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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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wahrscheinlich Panik bekommen und zugestochen. Er sagt, er hätte seinem Geschäftspartner die Papiere in die Hand gedrückt und ihm gesagt, er solle sich zum
Teufel scheren, und deshalb, surprise, surprise, weiß er selbstverständlich nicht, wo wir ihn jetzt finden können. Aber wir
haben ja Grice, und er wird sicher bald reden, weil er sich davon Vorteile erhofft. Es sieht alles sehr gut aus. Der Superintendent ist hoch zufrieden. Ich hab Ihnen ja erzählt, dass er
normalerweise ein richtiger alter Griesgram ist, aber im Augenblick tanzt er auf Tischen und Stühlen!«
»Dann haben Sie den Fall also im Sack«, sagte ich. »Meinen Glückwunsch.« Ich hatte nicht frostig klingen wollen,
doch ich tat es.
»Verstehen Sie mich nicht falsch, ich meine nicht, dass irgendjemand mit Grice verhandeln wird«, fuhr Harford hastig fort. »Aber wir haben ihm klar gemacht, dass es in seinem Interesse liegt, mit uns zu kooperieren. Er weiß, dass er
hinter Gitter muss, aber er will nicht länger dort bleiben als
unbedingt nötig. Gegen den anderen Kerl, den mit dem
Pferdeschwanz, haben wir eine ganze Latte von Anklagepunkten, und falls Grice nicht redet, wird er es ganz bestimmt tun. Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns,
doch wir sind auf dem Weg.«
»Es gibt keine Ehre unter Dieben«, sagte ich.
»Gott, nein!« Harford sah mich schockiert an. »Jeder Halunke, den ich während meiner Laufbahn getroffen habe,
hätte seine eigene Großmutter verraten, wenn er dadurch
einen Vorteil gehabt hätte.« Er tippte gegen das viktorianische Barometer, etwas, wovon Daphne mir gesagt hatte,
dass man es nicht sollte. Dadurch geriet es durcheinander.
»Sie sollten sich anhören, wie sie jammern, wenn es erst
richtig heiß wird für sie.« Er deutete auf das Barometer.
»Genau wie dieses Gerät. Es reagiert auf die äußeren Bedingungen, garantiert.«
Ich fragte mich, wie viele Halunken er schon kennen gelernt hatte. Sein kometenhafter Aufstieg durch die Dienstgrade, der Parry so sehr ärgerte, schien mir nicht gerade der
beste Weg zu sein, nähere Bekanntschaft mit der Unterwelt
zu schließen. In Lehrbüchern vielleicht. In der Realität eher
nicht.
Parry im Gegensatz dazu hatte während seiner Dienstzeit
Hunderte von Schurken kennen gelernt. Er hätte wahrscheinlich gesagt, dass viele Verbrecher gute Familienväter
waren, dass Kriminalität ihre ganz normale Erwerbstätigkeit
war, wie sie es sahen, und dass ihre Familien genauso waren
wie sie. Wir sprechen hier von den Profis, nicht von den
Kerlen, die alte Frauen überfielen oder betrogen, etwas, von
dem die meisten sich mit Abscheu abwenden würden.
»Diese Typen«, hatte Parry mir einmal erzählt, »und die
Perversen, die mit kleinen Kindern rummachen oder sie sogar ermorden – Sie würden nicht glauben, Fran, wie schwierig es ist, sie vor den anderen Gefangenen zu schützen,
wenn sie erst mal hinter Gittern sind.«
Mir ging außerdem durch den Sinn, während ich den optimistischen Vorhersagen meines Besuchers lauschte, dass
Parry wahrscheinlich weniger Vertrauen in die Fähigkeiten
unseres Rechtssystems gehabt hätte, Grice seiner gerechten
Strafe zuzuführen. Vielleicht lag es daran, dass es Harford
doch ein wenig an Erfahrung mangelte.
Falls ja, so war dies nicht der geeignete Augenblick, ihm
das zu sagen. Er hatte das Interesse an Daphnes Barometer
verloren und sich wieder zu mir gewandt. »Zeit zum Ausgehen und Feiern. Ich dachte, wir könnten noch mal zu dem
Italiener gehen. Das Essen ist gut, und vielleicht gelingt es
uns diesmal zu reden.« Er grinste.
»Wir müssen reden«, sagte ich. »Aber vielleicht sollten
wir das hier tun, bevor wir ausgehen.«
Er hob fragend die Augenbrauen.
»Sie haben gesagt«, erinnerte ich ihn, »dass Sie mir erklären würden, warum Grice so begierig darauf war, die Negative wiederzubeschaffen.«
»Oh, das. Sicher. Ich schulde Ihnen die ganze Geschichte.
Sie haben Recht. Wir wollen doch nicht über dem Essen davon anfangen.«
»Das ist richtig«, sagte ich. »Kommen Sie, gehen wir in
die Küche.«
Irgendwann im Verlauf des Tages hatte Daphne eine weitere Flasche Wein aufgemacht. Sie stand auf dem Regal, und
der Korken saß schief auf dem Hals. Es war ein chilenischer
Cabernet Sauvignon. Ich würde ein Auge auf Daphne haben
müssen. Unter den Flaschen, die ich in der Zwischenzeit
zum Container gebracht hatte, waren Weine aus Frankreich,
Deutschland, Australien, Bulgarien und Kalifornien gewesen. Vom alkoholischen Aspekt her

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