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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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und
den leeren Türsturz, wo die Vordertür ausgehängt worden
war. Wir landeten draußen auf der Straße wie siamesische
Zwillinge, und dann ging der Spaß erst richtig los. Die Arbeiter, alle drei, schienen Parry bereits bei seinem Eintreffen
als Polizisten erkannt zu haben. Ich schätze, es ist die zielstrebige Art und Weise, mit der sie sich bewegen, die Beamte in Zivil immer wieder verrät. Entweder das, oder die Tatsache, dass niemand außer einem Bullen in Zivil auf den
Gedanken kommen würde, am helllichten Tag mit einem
Sportjackett herumzulaufen, wie Parry es anhatte. Jedenfalls
waren sie neugierig geworden und erwarteten uns bereits,
als wir nach draußen kamen.
»Hey, was mach’n S’e denn da mitter kleinen Lady?!«, erkundigte sich der mit dem ärmellosen Oberhemd aggressiv
und trat uns in den Weg.
Der ältere der beiden Schreiner meldete sich ebenfalls zu
Wort. »Ham S’e ’en Haftbefehl oder so was?!«
Der kahl rasierte Glaser hüpfte in fröhlicher Erwartung einer Gelegenheit, seine schweren Stiefel einzusetzen, von seiner
Leiter. Ich bemerkte, dass er außerdem einen Meißel hinten in
der Gesäßtasche stecken hatte, und das machte mir Angst. Ich
sah voraus, dass ich dem elenden Parry würde zu Hilfe kommen müssen, und diese Aussicht gefiel mir nicht ein Stück.
Parrys Gesicht lief zu einem Rot an, das in bemerkenswertem Kontrast zu seinem Schnurrbart stand, und schnappte:
»Aus dem Weg, bitte!«
Alle drei blieben, wo sie waren. »Was hat sie denn angestellt?«, verlangte das Unterhemd zu wissen. »Bring’n Sie sie
aufs Revier, oder was? Hey, lass’n Sie ihren Arm los, die arme Frau. Sie kugeln ihr ja die Schulter aus! Legen Sie sich
doch mit jemand an, der so groß und stark is wie Sie!«
Der Glaser hüpfte zwar nicht gerade auf der Stelle auf und
ab und rief: »Ich, ich!«, aber sein Gesichtsausdruck wurde
noch erwartungsvoller.
»Die Dame steht nicht unter Arrest!«, grollte Parry. »Aber
ich werde Sie alle drei festnehmen lassen, wenn Sie weiter
im Weg stehen und einen Beamten an der Ausführung seiner Pflicht hindern!«
»Ooo!«, kreischte der Glaser in schrillem Falsett und
stampfte mit einem seiner Doc Martens auf. »Jetzt ham ma
ihn tatsächlich ärgerlich gemacht!«
»Passen Sie auf, was Sie sagen!«, giftete Parry, inzwischen
so rot im Gesicht wie das Unterhemd des Schreiners.
»Isser nich ’n echter Obermacker?«, bewunderte der Glaser den armen Parry. Er hatte offensichtlich eine Kunstform
daraus gemacht, Polizisten auf hundertachtzig zu bringen.
Der ältere Tischler entpuppte sich als Freizeitjurist. »Wenn
S’e nix verbrochen hat, Herr Wachtmeister , dann muss s’e
nich mit Ihn’n mitkomm’n.«
Dann wandte er sich an mich. »Sagen S’e nix, Süße, klar?
Sagen S’e denen nur, S’e woll’n ’nen Anwalt. Und passen S’e
auf, die soll’n Ihnen bloß ’nen richtigen Anwalt schicken
und nich so ’nen pensionierten alten Penner, den die schon
inner Tasche ham! Wenn S’e keinen vernünftigen Anwalt
kennen, Mr Eftimakis in Dollis Hill, der is gut. Rufen S’e ihn
an und sagen S’e ihm, Harry Porter hätt ihn empfohl’n.«
»Sie brauchen bald selbst einen Anwalt«, zeterte Parry,
»wenn Sie mir nicht ganz schnell aus dem Weg gehen! Sie
steht nicht unter Arrest. Ich begleite sie lediglich nach Hause!« Diese Bemerkung sollte er augenblicklich bedauern.
»Aha!«, riefen meine drei edlen Ritter wie aus einem
Munde, aber in verschieden ausgeprägter Anzüglichkeit.
Der Glaser grinste und erkundigte sich: »S’e woll’n ihr
wohl Ihre Handschellen zeigen, was?«
»Noch ein Wort«, ächzte Parry, »und Sie wandern in den
Bau!«
»Woll’n Sie uns etwa alle verhaften?«, fragte der mit dem
roten Unterhemd interessiert und betrachtete vielsagend
den am Straßenrand geparkten Wagen. »Woll’n Sie uns etwa alle in diese Kiste quetschen? Das wird bestimmt gemütlich.«
»Wenn es nötig ist«, schnarrte Parry und meinte es ganz
eindeutig ernst. »Ich rufe Verstärkung, und dann bringen
wir Sie alle mit der grünen Minna in den Gewahrsam, wie es
sich gehört.«
Es wurde Zeit, dass ich die Wogen glättete. »Danke für
die Hilfe, Jungs«, sagte ich. »Aber der Sergeant hier und ich
sind alte Bekannte. Ich komm schon zurecht. Frieden, in
Ordnung?«
Sie wichen zögernd zur Seite und ließen uns passieren.
Der alte Schreiner empfahl mir noch einmal, Mr Eftimakis
in Dollis Hill anzurufen.
»Welch ein tröstlicher Gedanke, dass die Ritterlichkeit in
England noch

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