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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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die Eiskönigin immer noch nervös
auf und ab wanderte. Ihre blonde Mähne schimmerte im
Licht der Straßenlaterne, eine Lili Marlen der Gegenwart.
Dann geschah etwas sehr Merkwürdiges.
Ganz unerwartet wandte sie sich um und rannte in offensichtlich blinder Panik und mit wehender Mähne in Richtung ihres Wagens los.
Sekunden später heulte ein Motor auf, und Scheinwerferlicht erhellte die Straße. Ihr Wagen schoss vorbei, doch in
dem Augenblick, in dem er außer Sicht war, quietschten
Bremsen und Reifen; noch mehr Lärm von hochtourig gefahrenen Motoren, gefolgt vom protestierenden Kreischen
und Krachen von Metall auf Metall. Irgendetwas musste sie
dazu gebracht haben, wieder aus dem Wagen zu springen,
denn sie tauchte erneut auf und rannte in Richtung des Gebäudes. Mehrere uniformierte Gestalten in schweren Stiefeln folgten ihr dicht auf den Fersen.
»Wir müssen nicht springen«, rief ich erleichtert zu Lauren genau über mir hinauf. »Die Polizei ist da, Gott sei
Dank!«
Es passiert höchst selten, dass ich Dankbarkeit verspüre,
wenn die Jungs in Blau auf der Bildfläche erscheinen.
»Wurde aber auch Zeit!«, kommentierte sie das Ereignis
missmutig wie immer.
Von unserem windgepeitschten Ausguck herab, wo wir
wie zwei heimatlose Adler kauerten, beobachteten wir hin
und her rennende Gestalten. Zwei stämmige Beamte tauchten auf und hielten Baz in ihrer Mitte. Er schaute zurück
und nach oben, während sie ihn in den Mannschaftswagen
verfrachteten, und selbst auf diese Entfernung hin und in
diesem schlechten Licht spürte ich das Starren seiner vorstehenden dunklen Augen.
»Sie haben Baz!«, musste ich Lauren mitteilen. Ich konnte
nicht anders, und es gelang mir auch nicht, die Erleichterung in meiner Stimme zu unterdrücken. »Ich hoffe sehr,
dass er für lange Zeit in den Bau wandert!«
Ich wollte lieber nicht darüber nachdenken, was geschehen könnte, falls es der Polizei nicht gelang, eine Verurteilung zu erreichen – und das Gesetz geht manchmal eigenartige Wege. Ich würde aus meiner Wohnung ausziehen müssen. Vielleicht sogar das Land verlassen. Ich rechnete eigentlich damit, dass zwei weitere Beamte mit Merv in ihrer Mitte erschienen. Doch obwohl die Polizei das Gebäude von
oben bis unten durchkämmte, kam eine ganze Weile lang
niemand mehr heraus. Dann bemerkte ich rechts von mir
eine Bewegung, genau dort im Dämmerlicht, wo die Mauer
um den Hinterhof des alten Warenhauses den Zugang zur
Gasse blockierte. Zu meiner Überraschung erschien ein
Mann und hockte sekundenlang rittlings auf der Mauer, bevor er sich zu meiner Bestürzung in die Gasse hinunterließ.
»Hey!«, rief ich, so laut ich konnte. »Hey! Haltet ihn auf!«
Ich packte die nächstgelegene Strebe und rüttelte daran, so
fest ich konnte, in dem Bemühen, die Polizei aufmerksam
zu machen. »Hey, ihr da unten! Er entkommt!«
»Was glaubst du eigentlich, was du da machst?«, zischte
Lauren giftig von oben und packte meine Handgelenke wie
ein Schraubstock. »Hör auf damit! Sieh dir das an, die Bolzen kommen aus der Verankerung! Bist du jetzt völlig übergeschnappt, oder was?«
»Merv!«, stieß ich hervor und deutete mit einer Kopfbewegung nach unten.
Sie ließ mich los und blickte in die Richtung, in die ich
gezeigt hatte. Er war nicht die Gasse entlanggerannt, sondern hatte sie lediglich überquert, und wir sahen gerade
noch rechtzeitig, wie er seinen massigen Leib in eine schmale Lücke zwischen zwei Gebäuden zwängte. Ratten kennen
ihre Schlupflöcher, und Merv hatte seines ganz gewiss gefunden.
Ich fluchte sinnlos, während Lauren weiterzeterte wegen
der Gefahr, in die ich uns beide durch mein Rütteln am Geländer gebracht hatte.
»Schon gut, schon gut!«, beruhigte ich sie ärgerlich. »In
Ordnung, dann müssen wir auch nicht mehr hier bleiben
und warten! Wir können wieder nach oben klettern.«
»Auf gar keinen Fall!«, widersprach sie heftig. »Es war
schlimm genug, diese elende Leiter runterzuklettern! Jetzt
hast du alles nur noch weiter gelockert! Es ist zu dunkel, ich
kann überhaupt nichts mehr sehen!«
»Wir haben keine andere Wahl«, brüllte ich sie an. »Los,
fang an zu klettern!«
»Brüll mich nicht an!«, giftete sie hochnäsig.
»Dich anbrüllen? Wenn du nicht aufpasst, werfe ich dich
runter!«, bellte ich.
»Hey, ihr da unten!«, rief eine Männerstimme von oben.
Der Lichtkegel einer starken Taschenlampe erfasste uns.
Wir sahen hinauf. Ein vertrautes Gesicht mit einem struppigen Schnurrbart war

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