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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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Fauxpas. Er erwartete nichts anderes von mir. Seine Gedanken waren auf etwas ganz anderes gerichtet.
»Also sind Sie hierher gekommen, ohne auch nur einen
Penny für einen Anruf in der Tasche zu haben? Sie sind völlig abgebrannt?«
Es war klar, was er dachte, und ich fühlte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. »Ich bin hergekommen, um mit Alastair zu reden. Das habe ich Ihnen bereits gesagt!«
»Nicht rein zufällig, um ihn anzupumpen?«
Sehr kalt antwortete ich: »Sie haben nicht das geringste
Recht, so etwas zu sagen! Sie kennen mich doch gar nicht!
Sie wissen nicht, warum ich hier bin, und es geht Sie nicht
das Geringste an, wie ich die Sache sehe!«
»Ein richtiger kleiner Daniel sind Sie, was? Springen mitten hinein in die Löwengrube! Oder haben Sie vielleicht gedacht, Alastair würde allein leben?«
Tatsächlich hatte ich das angenommen – dumm von mir.
Offensichtlich war es nicht der Fall. Indirekt hatte er zwar
andere erwähnt, doch ich hatte nicht geglaubt, dass alle unter einem Dach wohnten. Im Augenblick interessierte mich
jedoch nur, ob James hier neben mir ein ständiges Mitglied
des Haushalts war oder – wie ich – nur zu Besuch.
Als ich nicht antwortete, schenkte er mir ein selbstgefälliges Grinsen. Ich tat, als bemerkte ich es nicht.
Wir erreichten die Kreuzung zu Lords Farm . James kurbelte am Lenkrad, und wir bogen nach links ab und kurz
darauf nach rechts. Wir folgten nun einem einspurigen
Fahrweg in sehr schlechtem Zustand, der sich sanft ansteigend durch die umliegende Hügellandschaft zog. Hinter
einfachen Zäunen weideten Pferde. Die Wiesen schienen
bereits zum Gestüt zu gehören.
Ich musterte James ein weiteres Mal verstohlen von der
Seite. Ich schätzte ihn auf Ende zwanzig. Er war kräftig gebaut und sah auf eine bodenständige Art und Weise gut aus.
Und was ihn da kräftig aussehen ließ, waren Muskeln, kein
Fett. Ich gewann den Eindruck, dass er ganz gut auf sich
aufpassen und mit so ziemlich jedem fertig werden konnte,
der sich ihm in den Weg stellte.
Ich sah ihm an, was er über mich dachte. Ich bemerkte,
wie er mich mehrmals verstohlen von der Seite ansah, genau
so, wie ich ihn musterte, und ich bemerkte auch den bösen
Zug um seinen Mund. Schließlich begegneten sich unsere
Blicke, und wir sahen beide hastig weg. Er fragte sich wohl,
was er mit mir anfangen sollte. Ich glaube, es fehlte nicht
viel, und er hätte mich in einer scharfen Kurve aus dem fahrenden Wagen gestoßen. Auf der anderen Seite war er neugierig, was ich von Alastair wollte.
Plötzlich fuhren wir an einem Holzschild vorbei mit einem
gemalten Pferdekopf und den Worten ASTARA STUD darunter. Ein paar Tannen standen zu beiden Seiten der Einfahrt. James bog schwungvoll von der Straße ab und raste einen langen Fahrweg hinunter, der zu beiden Seiten von lila
blühenden, hoch aufgeschossenen Sträuchern gesäumt war,
die ich als Sommerflieder erkannte. Sommerflieder wächst
überall, wo die Samen hinkommen, vorzugsweise rechts und
links der Eisenbahngleise rings um London. James bremste so
vor dem größten einer Reihe von Gebäuden, dass er zu allen
Seiten weg spritzende Kieselsteine aufwirbelte.
»Da wären wir also«, sagte er.
Ich starrte durch das Wagenfenster. Das Haus vor uns
schien das Hauptgebäude zu sein. Es war ein Bau aus roten
Ziegelsteinen, die Schiebefenster von weißen Rahmen und
Stürzen eingefasst, der Baustil wohl georgianisch. Auf der
linken Seite erstreckte sich ein Anbau aus jüngerer Zeit und
bildete einen eigenen Flügel. Das Erdgeschoss sah aus, als
seien darin Büros untergebracht.
Der wirklich faszinierende Teil befand sich auf der anderen Seite des Haupthauses. Der ehemalige Hof vor den Stallungen war beträchtlich erweitert worden. Reihen von Ställen umgaben jetzt einen rechteckigen Hof. Zwischen den
Stallungen und der Zufahrt lag eine Werkstatt. Dahinter
konnte ich einen Blick auf einen modernen Bungalow werfen. Zu dem allgegenwärtigen Sommerflieder hatte man eine Rhododendrenhecke gepflanzt, entweder als Sichtschutz
für den Bungalow oder um das Hauptgebäude von den einfacheren Bauwerken abzuschirmen.
James beobachtete mich, während ich all das in mich aufnahm. Er glaubte wahrscheinlich immer noch, ich wäre gekommen, um Alastair um Geld anzugehen. Er war sicher,
dass er es verhindern konnte, falls dem so war. Ich fragte
mich, ob sie Hunde hielten – von der Sorte, die unwillkommene Besucher vertreiben konnte.
»Danke fürs Mitnehmen!«, sagte ich so

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