Granger Ann - Varady - 03
wandte sich
an Ganesh. »Also schön, Mr Patel, dann erzählen Sie Ihre
Geschichte bitte noch mal. Von vorne bis hinten.«
»Er sollte sich lieber hinlegen!«, protestierte ich. »Er kann
nicht immer und immer wieder alles erzählen! Er ist völlig
durcheinander. Er hat einen Schlag an den Kopf bekommen!«
»Er kann sich den lieben langen Tag hinlegen, sobald er
mit dem Erzählen fertig ist.«
»Nein, kann ich nicht!«, murmelte Ganesh, dessen Blick
von Minute zu Minute abwesender wirkte. »Ich muss den
Laden aufmachen.«
»Der Laden bleibt heute den ganzen Tag lang geschlossen«, entschied Parry. »Die Spurensicherung ist auf dem
Weg hierher. Sie wird die Hintertür und alles andere auf
Fingerabdrücke untersuchen. Der nächtliche Besucher war
ein Profi, so viel scheint klar. Er kannte sämtliche Tricks,
und er hatte Hilfe. Hätten Sie nicht vergessen, die Alarmanlage einzuschalten …« Parry troff vor Misstrauen. »Eigenartiger Zufall, wenn Sie mich fragen.«
»Hören Sie«, murmelte Ganesh mit dem Kopf in den
Händen. Er klang völlig verzweifelt. »Ich muss Ihnen etwas
sagen wegen der Alarmanlage!«
»Ach, tatsächlich?«, fragte Parry ominös. »Und was wäre
das?«
Ich sah, wie Ganesh tief durchatmete, und fragte mich,
was um alles in der Welt er dem Sergeant zu sagen hatte.
Mir schwante nichts Gutes. Es musste eine schlechte Neuigkeit sein.
Und das war es auch. Ich glaubte meinen Ohren nicht zu
trauen.
»Eine Imitation?«, brüllte Parry auf, als Ganesh geendet
hatte. Er rang sichtlich um seine Selbstbeherrschung, doch
er verlor. Schwer atmend funkelte er uns beide auf eine
Weise an, die in mir ernste Sorge um seine geistige und körperliche Gesundheit weckte.
Ganesh war vollkommen niedergeschlagen. »Es ist nicht
meine Schuld«, murmelte er. »Mein Onkel …«
»Ihr Onkel ist ein verdammter Vollidiot!«, brüllte Parry.
»Hey, nicht so hastig!«, unterbrach ich ihn. Ganeshs Zustand beunruhigte mich von Minute zu Minute mehr. Ich
hatte ihn noch nie so krank gesehen. »Ich weiß nicht, was
hier vorgeht, aber es hilft nicht, wenn Sie Ganesh weiter so
anbrüllen. Er ist nicht gesund, sehen Sie das nicht? Er muss
sich hinlegen!«
Bevor Parry einen Einwand erheben konnte, packte ich
Ganesh am Arm, zerrte ihn aus dem Sessel und schob ihn
nach nebenan ins Schlafzimmer.
»Leg dich hin, klar?«, befahl ich ihm. »Und bleib liegen,
bis Parry wieder weg ist. Ich komme allein mit ihm klar. Ich
kümmere mich um alles. Ich mache den Laden auf, sobald
die Polizisten aus dem Weg sind und die Luft wieder rein
ist. Du bist nicht auf dem Damm!« Ich gab ihm einen
Schubs in Richtung Bett und verließ das Zimmer, um die
Tür entschlossen hinter mir zuzuziehen.
Parry wartete im Wohnzimmer, und da ich nun die einzige
Person war, an der er seine Wut auslassen konnte, ging er auf
mich los. Schaum stand auf seinen Lippen, als er sprach.
»Natürlich ist sie letzte Nacht nicht losgegangen, wie?
Aber nicht, weil sie nicht eingeschaltet war, nein, sondern
weil das verdammte Ding eine Imitation ist, eine billige Imitation von einer Alarmanlage! Der Typ, dem dieser Laden
gehört, ist zu verdammt geizig, um für anständige Sicherheitsanlagen zu bezahlen, und was macht er? Er baut etwas
auf, von dem er hofft, dass es einen Einbrecher täuschen
könnte! Und tut es das? Einen Dreck tut es! Ein Profi sieht
auf den ersten Blick, dass dieses Ding nicht funktioniert,
und genau das ist gestern Nacht geschehen. Er hat gewusst,
dass die Alarmanlage nicht auslösen würde!«
Ich verfluchte Hari im Stillen. Wenigstens ein Gutes hatte
die Sache, meiner Meinung nach. Ich musste mir nicht länger Gedanken machen, dass Ganesh Ärger mit seinem Onkel bekommen würde, weil er den Waschraum renovieren
lassen hatte. Hari verdiente es, dass man ihm die Rechnung
präsentierte. Er konnte kaum murren, ganz gleich, wie viel
Hitch für die Arbeit verlangte. Wäre Hari nicht so verdammt geizig gewesen, wäre Ganesh nicht niedergeschlagen
worden, so viel stand fest.
Doch das waren Probleme für die Zukunft. Im Augenblick war es wichtiger, Parry zu beruhigen. Die Dinge sahen
nicht gut aus für Ganesh. Ich ließ mich in den Sessel beim
Wohnzimmertisch fallen, in dem Ganesh eben noch gesessen hatte, und stützte meine Ellbogen auf die rote ChenilleTischdecke.
»Schön, ich bin ganz Ihrer Meinung, wenn Sie es genau
wissen wollen«, sagte ich. »Aber es bringt uns jetzt keinen
Schritt mehr weiter, wenn wir einen Wirbel deswegen
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