Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
Vom Netzwerk:
gesprochen.« Seine Haltung legte nahe, dass ich die Erste war,
die seiner Meinung nach zum Verhör vorgeladen werden
sollte.
»Mehrmals«, versicherte ich ihm.
Seine Gesichtszüge zuckten. »Und die Polizei ist darüber
informiert, dass Sie sich hier aufhalten?«
Dank meines Anrufs bei Janice konnte ich von ganzem
Herzen versichern, dass Inspector Morgan über meinen
Aufenthaltsort informiert sei.
Seine Fingerspitzen tippten gegeneinander, während er
mich so lange schweigend anstarrte, dass ich richtig nervös
wurde.
»Waren Sie eng mit Miss Monkton befreundet?«
»In London gab es kaum jemanden, der ihr näher gestanden hätte«, sagte ich und hatte eine leise Ahnung, dass meine Antwort der Wahrheit sehr nahe kam.
Die Auskunft gefiel ihm nicht. Die tippenden Finger erstarrten. Er presste die ohnehin dünnen Lippen zusammen
und blähte die Nasenflügel. »Hat sie mit Ihnen über Ihr Zuhause gesprochen? Oder über ihre Familie?«
Im vollen Bewusstsein der Tatsache, dass er nichts von
dem nachprüfen konnte, was ich ihm erzählte, sagte ich:
»Ziemlich oft, ja.«
Ich fragte mich, ob er Schach spielte. Er beobachtete
mich, als überlegte er seinen nächsten Zug und wiege meinen möglichen Gegenzug ab. Wahrscheinlich hätte er einen
guten Schachspieler abgegeben. Schließlich sagte er vorsichtig: »Allerdings, wenn ich richtig informiert bin, haben Sie
der Polizei mitgeteilt, dass Sie sehr wenig über Theresa
wüssten?«
Ja, er hätte einen guten Schachspieler abgegeben. Gut
darin, die Schwächen seines Gegners zu entdecken, ohne
sich selbst zu verraten.
»Nichts, das mit ihrem Tod in Zusammenhang steht,
nein. Wir dachten, sie sei außer Haus, während sie in Wirklichkeit …« Ich deutete zur Decke hinauf. »Der Gedanke,
dass wir unten gesessen haben und sie … dass sie an der Decke hing … sie so zu finden.«
»Ja, ja«, sagte er knapp. »Ganz recht. Diese Geschichte ist
höchst unglücklich. Sie hat nicht rein zufällig irgendwann
einmal von der Zukunft gesprochen? Beispielsweise über das
Gestüt?«
»Nur ganz vage«, sagte ich ausweichend.
Er wusste nicht genau, was er mit meiner Antwort anfangen sollte, und saß dort mit seinen durchbohrenden Augen,
umgeben von ungesund weißer Haut, die aussah wie
daneben gegangene pochierte Eier. »Und Ihr persönliches
Interesse an dieser Sache?«
Es blieb mir erspart, eine Antwort zu finden, die diesen
modernen Torquemada befriedigen würde, denn in diesem
Augenblick klopfte es an der Tür, und Ruby trat ohne weitere Umschweife ein.
»Mrs. Cameron ist jetzt soweit, Sie zu empfangen, Mr.
Watkins«, sagte sie. »Möchten Sie nach oben gehen?«
Watkins erhob sich aus dem Sessel – ich hätte schwören
können, dass seine Knie krachten – und sammelte die alte
verschrammte Ledertasche auf, die er wahrscheinlich gekauft
hatte, als er nach der Universität seine erste Stelle in einer
Anwaltskanzlei angetreten hatte. Er nickte mir unmerklich
zu und verließ das Zimmer.
»So«, sagte Ruby, ohne sich ihre Überraschung anmerken
zu lassen, mich hier vorzufinden, bei einem Tête-à-tête mit
dem Anwalt, wo sie mich doch in der Küche zurückgelassen
hatte.
Da sie nicht nach einer Erklärung fragte, lieferte ich ihr
auch keine. Ich folgte ihr zurück in die Küche in dem Gefühl, dass das Gespräch mit dem Anwalt nicht sonderlich
gut verlaufen war. Watkins war misstrauisch. Sobald ihm
wieder einfiel, wo er mich schon einmal gesehen hatte – und
es würde ihm einfallen, ohne Zweifel – würde er Jamie auf
der Stelle informieren.
Jamie würde wütend sein und glauben, dass ich ihm hinterherspioniert hatte. Trotzdem war er wahrscheinlich nicht
in der Position, etwas dagegen zu unternehmen. Alles hing
davon ab, was er in diesem Restaurant mit Watkins besprochen hatte. Auch Watkins hatte möglicherweise Dreck am
Stecken. Er wäre nicht der erste Anwalt, der das Gesetz
beugte, und ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass dieses
Treffen gestern im Weinlokal genau aus diesem Grund
stattgefunden hatte.
    Ruby führte mich zur rückseitigen Veranda, und ich inspizierte die Sammlung alter Gummistiefel. Ich fand ein Paar in
einer kleinen Größe, das vermutlich Terry gehört hatte. Ich
stellte meinen Fuß probeweise daneben. Ich schlüpfte nicht
gleich hinein, weil die Stiefel innen voller Spinnweben waren.
Wenn es etwas gibt, das ich auf den Tod nicht leiden kann,
dann meinen Fuß in einen Schuh zu stecken, in dem irgendein Tier lauert. In unserem Haus war das ziemlich

Weitere Kostenlose Bücher