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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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ich einmal irgendwo tot gefunden wurde. Der Gedanke, dass man
Daphne darum bitten könnte, behagte mir nicht. Ich schätzte, dass es wohl Ganesh sein würde. Ich habe keine Verwandten. Nachdem meine Mutter uns im Stich gelassen
hatte, als ich sieben gewesen war, zog Großmutter Varady
bei uns ein und kümmerte sich um Dad und mich. Dad
starb als Erster, was eigenartig war, weil er noch nicht so alt
war und sich nicht krank gefühlt hatte. Sicher, er hatte bereits lang an einem, wie Großmutter es genannt hatte,
»empfindlichen Magen« gelitten, doch die Liste der Nahrungsmittel, die er nicht vertrug, wurde stetig länger. Wie
sich herausstellte, hatte er Magenkrebs, und als man es bemerkte, war es für eine Operation bereits zu spät. Großmutter und ich schlugen uns ein weiteres Jahr lang wacker
durch, doch Dads Tod hatte sie schwer getroffen, und sie
hatte es nie verwunden. Ihr Verstand rang vergeblich mit
dieser Tatsache, bis sie in eine Halbwelt hinabtauchte. Sie
starb nicht, sondern wurde einfach weniger und weniger, bis
sie nicht mehr da und ich auf mich alleine gestellt war.
Draußen auf der Straße, denn der Vermieter wollte mir die
Wohnung nicht überlassen. Ich war sechzehn und allein. Ich
war seit jenem Tag allein gewesen.
Ich schrak aus meinen Gedanken auf, als mir bewusst
wurde, dass Harford mich prüfend beobachtete.
»Nun, was dann?«, fragte ich herausfordernd.
Er runzelte die Stirn. »Sie haben meine Frage noch nicht
beantwortet.«
»Sie haben keine Frage gestellt«, erwiderte ich und erkannte im gleichen Augenblick, dass er sehr wohl eine Frage
gestellt haben musste, die mir offensichtlich entgangen war.
Ich entschuldigte mich. »Tut mir Leid. Ich war in Gedanken … ich dachte darüber nach, wie es ist, wenn man ins
Leichenschauhaus muss, um einen Toten zu identifizieren.
Eine ziemlich lausige Angelegenheit.«
»Das ist sie, ja.« Sein Blick schweifte zu dem Vorhang aus
Plastikstreifen, hinter dem der Eingang zur Kitchenette lag.
»Soll ich uns einen Tee machen?«
Ich schätze, ich hätte ihm Tee anbieten müssen. Ich
machte Anstalten, mich von meinem Platz zu erheben, doch
er winkte ab. Stattdessen stand er selbst auf und kehrte wenige Minuten später mit zwei Bechern Tee zurück. »Nehmen Sie Zucker? Ich konnte keinen finden.«
»Wahrscheinlich hab ich keinen im Haus.«
Er setzte sich wieder in den Sessel. »Wie geht es Ihnen
heute?« Offensichtlich hatte er seine Taktik geändert. Jetzt
bekam ich Tee und Vertraulichkeit.
»Ganz gut.« Ich dachte darüber nach und beschloss, mir
von der Seele zu reden, was mich seit Coverdales Tod belastete. »Ich fühle mich irgendwie verantwortlich für das,
was geschehen ist, weil ich diesen Brief nicht sofort gelesen
habe, als ich ihn fand. Hätte ich ihn gelesen, wäre ich um
zehn Uhr da gewesen, als er zu meiner Wohnung kam, und
nicht erst später zusammen mit Ganesh aufgetaucht. Zu
spät.«
»Warum haben Sie ihn nicht gleich gelesen?« Er nippte
von seinem Tee, während seine Augen auf mir ruhten.
»Ich war abgelenkt. Jemand anders war hier.« Er hob die
Augenbrauen, und so berichtete ich weiter. »Einer von
Daphnes Neffen.«
»Mr Charles Knowles oder Mr Bertram Knowles?«, fragte
er unerwartet.
»Dann kennen Sie die beiden also?«, fragte ich überrascht, obwohl ich es eigentlich hätte wissen müssen. Eine
Geschichte wie diese vor Daphnes Haus, ohne dass die Zwillinge ihren Senf dazu gaben, das war undenkbar. »Es war
Charlie«, sagte ich, während ich überlegte, ob er als Nächstes erfahren wollte, was Charlie in meiner Wohnung zu suchen gehabt hatte.
Er nickte. »Sie sind zu mir gekommen und haben ihrer
Sorge wegen des Mordes und der Sicherheit ihrer Tante
Ausdruck verliehen, und offen gestanden haben sie sich
darüber beschwert, dass jemand wie Sie in dieser Wohnung
wohnt.«
Diese elenden Pharisäer! An Unverschämtheit mangelte
es ihnen nicht. Ich beugte mich wütend vor und verschüttete dabei meinen Tee, während ich erklärte: »Nun, lassen Sie
mich Ihnen etwas über Charlie und Bertie verraten. Sie sind
Fieslinge und Ganoven! Sie versuchen Daphne zu überreden, ihnen das Haus zu überschreiben. Es ihnen einfach so
zu überlassen! Sie haben ihr irgendwelchen Mist erzählt,
dass sie weiter dort wohnen dürfe und so weiter, aber das ist
reines Gefasel. Ich glaube den beiden kein Wort. Ist es eigentlich illegal, wenn sie ihrer Tante so zusetzen? So etwas
sollte nicht ungestraft bleiben! Können Sie die beiden nicht

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