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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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Aufschneiderei,
aber …«
»Vielleicht hat er gutes Geld mit Betteln verdient«, unterbrach mich Parry. »Wohl bis sein Gestank die Leute abstieß,
eh?«
»Ich wollte damit sagen, dass er vielleicht beim Varieté
war, genau wie Albie. Vielleicht ist das der Grund, aus dem
sie befreundet waren.«
Parry dachte nach und zuckte die Schultern. »Wir finden
ihn bestimmt nicht«, seufzte er, und irgendetwas an der Art
und Weise, wie er es sagte, ließ mich erschauern.
Jonty war entweder voller Entsetzen weggerannt und
würde nicht wieder in diese Gegend Londons zurückkehren,
oder Merv und seine Kumpane hatten auch Jonty erledigt,
und sein Leichnam lag irgendwo anders. Nur ein weiterer
toter alter Mann in einem Hauseingang. Was ist schon Besonderes daran?
Parry erhob sich. »Merv, sagen Sie, und er ist Stammgast
im Rose ?«
»Richtig. Die Leute dort kennen ihn. Sie haben seinen
Namen gerufen, als ich wegen des Wagens gefragt habe.«
Parry starrte mich nachdenklich an. »Sie und Ihr Freund,
wie heißt er noch gleich – Patel? Sie beide halten sich von
diesem Pub fern, verstanden? Mehr noch, von diesem Augenblick an halten Sie sich von diesem ganzen Fall fern,
Fran! Vergessen Sie nicht, die beiden Schläger haben Sie gesehen, und Sie haben etwas an sich, Miss Varady, das andere
Leute nicht so schnell vergessen.«
Ich sah ihm hinterher, wie seine Beine und Füße die
Treppe zur Straße hinauf verschwanden, und ein paar Augenblicke später ging ich ebenfalls nach oben, um Daphne
zu besuchen.
»Ich musste einfach mit jemandem reden«, erklärte ich.
    Sie sah mich prüfend an. »Meine Liebe«, sagte sie dann,
»Sie haben eindeutig einen schlimmen Schock erlitten. Sie
brauchen dringend einen Brandy.«
    Ich hatte nicht gewusst, dass mir anzusehen war, wie sehr
mich die Nachricht von Albies Tod aus der Fassung gebracht hatte. Der Brandy war mir wirklich willkommen, obwohl ich normalerweise kaum Alkohol trinke. Ich musste ein
wenig husten und sagte, dass es mir Leid tue, wenn ich sie gestört hätte. Die große altmodische mechanische Schreibmaschine stand immer noch auf dem Tisch, mit einem, wie mir
schien, frischen Stapel Papier daneben.
    Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, Sie stören
überhaupt nicht, Fran! Was ist denn passiert?«
Ich konnte ihr nicht alles verraten, deswegen sagte ich
nur: »Ein alter Mann, den ich kannte, ist gestorben. Sein
Name war Albie Smith. Er war nur ein einfacher Stadtstreicher, aber er ist früher im Varieté aufgetreten, vor vielen
Jahren. Er hatte eine Nummer mit Pudeln. Er …« Ich zögerte. »Ein Jogger hat ihn im Kanal treiben sehen und die Polizei gerufen.«
»O, das tut mir Leid.« Daphne beugte sich vor, die Hände
auf den knochigen Knien, die sich unter der Jogginghose
abzeichneten. Heute hatte sie ein anderes Paar handgestrickter Hausschuhsocken an. »Vor vielen Jahren«, sagte
sie. »Ich erinnere mich an eine Pudelnummer im … warten
Sie, o ja, im Theatre Royal in Portsmouth. Die Hunde waren
sehr schlau. Ein Pudel schob einen anderen in einem kleinen Kinderwagen durch die Manege.«
»Das könnte Albies Nummer gewesen sein«, meinte ich.
Doch Daphne konnte sich nicht an den Namen des Künstlers erinnern; außerdem war er sicherlich unter einem
Künstlernamen aufgetreten.
»Warum ist er denn in den Kanal gefallen?«, fragte sie.
»Die Polizei glaubt, dass er betrunken war. Das heißt, er
war es auch wahrscheinlich.«
Wie es dazu gekommen war, war eine andere Frage, doch
sie durfte Daphne nicht weiter interessieren.
Sie interessierte mich. Ich hätte sicherstellen müssen, dass
Albie die vergangene Nacht an einem sicheren Ort verbringen konnte. Allerwenigstens hätte ich mit ihm zurückgehen
können, um Jonty einzusammeln, und die beiden an irgendeinen anderen Platz bringen, irgendeine Stelle, wo sie
sich sinnlos betrinken konnten und sicher gewesen wären
vor Merv.
»Was denken Sie?«, fragte Daphne unvermittelt.
»Ich habe ihn erst gestern Abend noch gesehen. Ich wollte ihn in ein Obdachlosenasyl bringen, aber er wollte nicht
mitkommen.«
»Vielleicht hätte es gar kein freies Bett mehr für ihn gegeben«, versuchte Daphne mich zu trösten. »Und wenn er
nicht wollte, wie hätten Sie ihn dazu bewegen können?«
Ich war ihr dankbar für ihren Einwand. »Glauben Sie«,
fragte ich nach einer Weile, »glauben Sie, dass Pudel Seelen
haben?«
Bei jedem anderen Menschen hätte ich mich albern und
töricht gefühlt, doch nicht bei Daphne. Sie zuckte mit

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