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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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mit diesen Stiefeln nicht mehr laufen.
Er grinste. »Komm schon, Süße, spring rein.«
Niemand, wirklich niemand nennt mich »Süße«.
»Bist du taub oder was, Süßer ?«, entgegnete ich scharf.
»Ich hab ›nein‹ gesagt!«
Er schnitt eine Grimasse und grinste immer noch. »Oh,
eine tapfere kleine Lady! Wohin soll’s denn gehen?«
»Zieh Leine!«, sagte ich müde. Ich wollte mich nicht weiter mit ihm abgeben.
»Hey, kein Grund, so mit mir zu reden«, sagte er. »Ich
bringe Sie hin, wohin immer Sie wollen. Wir könnten unterwegs irgendwo einen Kaffee trinken.«
Ich glaubte es einfach nicht. Konnte ein Mensch so dämlich sein und glauben, ich würde auf so einen Spruch hereinfallen?
»Du musst sie nicht mehr alle beieinander haben«, sagte
ich, und anscheinend hatte es überzeugend geklungen, denn
er wurde ärgerlich.
»Hören Sie«, sagte er böse, »Sie marschieren hier über die
Straße und wollen mitgenommen werden, stimmt’s?«
»Falsch. Ich besuche jemanden.«
Er blickte sich in einer übertriebenen Geste suchend um.
Nirgendwo war ein Haus zu sehen. »Und wo?«
Ich verschwendete hier meine Zeit. Ich setzte mich wieder
in Bewegung, und obgleich meine Füße wirklich schmerzten, verkniff ich mir das Humpeln, solange er mich sehen
konnte. Wenn chinesische Edelfrauen mit ihren gebundenen Füßen normal gehen konnten, dann konnte ich das mit
meinen Pixieboots auch.
Er stieg wieder in den Wagen und fuhr mit einer geübten
Leichtigkeit neben mir her, aus der ich schloss, dass er es
nicht zum ersten Mal machte. Kings Cross ist voll von Typen dieser Sorte, die langsam am Straßenrand entlang fahren, bis sie einen Polizisten sehen, und dann Gas geben, als
wären sie in Silverstone.
Nachdem es eine Weile so gegangen war, hielt er ein kurzes Stück vor mir wieder an, stieg aus und versperrte mir
den Weg.
»Also schön«, sagte er. »Sie haben gewonnen. Wie heißen
diese Leute, die Sie besuchen wollen?«
Ich unterdrückte die erste Antwort, die mir auf den Lippen lag. Ich dachte, dass er möglicherweise ein Einheimischer war, und wenn ich ihm sagte, dass ich nach Astara suchte, würde er wissen, wo es lag. Sicherheitshalber fügte
ich den Namen von Alastair hinzu.
Die Reaktion war außergewöhnlich. Das Grinsen auf seinem Gesicht war wie weggewischt. »Dann haben wir die gleiche Richtung. Ich bin James Monkton.« Er runzelte die Stirn
und sah mich verwirrt an; offensichtlich wusste er nicht, was
er weiter sagen sollte.
O Scheiße, dachte ich. Ausgerechnet!
»Aber ich kenne Sie nicht«, fuhr er schließlich zweifelnd
fort. Sein Verhalten ließ erkennen, dass er eine bessere Sorte
von Bekanntschaften gewohnt war.
»Ich bin Fran Varady«, stellte ich mich vor. »Ich kannte
Terry … Theresa.«
Einen Augenblick lang schwieg er. Zwei Wagen rasten
vorüber. Dann schlich sich ein hässlicher Ausdruck auf sein
Gesicht, und er sagte: »Sie sind diese Frau, mit der Alastair
in London geredet hat! Sie haben in diesem Haus gewohnt,
mit Theresa! Was zur Hölle haben Sie in dieser Gegend zu
suchen?«
»Das ist meine Sache, in Ordnung?« Die Straße war jetzt
leer, und wir standen wieder allein auf dem Trampelpfad. Ich
hoffte nur, dass ich nicht so nervös aussah, wie ich mich fühlte.
»Und ich mache sie zu meiner!«, entgegnete er. »Kehren
Sie augenblicklich um und verschwinden Sie dahin, wo Sie
hergekommen sind!«
»Alastair hat gesagt, dass ich ihn besuchen soll. Er hat mir
seine Karte gegeben.« Ich blieb standhaft und hoffte, dass er
meine Halbwahrheit nicht durchschaute. James würde wohl
kaum wissen, was Alastair und ich besprochen hatten.
Er überlegte einen Augenblick, dann lenkte er ein. »Dann
bringe ich Sie zu ihm. Besser, wenn Sie kein krummes Ding
versuchen! Ich werde Sie im Auge behalten!« Er deutete auf
seinen Wagen und fuhr sarkastisch fort: »Los schon, steigen
Sie ein. Ich meine es ehrlich.«
»Danke«, sagte ich zu ihm. Ich warf meinen Matchbeutel
auf den Rücksitz, und wir fuhren los.
»Alastair hat nicht gesagt, dass er Besuch erwartet.« Er
blickte mich fragend von der Seite an.
Ich fühlte mich einigermaßen töricht. »Wir haben keinen
genauen Termin abgesprochen. Er sagte, ich solle kommen,
sobald … wenn ich Lust hätte. Es war eine spontane Entscheidung. Ich wollte eigentlich von Basingstoke aus anrufen,
aber ich hatte keine Münzen für die öffentliche Telefonzelle.«
Es klang wenig überzeugend und war der Gipfel an schlechten Manieren. Doch James störte sich nicht an meinem

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