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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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Sicherheit, dass er der zweite, unbekannte Kerl war, den Ganesh
und ich an jenem schicksalhaften Abend beobachtet hatten,
als diese zwei Kerle da den armen Albie in Mervs Karre hatten verfrachten wollen.
Hut oder Helm, der Mann lief scheinbar nur selten ohne
Kopfbedeckung durch die Gegend. Entweder aus Eitelkeit,
oder weil eine Glatze ein Merkmal ist, das man leicht identifizieren kann, etwas, an das sich selbst der verwirrteste Zeuge erinnert.
Ganesh und ich hatten den Versuch der beiden Komplizen in jener Nacht verhindert, Albie zu schnappen. Später
jedoch hatten sie ihr Opfer dann doch gefunden. Dieser
Mann, das wusste ich augenblicklich, hatte Albie getötet.
Ich hatte eigentlich erwartet, dass ich ihn hassen würde,
meine Hassgefühl mich wegreißen würde wie eine riesige
Woge. Aber, warum auch immer, das passierte nicht. Kahlheit hat etwas Peinliches; sie zeigt uns menschliche Schwäche. Ich weiß nicht genau, wie ich mir Mervs Partner vorgestellt hatte. Bestimmt hatte ich niemanden erwartet, der gewöhnlich oder dumm war. Jeder, so heißt es, hat ein Merkmal, das sofort ins Auge fällt. Bei diesem Mann waren es die
Augen. Gewaltige Augen, so schien es mir, wie die Augen in
einem Ölgemälde, und ein wenig vorstehend. Seine Augen
waren braun, tiefbraun, fast schwarz; sie schienen nicht aus
Iris und Pupille zu bestehen – sie waren dunkle, glitzernde
Scheiben in dem umgebenden Weiß der Augäpfel.
Ich hatte ihn erkannte, und ich wusste, dass er es wusste.
Als ich dem Blick aus diesen unnatürlich dunklen großen
Augen begegnete, schienen sie mich zu verspotten, und
ebenso spöttisch verzog er die fleischigen Lippen. Mein Bewusstsein empfing die Botschaft so deutlich und klar wie
Glockengeläut. Du bist schon einmal vor mir weggerannt,
Kleine … Jetzt siehst du mich vor dir stehen. Immer noch
Angst?
Jede Wette, dass ich Angst hatte. Normale Schläger sind
einfach gestrickte Gemüter. Dieser dort war ein Irrer. Mervs
Interesse an mir war vermutlich nur professioneller Natur.
Ich war ihm bei einem Job in die Quere gekommen, und er
würde mich aus dem Weg räumen wie jedes andere Hindernis auch, tot oder lebendig. Es machte keinen Unterschied.
Dieser Typ hier war anders. Sein Interesse war persönlich.
Erstens hatte ich ihn ein teures Motorrad gekostet und mit
ihm vermutlich seinen Job als Kurier. Doch selbst wenn es
nicht so gewesen wäre, würde er sich immer noch anders
verhalten haben als Merv. Er hatte es genossen, vor meiner
Wohnung zu lauern oder mich mit seinem Motorrad zu jagen, genau wie er es jetzt genoss, mich anzustarren. Er tat es,
weil es ihn anmachte.
Nun, ich hatte nicht einen Augenblick lang angenommen, dass einer der beiden in mich verliebt sein könnte.
Genauso wenig, wie ich annahm, dass sie freiwillig auf ihren
Samstagnachmittag verzichteten, den sie normalerweise auf
einer Fußballtribüne verbrachten – es sei denn, sie hatten
etwas anderes zu erledigen. Und dieses andere, so wurde
mir schmerzhaft klar bewusst, war die Suche nach mir. Und
jetzt hatten sie mich gefunden.
Keine Ahnung, wie sie es bewerkstelligt hatten. Möglicherweise hatte Jimmie in dem Wunsch, Angus zu helfen,
von der Kunstausstellung erzählt, und die Sache war dummerweise Merv zu Ohren gekommen. Merv bemerkte meinen Blick. Er hörte mit dem Kaugummikauen auf, und sein
Mund zuckte gemein. Mein kahl werdender Gegner starrte
mich weiter unablässig an. Seine Augen blickten unverhohlen lüstern, und er lachte sich wahrscheinlich innerlich
krank, während er beobachtete, wie ich mich auf dem Stand
in meinem albernen Kostüm wand und keine Chance hatte,
zu entkommen. Ich musste aussehen wie ein von einer Nadel durchbohrter Schmetterling hinter einem Schauglas. Es
war ein unbehaglicher Gedanke. Ich konnte mir sehr gut
vorstellen, wie dieser Kerl als Kind lebenden Insekten die
Flügel ausgerissen und Hunden Dosen an den Schwanz gebunden hatte oder wie er die kleinen Töchter der Nachbarn
schikaniert hatte. Ein richtig netter Zeitgenosse.
»Angus …!«, zischte ich, so laut ich nur konnte.
Angus aber war damit beschäftigt, einer interessierten
Zuschauerschaft aus zwei Damen mittleren Alters und einem Mädchen mit einem Baby in einem Sportwagen zu erklären, was ich repräsentierte. Der Kahlwerdende schüttelte
tadelnd den Kopf. Merv hatte wieder mit Kaugummikauen
angefangen und betrachtete mich von oben bis unten, als
könne er sich nicht schlüssig werden, was ich darstellen sollte oder warum

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