Granger Ann - Varady - 02
richtig zu ihr passt. Hat sie jemanden
kennen gelernt?«
»Wir haben diesen Ansatz verfolgt, aber wir sind nicht
weit gekommen«, gab Parry zu und zupfte stirnrunzelnd an
einem Jackenärmel. »Sie hat sich mit irgendeinem Schickimicki-Typen getroffen, der in der Firma seiner eigenen Familie arbeitet. Vermutlich mussten sie ihm einen Job geben.
Unter uns gesagt – er hat nicht genügend Grips im Kopf, um
eine Party für Teddybären zu organisieren. Und er hat ein
Alibi für die Nacht, in der Lauren Szabo entführt wurde.«
»Natürlich hat er das«, erwiderte ich geduldig. »Das ist
doch nur zu erwarten. Er würde es bestimmt nicht selbst
tun. Wie heißt er, und wo kann ich ihn finden?«
»Vergessen Sie ’s!«, schnappte Parry.
»Also schön«, tat ich nachgiebig, um ihn glücklich zu machen. »Haben Sie nach Merv Ausschau gehalten? Es kann
doch nicht so schwer sein, ihn zu finden?«
»Wir haben Ihre Beschreibung des Mannes«, meinte er.
»Lassen Sie uns ein wenig Zeit. Wir sammeln ihn irgendwann ein. Allerdings wissen wir noch nicht, ob wir ihn mit
dem alten Mann in Verbindung bringen können.«
»Selbstverständlich können Sie das! Ganesh und ich haben gesehen, wie Merv und sein Kumpan versucht haben,
den armen alten Albie zu entführen!«
»Sagen Sie! Aber das allein reicht noch nicht«, entgegnete
Parry ärgerlich. »Es war spät in der Nacht. Schlechte Beleuchtung, Straßenlaternen. Alles innerhalb weniger Sekunden vorbei. Können Sie den zweiten Mann beschreiben?«
Unglücklicherweise konnte ich das nicht. Merv hatte ich
wieder erkannt, doch unter den gegebenen Umständen war
mir an seinem Kumpan nur aufgefallen, dass er kleiner,
noch breiter und entweder dunkelhaarig war oder eine
Wollmütze getragen hatte. Ich erzählte es Parry.
»Da haben Sie ’s«, brummte er, als ich fertig war. »Ich
kann niemanden auf Grund einer solchen Beschreibung in
Gewahrsam nehmen. Wäre doch ein typischer Fall von
Verwechslung, finden Sie nicht?« Er zuckte die Schultern.
»Ihr Wort und das von Ganesh Patel gegen seins. Das reicht
nicht, wie ich schon gesagt hab.« Er hockte angespannt auf
der Sofakante und spannte und entspannte abwechselnd
seine Hände, deren Rückseiten mit langen roten Haaren bedeckt waren wie bei einem Orang-Utan.
Mir war ein Gedanke gekommen. »Wenn Sie wissen wollen, worüber Szabo und ich geredet haben, dann fragen Sie
doch Szabo selbst. Oder redet er nicht mit Ihnen? War das
der Grund für die großartige Idee, ihn mir auf den Hals zu
hetzen?«
Parry kratzte sich am Kinn. Der Schnitt vom Rasieren
verheilte rasch, wenn er jedoch weiter so rieb und kratzte,
würde er wieder aufbrechen. Geschieht ihm recht, dachte
ich und wünschte ihm, dass eine fette hässliche Narbe zurückbliebe.
»Sie sind ungefähr im Alter seiner Tochter. Er kannte Ihren Vater. Er hat Ihnen vielleicht etwas erzählt, das er … das
er vergessen hat, als er mit uns gesprochen hat.«
»Ich bin zwei Jahre älter als seine Tochter, und ich denke
nicht, dass Szabo mich und Lauren miteinander vergleichen
würde. Szabo hat bis zum heutigen Tag keine Kosten und
Mühen gescheut, seine Tochter vor der hässlich Seite des
Lebens zu beschützen. Ich dagegen bin für ihn jemand, den
man ungestraft von einem Gorilla in einen fremden Wagen
zerren lassen darf und dem man anschließend jede Menge
neugierige Fragen stellen kann.« Mit kam ein neuer Gedanke. »Haben Sie ein Bild von ihr? Von Lauren?«
»Von Szabos Tochter? Sicher.« Er kramte in einer Brieftasche und zog ein paar Schnappschüsse heraus. Einer zeigte
eine junge Frau mit langen blonden Haaren an einem Tisch
in einem Straßencafé. Der Hintergrund sah kontinentaleuropäisch aus; eine große Stadt, wahrscheinlich Paris. Die
Etiketten auf den Flaschen waren jedenfalls französisch. Die
junge Frau auf dem Foto lehnte auf den Ellbogen und blickte mit kühler Herausforderung in den Augen in die Kamera.
Sie sah sehr gut aus.
Das andere Bild war eines jener kleinen Kontaktabzügen,
die ein Studiofotograf, in den verschiedensten Posen, von seinen Kunden schießt, damit diese sich dann leichter entscheiden können, welches Porträt sie bestellen wollen. Laurens
Haar war ordentlicher, und sie trug eine Menge Make-up.
Mich beeindruckte der Unterschied in ihrem Gesichtsausdruck wesentlich mehr. Auf dem Bild im Straßencafé sah sie
aus, als wäre sie Herrin der Lage. Auf dem Kontaktabzug
wirkte sie, als fühle sie sich in die Enge getrieben, gefangen,
und sie war
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