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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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als ich die Telefonzelle gefunden hatte – außerdem
hätte ich nicht einmal passendes Kleingeld gehabt. Außerdem, falls ich anrief, konnte irgendjemand das Gespräch
annehmen, und wer immer dieser Jemand war, er würde
möglicherweise weit weniger freundlich reagieren als – wie
ich hoffte – Alastair. Falls Alastair überhaupt da war. Was,
wenn er nicht da war? Was würde ich in diesem Fall tun?
    Inzwischen murmelte ich vor mich hin wie die Verrückte
Edna. Ich redete mir ein, dass ich nicht zu diesem Gestüt,
diesem Astara Stud , gehen sollte. Doch wenn ich jetzt kehrt
machte, nachdem ich so weit gekommen war, würde ich
nicht nur jegliche Selbstachtung verlieren. Ganesh würde
sich wochenlang über mich kaputtlachen.
Ich fasste mir ein Herz und machte mich auf die Suche
nach einem Bus, der mich nach Abbotsfield bringen würde.
    Ich hatte Glück, überhaupt einen Bus zu finden. Ich kam
spät am Nachmittag in Abbotsfield an, gegen fünf Uhr. Zwei
Frauen mit Einkaufstaschen stiegen aus und verschwanden
rasch. Ich stand allein an der Haltestelle und sah mich unschlüssig um.
    Wenn man gern auf dem Land ist, dann war die Fahrt
hierher gar nicht schlecht. Die Landschaft war hübsch,
glaube ich, doch was mich anging, hätte ich auch auf dem
Mond sein können. Ich bin eine Städterin, durch und
durch, und das wurde mir nun mit grauenhafter Klarheit
deutlich, mehr noch als in Basingstoke, wo es wenigstens eine Reihe von Läden und eine Fußgängerzone gegeben hatte.
Ich mag Steinmauern. Bei Steinmauern weiß man, woran
man ist. Man biegt um eine Ecke und findet noch mehr
Steinmauern. Wenn man auf dem Land um eine Ecke biegt,
weiß man einfach nicht, was einen erwartet. In einer Stadt
kann man sich verstecken. Auf dem Land kann man das
nicht, oder jedenfalls ich konnte es nicht. Alles war viel zu
offen. Meilen um Meilen leere Felder. Andererseits konnte
man hier eine Leiche verscharren, und niemand würde je
eine Spur von ihr finden.
    Von diesem Gedanken war es nur noch ein Schritt bis zu
der Frage, wer mich finden würde.
Abbotsfield war ein zersiedelter Flecken Land, um einiges
größer, als ich erwartet hätte. Das Zentrum bestand aus einer Reihe von Cottages, einer Kirche, zwei Pubs, einem
Postamt mit Gemischtwarenladen, einer Werkstatt und Lisa
Marie, Damen- und Herrenfriseur. Dahinter lagen ein großes
Wohnhaus mit städtischen Mietwohnungen und eine
Grundschule. Am Stadtrand befand sich ein Neubauviertel
mit Bungalows.
Nachdem ich alles soweit erkundet hatte, kehrte ich zum
Gemischtwarenladen zurück, der noch immer geöffnet hatte. Er sah aus wie die Sorte Geschäft, die so lange nicht
schließt, wie irgendjemand, der aussieht, als wollte er etwas
kaufen, auf der Straße ist. Mr. Patels Laden funktionierte
nach dem gleichen Prinzip. Ich ging hinein und kaufte eine
Tüte Milch und fragte die Verkäuferin nach dem Weg zum
Gestüt Astara.
Sie war offenkundig neugierig. Sie schien alles über Terrys Tod gehört zu haben. Doch sie sagte mir, in welche
Richtung ich gehen musste, nämlich den Hügel hinunter,
raus aus Abbotsfield und dem Wegweiser nach Winchester
folgen. Anschließend sollte ich nach einer Abzweigung suchen, die zu Lords Farm führe.
»Da ist das Gestüt?«, fragte ich verblüfft.
Sie sagte nein, es sei bloß eine Farm, doch das Gestüt sei
an der Hauptstraße nicht ausgeschildert. Man wollte es Besuchern wohl nicht so einfach machen.
Ich dankte ihr und ging zur Kirche. Ich konnte nicht hinein, sie war verschlossen, doch der Eingang war ganz interessant, ein runder normannischer, auf Kragsteinen ruhender Bogen mit fremd anmutenden geometrischen Steinmetzarbeiten. Die Motive der Seitenpartie waren unter dem
Einfluss von Zeit und Witterung unkenntlich geworden. Es
gab einen Kirchhof mit Gräbern, ebenfalls sehr alt, moosüberwachsen, die Inschriften nicht mehr zu entziffern, doch
in der hintersten Ecke befanden sich ein paar Gräber aus
jüngerer Zeit. Die Sonne neigte sich dem Horizont zu, und
es war nicht mehr so heiß, sondern angenehm warm und
freundlich. Ich setzte mich auf einen Grabstein und verzehrte mein Tunfischsandwich, während ich mich ein wenig wie
die verrückte Edna fühlte und vielleicht auch so aussah. Die
Sandwiches standen kurz davor, ungenießbar zu werden; sie
waren warm und weich. Vielleicht bekäme ich eine Lebensmittelvergiftung. Ich trank meine Milch und fasste endlich
einen Entschluss. Viele Möglichkeiten hatte ich nicht. Ich
musste zu

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