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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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häufig geschehen. Hauptsächlich Asseln und Spinnen, gelegentlich
auch Silberfischchen, gegen die ich ganz besonders allergisch
war, weil sie einem so schnell entglitten. Ich hatte mir angewöhnt, die Schuhe heftig gegeneinander zu klopfen, bevor ich
hineinstieg, um so sehen zu können, was herausfiel.
    Ruby brachte mir eine schauderhaft aussehende gewachste
Jacke »für den Fall, dass es anfängt zu regnen«. Ich nahm sie
dankbar entgegen und hoffte, dass ich in den alten Gummistiefeln und der Barbourjacke ein wenig mehr wie jemand
von hier aussah, als dies gestern der Fall gewesen war.
    Ich ging mit den Stiefeln nach draußen und schlug sie gegen die Wand, um alle ungebetenen kriechenden Gäste zu
vertreiben. Wie vermutet waren die Stiefel voller Staub und
toter Spinnen. Als ich sicher war, dass nichts mehr darin
lauerte, schlüpfte ich hinein. Die Gummistiefel waren ziemlich eng, stellte ich fest, als ich in ihnen zur Vorderseite des
Hauses stapfte. Vor dem Haus parkte ein blauer Mercedes.
Watkins’ Mandanten schienen gut zu zahlen. Ich blieb stehen, um den Wagen zu bewundern, und ein weiterer Wagen
bog in die Auffahrt ein und blieb neben mir stehen. Die Tür
ging auf, und eine Blondine stieg aus.
    Sie war in den Vierzigern und trug ein Outfit, das noch
weit weniger in diese Umgebung passte als meine Klamotten
an meinem ersten Tag hier draußen auf dem Land. Es bestand aus einem kurzen schwarzen Rock und hauchdünnen
schwarzen Nylonstrümpfen, eine Wahl, die sie hätte nicht
treffen dürfen, weil ihre Beine zwar ausgesprochen hübsch,
ihre Knie jedoch hübschhässlich, weil knubbelig waren. Die
zu diesem Ensemble gehörende Jacke war orangerot mit
großen verschnörkelten Goldknöpfen und sah kostspielig
aus. An den Füßen trug sie flache Slipper, wahrscheinlich
zum Fahren. Die restliche Kleidung schrie förmlich nach besonders hochhackigen Stöckelschuhen. Ihr dichtes schulterlanges Haar wirkte, als sei es von der Sonne gebleicht, sie
trug es nach hinten gebürstet, wo es von einem Haarband
gehalten wurde. Ich schätzte, dass Diät zu halten für sie einfach zum Leben dazugehörte. Ihre Haut war gebräunt, und
ihr Gesicht sah streng und unnatürlich straff aus. Sie ähnelte
Terry so sehr, dass für mich kein Zweifel bestand: Das war
ihre Mutter, Marcia Monkton.
    Sie hatte mich ebenso kritisch gemustert. »Wer sind Sie?«,
fragte sie schließlich, ohne sich mit langen Vorreden aufzuhalten.
    Da es das zweite Mal war, dass ich an diesem Morgen von
einem mir wildfremden Menschen verhört wurde, reagierte
ich schneller.
    »Fran Varady«, sagte ich und fügte hinzu: »Und Sie sind
Terrys Mutter.«
Sie blinzelte. »Theresas Mutter!«, korrigierte sie mich eisig.
»Bitte verzeihen Sie. Wir nannten sie Terry, weil wir sie
so kennen gelernt haben und sie nie anders genannt werden
wollte.«
»Wer ist wir ?« Ohne Luft zu holen, beantwortete sie ihre
Frage selbst: »Sie sind eine von diesen schrecklichen Alternativen, die in diesem besetzten Haus gewohnt haben!«
Selbst wenn ich ihr zugute hielt, dass sie der Ereignisse
wegen angespannt war, so benahm sie sich ausgesprochen
grob und unhöflich. Ich versuchte ihr zu erklären, dass ich
für meinen Teil stets versucht hatte, einer Arbeit nachzugehen, und dass das Haus unser Heim gewesen war und wir es
gemocht hatten.
Sie zuckte die Schultern. »Vielleicht war es für Sie und Ihre Freunde das Richtige. Nach dem, was die Polizei uns gesagt hat, war es nicht die Art Unterkunft, von der ich denke,
dass sie meiner Tochter zugesagt hätte.«
Ich hielt es für angebracht, ihr auf die eine oder andere
Weise mein Beileid auszusprechen, doch sie nahm es nicht
gut auf.
»Es tut Ihnen Leid? Das sollte es Ihnen verdammt noch
mal auch, Ihnen allen! Gott weiß, was in diesem Haus vorgegangen ist …«
Der Kies hinter uns knirschte, und ich wandte mich um.
Jamie kam uns entgegen. »Marcie! Wir haben nicht damit
gerechnet, dass du noch einmal vorbeischaust!«
»Hallo Jamie.« Sie ging an mir vorbei, und sie küssten sich
auf die Wangen. »Ich bin auf dem Weg zur Küste und zur
Fähre. Ich dachte, ich schaue besser noch einmal rein und vertrage mich wieder mit dem alten Burschen. Wir hatten einen
ziemlichen Streit, als ich zur … zur Beerdigung hier war.«
»Er konnte dich verstehen, Marcie. Mach dir deswegen
keine Gedanken. Er weiß, wie sehr dich das alles mitgenommen hat.«
Jamie blickte von Marcia zu dem blauen Mercedes und
wieder zurück. Ihre Ankunft

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