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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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Kopfüber den Becher.
Ich hatte nie Ringe an ihren Fingern gesehen, deswegen
hatte ich auch nicht erwartet, dass sie verheiratet sein könnte. Andererseits gab es keinen Grund, warum sie es nicht
hätte sein sollen.
»Ist er auch ein Bulle, äh, ich meine, ein Polizist?«
Sie grinste melancholisch. »Nein. Er arbeitet bei einer
Bank. Im Augenblick bin ich ziemlich empfindlich, was
Wohnraum angeht.« Sie nickte in Richtung des Wohnzimmers. »Tom, mein zukünftiger Ex, will unser Haus verkaufen und das Geld aufteilen. Ich will verdammt sein, wenn
ich das zulasse! Ich hab jedes einzelne Zimmer in diesem
Haus renoviert! Jeden Abend nach der Arbeit hab ich mit
einem Eimer voll Farbe auf der Leiter gestanden, während
er vor der Glotze gesessen oder sich zum Squash mit seinen
Kumpanen getroffen hat.«
Sie klang wütend. Tom stand offensichtlich ein schwerer
Kampf bevor. Ich fühlte mit ihr und machte ein paar aufmunternde Bemerkungen.
Wir kamen inzwischen ganz gut miteinander aus. Plötzlich schien Janice einzufallen, dass sie aus offiziellem Anlass
zu mir gekommen war. Sie stellte den Kaffeebecher zurück
auf den Boden und setzte sich so gerade in den Sessel, wie es
die alten Federn zuließen.
»Es hat uns zwar weitergeholfen, Fran, dass wir jemanden
gefunden haben, der bestätigen konnte, dass Sie und Porter
am fraglichen Nachmittag in Camden waren, aber der Superintendent ist immer noch nicht zufrieden. Er will einfach
nicht glauben, dass Sie so wenig über Theresa Monkton wissen. Wohin sie tagsüber ging und mit welchen Leuten sie
sich traf. Sie hat bei Ihnen gewohnt. Selbst wenn sie nicht
viel geredet hat, muss sie doch die eine oder andere Bemerkung von sich gegeben haben? Wenn man mit anderen
Menschen zusammenlebt, findet man ganz unweigerlich so
einiges über sie heraus. Ich hab zum Beispiel eine Menge
über Tom herausgefunden, indem ich mit ihm zusammengelebt habe. Nicht, weil er es mir erzählt hätte, sondern weil
man vor Menschen, mit denen man Tag und Nacht zusammen ist, nichts verbergen kann. Entweder strengen Sie sich
nicht genug an, Fran, oder Sie verschweigen uns absichtlich
irgendetwas. Geben Sie sich eine Chance, Fran. Geben Sie mir
eine. Erzählen Sie mir mehr über Theresa, ja?«
Ich sagte, dass ich das gerne täte, wenn ich nur könnte,
aber wie gesagt, ich hatte Theresa einfach nicht gekannt,
auch wenn wir uns jeden Tag gesehen hatten. »Was ist mit
ihrer Familie? Ihre Familie weiß doch sicher mehr über Theresa als irgendjemand sonst?«
»Sie hatte sich seit Monaten nicht mehr gemeldet. Ihre
Angehörigen haben nach ihr gesucht. Sie können sich vorstellen, wie es ihnen im Augenblick geht.«
Ich sah mich verzweifelt in der kahlen Küche um. »Und
was ist mit Lucy? Lucy hat Theresa mit zu uns gebracht!
Haben Sie Lucy gefunden?«
»Lucy Ho? Ja. Sie lernte Theresa zufällig in einem Pub
kennen und hatte Mitleid mit ihr.« Janice sah deprimiert
und ärgerlich zugleich aus. »Allmählich fange ich an zu
glauben, dass dieses Vakuum rings um ihre Person Absicht
gewesen ist.«
Sie sah, dass ich im Begriff stand, jegliche Verantwortung
von mir zu weisen, und fügte hastig hinzu: »Ich meine damit nicht, dass Sie oder einer der anderen dahinter steckt.
Ich meine, dass Theresa dieses Vakuum selbst hergestellt
hat.«
Janice zögerte, als wäre sie unsicher, ob sie mich noch
weiter einweihen sollte. Dann beugte sie sich vor und fuhr
rasch fort: »Fran, denken Sie darüber nach: Keine Freunde,
keine Besucher, keine Hintergrundinformationen über ihre
eigene Person, kein Versuch, sich mit den anderen anzufreunden oder überhaupt Kontakt zu haben. Für mich sieht
das nach jemandem aus, der sich versteckt. Jemandem, der
Angst hat, Spuren zu hinterlassen.«
Ich dachte darüber nach und musste zugeben, dass sie
möglicherweise Recht hatte.
»Sie hat peinlich genau darauf geachtet, keinerlei Spuren
zu hinterlassen, die jemand anderes verfolgen kann«, beharrte Janice. Ich sah ihr an, dass es ihre Lieblingstheorie
war.
Ich spielte den Advocatus diaboli . »Irgendjemand ist ihr
aber gefolgt. Denn irgendjemand hat sie gefunden.«
Es klang vielleicht hartherzig, aber ich meinte es nicht so.
Ich fühlte mich mit einem Mal schuldig. Nicht ein einziges
Mal war mir der Gedanke gekommen, dass Terry vielleicht
verängstigt gewesen sein könnte, dass sie die ganze Zeit über,
die sie bei uns gewesen war, in Furcht gelebt und Hilfe gebraucht hätte. Keiner von uns hatte ihr Hilfe angeboten.

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