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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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Alastairs Gestüt und sehen, was sich dort ergab.
    Heutzutage geht man im Allgemeinen davon aus, dass jeder
über ein Transportmittel verfügt. Ich verfügte über keines,
wenn man von meinen Füßen absieht. Als ich aus Abbotsfield aufbrach, war es sechs Uhr abends. Ich kam an einer
öffentlichen Toilette auf einem Parkplatz vorbei und machte
mich ein wenig frisch, ohne viel Erfolg. Ich fühlte mich immer noch verschwitzt, staubig und unordentlich. Die Stiefel
waren nicht zum Marschieren geeignet, und bald darauf
humpelte ich.
    Ich fühlte mich eigenartig auf der Straße, auffällig wie ein
Paradiesvogel, nicht nur, weil ich zunehmend stärker humpelte, sondern auch, weil niemand außer mir zu Fuß unterwegs war. Es war nicht wie in den Londoner Straßen, wo
man ununterbrochen angerempelt wurde oder selbst Passanten anrempelte. Es gab nicht einmal einen Bürgersteig,
nichts außer einem schmalen Trampelpfad neben der Straße. Es gab keine Häuser und daher wohl auch keinen
Grund, über die Straße zu marschieren. Man ging eben einfach nicht zu Fuß in dieser Gegend.
    Fahrzeuge kamen vorbei, und ein paar verlangsamten ihre Fahrt, als die Fahrer – Männer – mich musterten. Mir
wurde bewusst, dass ich wie eine Anhalterin aussah. Ich
steckte die Hände entschlossen in die Taschen, um zu demonstrieren, dass ich keinen Daumen hochhielt. Großmutter Varady hat immer News of the World und ähnliche Zeitungen gelesen. Sie waren das Beste, wenn es um Geschichten von Vergewaltigungen und Mord an jungen Frauen
ging. Großmutter las die Einzelheiten mit Begeisterung vor.
    »So etwas darfst du nie tun, Darrlink.« Sie spähte mich
über ihre Brillengläser hinweg an, während sie mir die Zeitung unter die Nase hielt und mit dem Daumen die typische
Geste aller Anhalter imitierte. »Diese Männer sind überall
da draußen! Teufel! Sie liegen auf der Lauer und warten nur
auf junge Mädchen!«
    Trotz Großmutter Varadys Vorträgen war ich mehr als
einmal per Anhalter unterwegs gewesen. Ich hielt mich an
die Regel, die mir eine Zufallsbekanntschaft in einer Kaffeestube der Heilsarmee beim Kings Cross an einem kalten
Winterabend mit auf den Weg gegeben hatte. Sie ging in der
Gegend auf den Straßenstrich. Ich war nur zufällig durchgekommen. Sie war von der munteren Sorte, nachdem ich erst
klargestellt hatte, dass ich wirklich nur auf einen heißen
Kaffee vorbeigekommen war und keinerlei Absicht hegte,
ihr Konkurrenz zu machen. Sie wollte weg vom Strich, wegen ihrer Krampfadern, doch ihr Freund duldete es nicht
und verprügelte sie, wenn sie sich beschwerte.
    »Es ist ganz schön schwer, mit einem Minirock in der
Kälte zu stehen und sich den Hintern abzufrieren!«, sagte
sie. »Und es geht unheimlich auf die Knochen, besonders
auf die Beine.«
    Ihre Regel lautete: »Steig nie, niemals in einen Wagen mit
einem Kerl, der unter fünfunddreißig ist.«
Das Gespräch kam mir wieder in den Sinn, während ich
die Straße entlang wanderte. Ich erinnerte mich auch an ihren zweiten Rat, niemals einen Rock zu tragen, der so eng
ist, dass man nicht rennen kann. Und Stahlplättchen unter
den Absätzen zu tragen, damit man die Windschutzscheibe
heraustreten kann, falls man wirklich einmal in den falschen
Wagen gestiegen und es hart auf hart kam. Ich musste nie
zu diesem Mittel greifen, auch wenn ich mehr als einmal in
Ringkämpfe mit verschwitzten Truckern verwickelt war. Im
Großen und Ganzen waren sie keine Bedrohung gewesen.
Sie hatten alle Frau und Kind und wollten nur ein wenig
Gesellschaft, weiter nichts. Schlimm war nur, wenn sie einen
mit ihren Geschichten von der Familie und Fotos von den
Kindern und spanischen Ferienstränden zu Tode langweilten.
Ich dachte über all das nach, während ich über den
Trampelpfad humpelte und nach der Abzweigung Ausschau
hielt, die zu Lords Farm führen sollte. Ich glaubte schon, ich
hätte sie verpasst, und stand im Begriff kehrtzumachen und
nachzusehen, als einer der vorbeifahrenden Wagen anhielt.
Der Fahrer sprang heraus und rief: »Willst du mit?«
Es war ein großer schicker Wagen, ein Volvo. Der Fahrer
war ein großer, ebenso schicker Typ. Er trug ein grün kariertes Hemd und eine von jenen ärmellosen khakifarbenen
Jacken mit aufgesetzten Taschen. Er sah selbstbewusst aus
und versuchte ganz ohne Zweifel sein Glück.
Ich sagte ›nein danke‹, ich hätte es nicht mehr weit. Ich
hoffte inbrünstig, Letzteres möge der Wahrheit entsprechen –
viel weiter konnte ich

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