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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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auch der Grund,
aus dem ich dir nichts davon gesagt habe!«
Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen. Daphne übernahm
das Kommando.
»Schimpfen Sie jetzt nicht mit ihr!«, befahl sie Ganesh.
»Sie braucht etwas Heißes zu essen und jede Menge Ruhe.«
Sie tischte mir eine selbst gemachte Suppe und knuspriges
Brot auf und braute mir zum Abschluss einen heißen Grog.
Während ich mit der Suppe beschäftigt war, erzählte ich
ihnen so ungefähr alles. Was mir in der Community Hall
zugestoßen war und dann später in dem verlassenen ehemaligen Warenhaus, auf der Feuerleiter und schließlich auf der
Polizeiwache.
Daphne schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Diese
Lauren Szabo hat einer Menge Personen eine Menge
Schwierigkeiten gemacht, und nach Ihren Worten eine
Menge unnötiger Schwierigkeiten obendrein, Fran. Der
bloße Gedanke, sie einfach so ohne Strafe davonkommen zu
lassen! Wenn Sie mich fragen …«
Daphne war eine aufrechte Person. Sie suchte nach den
richtigen Worten, um Laurens unglückliche Kindheit und
ihren wohlgemeinten, wenngleich verschrobenen Plan, Geld
für das Frauenhaus zu organisieren (Ich hatte in meiner Erzählung auch das nicht ausgelassen), in ihrem Urteil zu berücksichtigen.
»Wenn Sie mich fragen«, schloss sie, »dann gehört dieser
jungen Frau gehörig der Kopf gewaschen!«
Viel Glück jedem, der dumm genug ist, es zu versuchen,
dachte ich.
»Man darf doch überhaupt nicht erwarten«, meinte Ganesh unvermittelt, »dass diese Lauren Szabo ein netter
Mensch ist.«
Wir starrten ihn entgeistert an.
»Wo hätte sie denn lernen sollen, nett zu sein?«, fragte er.
»Sie war ein kleines Mädchen, als ihre Mutter Szabo geheiratet hat. Von diesem Tag an hat sie nur noch Gewalt und
Verrat gesehen, nicht nur in ihrem eigenen Zuhause, sondern auch im Frauenhaus, wo sie die Geschichten der anderen Frauen anhören musste.«
»Trotzdem«, widersprach ich unwillig, weil es mir schwer
fiel, für irgendjemanden in dieser ganzen Geschichte Verständnis aufzubringen. »Trotzdem schien Szabo völlig in sie
vernarrt, als er mit mir geredet hat. Er war den Tränen nahe,
als er mir erzählt hat, dass sie Verbrechern in die Hände gefallen sei.«
»Die Leute weinen aus den unterschiedlichsten Gründen«, war Ganeshs ungerührte Antwort. »Die halbe Zeit
bemitleiden sie sich selbst. Woher willst du wissen, dass es
bei Szabo etwas anderes als Selbstmitleid gewesen ist?«
Daphne räusperte sich taktvoll. »Ich war stets fasziniert
von der Elizabeth Barretts Geschichte«, erzählte sie. »Wissen
Sie, wen ich meine? Die Barrett aus der Wimpole Street? Sie
war Dichterin; sie ist mit Robert Browning durchgebrannt.«
»Ich kenne die Geschichte«, erklärte ich. »Aber es tut mir
Leid, Daphne, ich sehe den Zusammenhang nicht. Ich kann
mir nicht vorstellen, wie Lauren auf einem Sofa liegt und
Reime niederschreibt.«
Daphne beugte sich vor. »Aber Elizabeth musste gar nicht
tagein, tagaus in der Wimpole Street auf dem Sofa liegen
und dichten, oder? Sie war nicht behindert. Ihr Vater hat es
ihr nur eingeredet, um sie bei sich zu behalten. Er hat seine
Kinder abscheulich behandelt, und doch, hätte man ihn gefragt, warum er das getan hat, würde er geantwortet haben,
dass er es aus Liebe getan habe.«
»Ich kenne diese Barretts nicht«, mischte sich Ganesh ein.
»Aber ich weiß eins: Wenn in einer Familie irgendetwas heftig neben der Spur läuft, dann schwört oft jedes einzelne
Familienmitglied Stein und Bein, dass alles in bester Ordnung ist. Man liest es jeden Tag in den Zeitungen. Frauen,
die mit Mördern verheiratet sind, schwören, dass der Kerl
ein perfekter Ehemann und Vater war. Familien …«, schloss
er dann geheimnisvoll, »… niemand versteht eine Familie,
außer den Mitgliedern selbst.«
Das wurde mir alles zu viel. Ich war nicht in der Stimmung für subtile Argumentation. Ich hatte einen verdammt
anstrengenden Tag hinter mir, und der Grog und mein voller Bauch machten mich schläfrig. Die Küche war gut geheizt. Ich würde gleich vor Erschöpfung zusammenbrechen.
»Wisst ihr«, murmelte ich, »ich habe Parry gesagt, dass
bei dieser Geschichte keiner irgendeinem anderen über den
Weg trauen konnte, und ich hab Recht gehabt. Nicht einmal
die Stratton hat gewusst, dass ihre beiden Handlanger einen
Handel mit dem Entführungsopfer eingegangen sind.«
»Sie müssen dringend ins Bett«, meinte Daphne entschieden. »Sie brauchen eine anständige Mütze Schlaf, dann
sind Sie wieder fit!«
»Was

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