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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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Schulterklopfer schenkte.
»Wegen Lauren …«, begann ich. »Wegen Lauren Szabo. Es
gibt da die eine oder andere Sache, die Sie wissen sollten …«
In diesem Augenblick sah Lauren auf und entdeckte mich
und Parry nebeneinander an der Brüstung. Unsere Blicke
begegneten sich, dann schwankte sie und flatterte absolut
realistisch zu Boden, so, als hätte sie plötzlich der Schlag getroffen.
Natürlich verwandelte sich augenblicklich die friedliche
Szenerie in den reinsten Hexenkessel aufgeregtester männlicher Beschützer. Man schrie nach einer Ambulanz, dem
Notarzt und was ihnen sonst noch so alles hilfreich erschien.
»Die Ärmste«, hörte ich da Parry sagen, und schon sprang
er auf. »Gott weiß, was sie alles durchgemacht hat!«
Ich schwieg, für den Augenblick jedenfalls. Ich habe eine Menge geschauspielerter Ohnmachtsanfälle auf der
Bühne gesehen – Lauren hatte das ziemlich sauber hinbekommen. Wenn sie allerdings ungeschoren aus der Geschichte herauskommen wollte, dann musste sie sich weit
mehr einfallen lassen als das.
KAPITEL 17 Lauren wurde mit einem Krankenwagen in ein Krankenhaus gebracht, wo ihr jede erdenkliche medizinische Untersuchung Hilfe bringen sollte. Ich
hingegen wurde aufs Revier gebracht und gebeten, eine Aussage zu machen.
Ein Inspektor erschien, ein dünner, blasser Mann, der
mürrisch dreinblickte, als hätte man ihn an seinem freien
Tag ins Revier beordert – mitten aus einer Dinnerparty herausgerissen (falls der Tomatenfleck auf seiner Krawatte diesen Schluss zuließ). Falls ja, so gab er eindeutig mir die
Schuld für sein Pech und seine aufkommende Magenverstimmung. Ich hatte mir – dämlich wie ich manchmal war –
vorgestellt, dass er – dass sie alle – sich um mich drängen
und um eine Chance wetteifern würden, mir zu gratulieren
und unterwürfigst dafür zu danken, dass ich ihnen ihre Arbeit abgenommen hatte.
Stattdessen bot man mir einen harten Stuhl an, setzte mir
eine Tasse Tee mit der Konsistenz von Teer vor und forderte mich auf, meine Abenteuer in einen Kassettenrekorder zu
diktieren.
So saß ich in der alles andere als gemütlichen Umgebung
des Vernehmungszimmers und berichtete von Anfang an.
Ich ließ nichts aus. Eine weibliche Beamtin war hinzugekommen. Der Inspektor nahm ein Röhrchen mit Magenpastillen aus der Tasche und steckte sich eine nach der anderen in den Mund. Abgesehen davon seufzte er ein paar
Mal auf irritierende Weise, doch er sagte kein Wort. Nicht
einmal Parry versuchte mehr als zweimal mich zu unterbrechen. Die Beamtin zeigte bald erste Anzeichen von Ungeduld, je länger meine Erzählung dauerte. Parry jedoch warnte sie mit einem Blick, ruhig zu bleiben. Als ich endlich fertig war, blickten alle ziemlich betreten drein, und mir dämmerte zum ersten Mal, dass ich – in den Augen unserer
lieben Polizei alles andere als die Heldin des Tages – gerade
all ihre schönen Theorien und Vorstellungen gründlich über
den Haufen geworfen hatte.
Ich hatte getan, was sie am meisten hassten.
Ich hatte die Dinge in ein völlig neues Licht gesetzt, und das
musste zwangsläufig zu jeder Menge Schreibarbeit führen.
Der Inspektor erhob sich von seinem Stuhl, steckte sein
Röhrchen Magenpastillen wieder ein, klopfte seine Kleidung
ab und verkündete, dass er alles Weitere dem Sergeant überlassen werde. Er nickte mir zwar zu, als er den Raum verließ, wich aber alles andere als freundlich meinem Blick aus.
Mit seinem Abgang änderte sich die Stimmung, jedoch
nicht hin zum Besseren. Ich fragte mich schon, ob der vorgesetzte Beamte vielleicht deswegen gegangen war, weil als
Nächstes etwas Vorschriftswidriges passieren würde, von
dem er nichts wissen wollte. Vielleicht beeilte er sich auch
nur, zu seiner Dinnerparty zurückzukommen in der Hoffnung, noch etwas vom Pudding abzukriegen.
Parry blickte hinauf zu der Neonlampe, durch deren Abdeckung zahllose vertrocknete Fliegenleichen zu sehen waren, und kaute auf den Enden seines Schnurrbarts. Die Polizistin fand ihre Sprache wieder und erkundigte sich, ob ich
meiner Aussage noch etwas hinzuzufügen hätte oder etwas
ändern wolle. Ich verneinte, und damit war meine Vernehmung zu Ende.
»Spulen Sie das Band zurück«, befahl Parry.
Die Beamtin spulte zurück. Meinem Gefühl nach war
meine Aussage in sich stimmig. Alles in allem betrachtet,
fand ich, klang sie sogar ziemlich gut.
»Und Sie sind sich ganz sicher?«, fragte Parry.
»Sergeant«, antwortete ich, »ich bin mir absolut sicher.
Falls

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