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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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kein Almosen an. Ich
verstehe, dass Sie eine stolze junge Frau sind, genau wie Ihr
Vater ein stolzer Mann war, aber sehen Sie es einmal aus
meiner Sicht. Ich möchte Sie dafür bezahlen, dass Sie sich
heute Abend für mich Zeit genommen haben. Sie waren
mehr als geduldig mit mir, und ich weiß das zu schätzen.
Ich entschuldige mich noch einmal in aller Form, wenn
mein Fahrer oder ich Sie erschreckt haben. Matson mangelt
es manchmal ein wenig an, äh, Takt. Nennen wir es eine
Wiedergutmachung?«
Er nahm mehrere Zwanzigpfundnoten aus der Brieftasche und fächerte sie auf wie ein Magier, der mich aufforderte, eine Karte zu ziehen, ganz gleich welche.
Die Banknoten waren ausnahmslos glatt und neu. Fast hätte ich ihn scherzhaft gefragt, ob er sie selbst druckte, doch ihm
fehlte im Augenblick wahrscheinlich der dafür nötige Sinn
für Humor, und wenn es tatsächlich Blüten waren, würde er
sie bestimmt nicht selbst ausgeben.
Es waren insgesamt fünf. »Einhundert Pfund«, sagte er
und musterte mich im schwachen Licht der Innenbeleuchtung. »Ist das Ihrer Meinung nach angemessen?«
Es mag Moralisten unter denjenigen geben, die das hier
lesen, und die der Meinung sind, ich hätte ablehnen müssen. Ich jedoch nahm das Geld, weil er, um der Wahrheit
die Ehre zu geben, mir tatsächlich meine Zeit gestohlen und
mir am Anfang einen höllischen Schrecken eingejagt hatte.
Fair ist fair und so weiter. Außerdem hätte es ihm nicht gefallen, wenn ich abgelehnt hätte. Außerdem war ich wieder
einmal pleite, und schließlich hatte er meinen Vater gekannt.
»Und Sie werden nicht vergessen, was wir vereinbart haben?«, fragte er.
Wenn ich mich recht erinnerte, hatten wir überhaupt
nichts vereinbart, doch es gab nur eine mögliche Antwort.
»Nein, Mr Szabo«, hauchte ich und steckte die Scheine ein.
Er lächelte und nickte und hätte fast wieder meine Hand
getätschelt, doch er hielt sich gerade noch zurück. »Wissen
Sie, endlich habe ich das Gefühl, etwas getan zu haben, um
Lauren zu helfen. Es ist so frustrierend mit der Polizei. Sie
meinen immer, sie wissen es besser – aber ich habe inzwischen meine Zweifel daran. Allein mit Ihnen zu reden, Ihnen die Geschichte zu erzählen, war mir eine so große Hilfe,
dass ich Ihnen noch einmal danken möchte. Sie sind ein
netter Mensch. Sie sind wie Ihr Vater. Ich wusste, dass es
kein Fehler war, Bondis Tochter zu besuchen.«
Ich hätte zur Antwort freundlich lächeln können. Aber
das Lachen blieb mir im Hals stecken. Der Letzte, der mich
einen netten Menschen genannt hatte, war der arme alte Albie gewesen.
»Kann ich jetzt gehen?«, fragte ich.
»Aber selbstverständlich!« Er sah mich erschrocken an
und klopfte gegen die getönte Scheibe. »Ich habe Sie so lange aufgehalten, es tut mir so Leid …«
Die Tür neben mir wurde von außen geöffnet, und der
Chauffeur wartete auf dem Bürgersteig mit ausgestreckter
Hand, um der kleinen Lady beim Aussteigen zu helfen.
Halb aus dem Wagen machte ich einen Fehler. Die Neugier hatte mich gepackt, und ich wandte mich zu Szabo um
und fragte: »Warum ist Lauren überhaupt zu dieser nachtschlafenden Zeit allein bei der Kirche St. Agatha herumgeirrt?«
Ich weiß nicht, ob Szabo meine Frage gehört hatte oder
nicht. Die respektvolle Berührung des Chauffeurs verwandelte sich in einen unfreundlich harten Griff. Ich wurde unsanft aus der Limousine gewuchtet und auf dem Bürgersteig
abgestellt. Der Wagen brauste davon, während ich dastand
und mir den Oberarm rieb.
Eine geprellte Schulter von Merv und ein gequetschter
Arm von Szabos Gorilla. Ich verkehrte definitiv in der falschen Gesellschaft.
KAPITEL 9 Am Abend kam Ganesh mit einer
Tüte Fastfood und einer Flasche Wein vorbei. Ich war froh,
dass wir nicht nach draußen mussten, um etwas zu essen,
nicht nur, weil ich das Jimmie’s meiden wollte, bis die
Kunstausstellung vorüber war. Es war bereits Donnerstag,
was bedeutete, dass ich vor meinem Debüt als lebendes
Kunstwerk nur noch einen freien Tag hatte. Ich hatte Ganesh immer noch nichts davon erzählt und hatte das auch
nicht vor.
Als er nun fragte, was denn inzwischen so passiert sei,
konzentrierte ich mich darauf, ihm von Albie und von der
Kirche St. Agatha zu berichten und lieferte ihm zu guter
Letzt eine zensierte Zusammenfassung meiner Begegnung
mit Szabo.
»Der alte Stadtstreicher tut mir wirklich Leid«, kam es
Ganesh tief aus dem Herzen, »selbst wenn er ein widerwärtiger Trunkenbold war. Ich wünsche mir

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