von Theresa in dieser kleinen Zeitung veröffentlicht, die die jungen Leute auf der Straße verkaufen.«
»Sie meinen The Big Issue ?« Ich versuchte mir vorzustellen, wie Alastair über der Zeitung saß, die von Obdachlosen
für Obdachlose verkauft wurde. Fast musste ich grinsen, so
unpassend erschien mir der Gedanke. Es gelang mir zum
Glück, mir nichts anmerken zu lassen.
»Wir wussten nicht, wie viele Menschen jedes Jahr spurlos verschwinden«, sagte er gerade, »bis wir mit der Helpline in Verbindung traten. Wo gehen sie nur alle hin?« Er klang
aufrichtig ratlos.
Ich hätte ihm antworten können, dass einige von ihnen
auf der Straße landeten und andere auf die schiefe Bahn gerieten. Ein paar starben wahrscheinlich, und wenige, ganz
wenige schafften es gegen jede Wahrscheinlichkeit, zu einem
normalen, guten Leben zurückzukehren. Doch ich unterbrach ihn nicht. Er wollte mir etwas erzählen. Er versuchte
mir zu erklären, was geschehen war – und nicht nur mir,
sondern auch sich selbst.
»Schließlich kam sie von ganz allein wieder nach Hause,
genau wie beim allerersten Mal. Sie war mit einer Art Hippiekonvoi auf Tour gewesen. New-Age-Traveller nennen sie
sich. Sie war in einem erbärmlichen Zustand, eine schlimme
chronische Bronchitis war bei ihr aufgetreten. Sie blieb bei
uns, bis sie wieder gesund war, und dann, eines Tages – es
war so eine triviale Geschichte …«
Er blickte ganz unglücklich drein, und so beendete ich
seinen Satz: »Es gab einen Familienstreit, und sie lief wieder
von zu Hause weg.«
»Oh, sie hat es Ihnen erzählt?«
Ich schüttelte den Kopf und schnitt eine Grimasse. Es war
immer wieder die gleiche alte Geschichte.
»Es war das letzte Mal, dass ich meine Enkelin lebendig
gesehen habe«, sagte er leise. »Wir haben uns gegenseitig
angeschrien. Ich würde alles in der Welt darum geben, wenn
ich meine Worte zurücknehmen könnte. Wenn ich Terry
zurückhaben könnte. Sie war eigensinnig und undiszipliniert, aber ich verstehe trotzdem nicht, wie jemand ihr so
etwas antun konnte. Sie war so ein wunderbares Mädchen.«
Ich murmelte, dass er nicht der Erste sei, der in einer solche Lage mit diesen Gefühlen konfrontiert werde. Dass er
sich nicht für irgendetwas die Schuld geben dürfe. Dass Terry alt genug gewesen sei, um ihre eigenen Entscheidungen
zu treffen.
»Sie hatte es nicht leicht im Leben.« Er hatte mir zugehört, doch ich glaube nicht, dass ihm irgendetwas von dem,
was ich

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