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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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Badezimmerschränkchen vor das
Gartenfenster geklemmt hatte. Dort wäre er in Sekunden
durch gewesen. Die Frage war nur: Wer war er?
»Glaubst du, es ist Jo Jo?«, flüsterte ich, obwohl ich eigentlich nicht damit rechnete, dass Tigs Freund sie hier aufgestöbert haben könnte. Trotzdem, die entfernte Möglichkeit bestand.
Tig schüttelte den Kopf. »Nein … er weiß nicht, wo ich
hingegangen bin. Und der Typ draußen vor dem Fenster ist
nicht so groß wie Jo Jo. Vielleicht ist es der Kerl, vor dem du
Angst hattest, vor ein paar Tagen?«
Tig war also nicht so sehr mit ihren eigenen Problemen
beschäftigt gewesen, um zu vergessen, welchen Schreck sie
mir bei unserer letzten Begegnung auf der Straße eingejagt
hatte.
»Tut mir Leid«, murmelte ich. »Ich hätte dich vielleicht
warnen sollen, dass es …«
Tig hatte die Hände nicht frei, doch sie versetzte mir einen schmerzhaften Stoß mit dem Ellbogen, dass ich leise
sein sollte. Wir warteten in atemloser Stille.
Der Eindringling war ein Stück vom Fenster zurückgetreten, doch dann näherte er sich wieder und begann mit irgendwas in der rechten unteren Ecke der Scheibe zu hantieren. Es gab ein leises, kratzendes Geräusch.
Bonnie war so frustriert, dass sie den Verstand zu verlieren drohte. Sie bemühte sich aus Leibeskräften, die Schnauze aus Tigs umklammernder Hand zu befreien, und erneuerte ihre Anstrengungen, sich aus Tigs Armen zu winden,
die fest um den zappelnden Leib des kleinen Terriers geschlungen waren.
Wer auch immer der Fremde war, er war ein Profi, und
er war vorbereitet. Er stand im Begriff, ein Loch in das Fensterglas zu schneiden. Tig beugte sich zu mir herüber und
flüsterte mir ins Ohr.
»Sobald er die Hand durchstreckt, ziehst du den Vorhang
beiseite, und ich lasse Bonnie los, okay?«
Ich nickte, obwohl sie das wahrscheinlich in der Dunkelheit nicht sehen konnte. Der Fremde draußen vor dem
Fenster stockte kurz in seinem Tun, dann klopfte er behutsam gegen die Scheibe. Der kleine Kreis aus Glas löste sich,
doch er fiel nicht nach innen, weil der Einbrecher ihn vorher mit Klebeband fixiert hatte. Er kannte sich aus in seinem Metier. Gleichermaßen entsetzt und fasziniert beobachteten wir das Geschehen, und selbst Bonnie hatte aufgehört sich zu winden. Durch den dünnen Vorhang hindurch sahen wir, wie eine Hand durch das Loch gestreckt
wurde und Finger nach den Riegeln tasteten. Es war wie in
einem dieser alten Horrorfilme, Sie wissen schon, Die Hand
der Mumie oder so, doch ich war nicht nur verängstigt, ich
war fast zur Reglosigkeit erstarrt vor nackter Angst. Noch ist
er nicht drin, sagte ich mir, außerdem sind wir zu zweit, und
Bonnie ist auch noch da.
»Jetzt!«, hauchte Tig.
Ich sprang vor und riss den Vorhang beiseite. Bonnie,
endlich frei, explodierte förmlich in Tigs Armen, machte einen riesigen Satz zur Scheibe und versenkte ihre Zähne in
der tastenden Hand. Draußen ertönte ein lauter, überraschter Schmerzensschrei. Ich rannte zur Wand und schaltete
das Licht ein.
Er stand an das Fenster gedrückt, das Gesicht vor
Schmerz und Wut verzerrt, doch ich erkannte den kleinen
Südländer sofort, der mich vor einigen Tagen im Laden besucht und nach Coverdale gefragt hatte. Er fluchte in irgendeiner ausländischen Sprache, wahrscheinlich Spanisch
oder Portugiesisch, ich kannte mich nicht besonders gut
aus, aber ich wusste, dass es nicht Italienisch war. Ich sah
seine kleinen weißen Zähne, und seine Augen waren die eines wilden Tiers. Das ist der Kerl, der Gray Coverdale ermordet hat!, durchzuckte es mich, und wenn es ihm gelingt, in die
Wohnung einzudringen, dann bringt er uns allein schon deswegen um, weil wir Bonnie auf ihn gehetzt haben!
Er versuchte seine Hand zu befreien und durch das Loch
nach draußen zu zerren, doch Bonnie, getreu ihren Terrierinstinkten, dachte gar nicht daran, ihren Biss zu lockern.
Blut tropfte auf das Fenstersims. Plötzlich stieß der Fremde
die Hand nach vorn, anstatt weiter zu zerren, dann riss er
sie heftig zurück. Es hatte ganz sicher wehgetan, doch Bonnie erwischte es ebenfalls, denn sie prallte mit der Nase gegen den scharfen Schnitt in der Scheibe. Sie heulte auf und
lockerte ihren Biss.
Tig und ich brüllten gleichzeitig, dass sie ihn loslassen
sollte. Wir wollten nicht, dass sie verletzt wurde. Benommen gehorchte sie und landete auf dem Boden. Der Mann
zog seine Hand gerade rechtzeitig zurück, bevor Bonnie sich
wieder weit genug erholt hatte, um erneut

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