Granger Ann - Varady - 02
wenn Sie unbedingt müssen.«
Ich führte ihn in die Wohnung und schloss auf. Er schob
sich an mir vorbei und marschierte ins Wohnzimmer, während er suchend in jede Ecke und jeden Winkel sah.
Als er nichts Ungewöhnliches feststellen konnte, wirbelte
er zu mir herum. »Also schön, was spielen Sie für ein Spiel,
eh? Was soll die Show? Warum waren Sie im Frauenhaus
und haben sich nach Lauren Szabo erkundigt? Was wissen
Sie über Lauren?«
»Nur das, was Vincent Szabo mir erzählt hat, nachdem
Sie so freundlich waren, ihm alles über mich zu erzählen
einschließlich meiner Adresse«, informierte ich ihn frech.
Es brachte ihn ein wenig aus dem Gleichgewicht, aber nicht
lange. »Nun, Szabo ist ein ehrbarer Geschäftsmann, nicht
wahr? Er fährt in einer Limousine mit einem Chauffeur durch
die Gegend und alles. Ich dachte mir, dass es Ihnen vielleicht
gefallen würde, in etwas besserer Gesellschaft zu sein. Außerdem ist er der Meinung, dass er Ihren Vater gekannt hat.«
»Hat er wohl. Nicht, dass mein Vater seinen Namen je
erwähnt hätte.«
Parry nahm auf dem Sofa Platz, ohne eine Einladung abzuwarten. »Also ist er bei Ihnen aufgetaucht, ja? Ich hab
mich gefragt, ob er das tun würde. Er hat jedenfalls keine
Zeit verloren. Was wollte er von Ihnen?«
»Eine private Unterhaltung«, meinte ich mit leichtem
Achselzucken zu Parry. »Nichts, das Sie etwas anginge. Aber
wenn Sie etwas für Ihren Bericht brauchen, dann schreiben
Sie auf, dass ich mich nicht gerne manipulieren und ausnutzen lasse.«
»Spielen Sie hier bloß nicht die beleidigte Leberwurst! Sie
stecken Ihre Nase ständig in irgendwelche Dinge, die Sie
nichts angehen! Was hat Szabo Ihnen gesagt?«
Ich setzte mich ebenfalls. Es war schließlich meine Wohnung. »Er hat mir verraten, dass seine Stieftochter entführt
wurde. Er ist nicht glücklich darüber, dass die Polizei mit
ihren Ermittlungen auf der Stelle tritt. Wenn ich etwas hören würde, sollte ich es ihm sagen. Ich habe ihm mehr oder
weniger alles erzählt, was ich Ihnen auch gesagt habe.«
Er kaute auf den Enden seines ekligen Schnurrbarts.
»Warum waren Sie beim Frauenhaus?«
»Ich bin nicht ganz sicher«, gestand ich. »Wahrscheinlich,
weil sein Gorilla mich aus dem Wagen geworfen hat, als ich
Vincent fragte, was seine Tochter in der Gegend zu suchen
hatte, als sie von der Straße weg entführt wurde.«
»Sie hat im Frauenhaus geholfen«, erklärte Parry mir.
»Lauren Szabo ist eines von diesen reichen Mädchen, die
nichts anderes zu tun haben, außer herumzulaufen und jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen. Sie müssen kein Geld
verdienen. Ihr Vater zahlt ihr alles.«
»Und warum sollte ich das nicht wissen dürfen?«, fragte
ich verwirrt.
»Weil Szabo es missbilligt hat. Sie tat es hinter seinem
Rücken, die freiwillige Arbeit hier. Nach dem Eindruck, den
ich von ihm gewonnen habe, gehört er zu der überfürsorglichen Sorte. Auf der anderen Seite hat er vielleicht Angst gehabt, dass ihr etwas zustoßen könnte, wenn sie sich mit der
falschen Sorte Leute abgibt. Vielleicht hatte er Angst, sie
könnte sich mit irgendeinem Sandalen tragenden Sozialarbeiter mit langen Haaren und Nickelbrille anfreunden. Sie
wissen schon, Erbschleicher und so weiter. Woher soll ich
das wissen? Er ist reich, Herrgott noch mal! Reiche Leute
machen sich Gedanken um solche Sachen. Das Kind ist sein
Augapfel. Seine Frau ist tot. Lauren ist alles, was er noch hat.
Er hat Angst um sie.«
Ich überlegte, dass wir weit gekommen waren, seit Parry
das letzte Mal auf diesem Sofa gesessen und so getan hatte,
als hätte es keine Entführung gegeben und als hätte der arme alte Albie nichts gesehen. Ich sagte ihm das.
Parry tat mir den Gefallen und sah etwas dümmlich aus
der Wäsche. »Ja, das … äh, das war, als ich noch gehofft hatte, Sie würden Ihre Nase aus diesen Dingen heraushalten.
Ich hätte es besser wissen müssen. Was wir hier besprechen,
bleibt unter uns, verstanden?!«
»Sie haben den Frauen vom Frauenhaus gesagt, dass sie
anrufen sollen, wenn jemand vorbeikommt und nach Lauren Szabo fragt. Hatten Sie dabei an mich gedacht?«
»Routine«, erwiderte Parry. Genau das sagen die Bullen
immer, wenn sie einem nicht antworten wollen.
»Oder haben Sie erwartet, dass jemand anderes sich nach
ihr erkundigt? Hat sie einen Freund?« Das war eine neue Idee,
an die ich bisher gar nicht gedacht hatte. »Sie sagten, dass
Vincent Szabo Angst hätte, Lauren könnte jemanden kennen lernen, der nicht
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