Granger Ann - Varady - 03
ziemlich nett, besser als durchschnittliche Polizisten jedenfalls.
Wahrscheinlich lag es an meinem Snoopy-Nachthemd. Sie
klebten ein Stück Karton über das Loch in der Scheibe und
empfahlen mir, für den Rest der Nacht das Licht brennen zu
lassen.
»Ich würde Ihnen ja eine Tasse Tee anbieten«, sagte ich,
»aber dann müsste ich den Hund zu Boden lassen.«
Sie verstanden den Wink.
Als sie endlich gefahren waren, ließ ich Bonnie frei, die
zur Tür sprang und dort herausfordernd bellte, während sie
auf die nächsten Besucher wartete. Ich öffnete die Schlafzimmertür und sagte Tig Bescheid, dass die Luft rein war
und sie rauskommen konnte.
Tig sah mich trotzig an, als sie sich ins Wohnzimmer
schob, als ahnte sie bereits, was ich als Nächstes sagen würde.
»Verstehst du?«, fragte ich. »Ich hatte Recht.«
»Ich mag die Schweine trotzdem nicht«, lautete ihre störrische Antwort.
Daphne enttäuschte mich nicht. Obwohl sie sichtlich aufgebracht war wegen des versuchten Einbruchs, begrüßte sie Tig
freundlich und sagte, wie nett es doch wäre, endlich eine
Freundin von Fran kennen zu lernen. Ich sah, wie Tig angesichts dieser zivilisierten Begrüßung ruhiger wurde; trotzdem
blieb sie misstrauisch in der Ecke von Daphnes Küche sitzen,
während wir in den Flur gingen, um die Polizei anzurufen
und anschließend darauf warteten, dass die Beamten kamen.
In der Zwischenzeit bot Daphne uns Toast und Kaffee an
und machte großes Aufhebens um Bonnie.
»Was für ein tapferer kleiner Hund du doch bist, und
welch ein ausgesprochenes Glück, dass Ihre Freundin Bonnie mitgebracht hat!«
Bonnie nahm all das Lob hin, als gebührte ihr nichts anderes, auch wenn ihr kurzer Schwanz freudig auf den Boden
klopfte.
Tig saß unverwandt in der Ecke von Daphnes Küche und
studierte mit aufmerksamen Blicken jede Einzelheit des
Mobiliars. Ich fragte mich, was sie wohl dachte.
»Ich werde gleich den Glaser anrufen«, verkündete Daphne. »Und vielleicht lasse ich ein einbruchsicheres Gitter vor
dem Fenster anbringen.«
»Inspector Harford ist sehr dafür«, unterrichtete ich sie.
»Aber ich habe eigentlich keine Lust, mich wie in einem Käfig zu fühlen, Daphne.«
»Nur für die Nacht oder wenn Sie nicht da sind, meine
Liebe!«, beschwichtigte sie mich. »Es ist ein Gitter, das man
vor- und zurückziehen kann, jedenfalls dachte ich an etwas
in der Art. Keine Sorge, ich meinte kein starr im Mauerwerk
verankertes.« Ein Gedanke kam ihr, und sie runzelte besorgt
die Stirn. »Ich hoffe nur, ich kann diese Geschichte vor
Charlie und Bertie geheim halten.«
O Mann, das gefürchtete Duo. Ich hatte die beiden völlig
vergessen. Diese Geschichte wäre ein gefundenes Fressen für
sie.
»Wer sind Charlie und Bertie?«, fragte Tig und durchbrach zum ersten Mal ihr Schweigen.
Daphne erklärte, dass es ihre beiden Neffen wären. »Und
sie sind ständig in Sorge um meine Sicherheit, wie sie es
nennen. Sie neigen dazu, sich unnötig aufzuregen, aber sie
meinen es nur gut mit mir. Vielleicht kann ich den Glaser
dazu überreden, schnell zu kommen und alles zu reparieren,
bevor sie etwas merken.«
Von draußen ertönte das Geräusch eines sich nähernden
Wagens. Er parkte vor dem Haus, dann wurde eine Tür zugeschlagen.
»Das wird die Polizei sein«, sagte ich. »Du bleibst hier
oben, Tig.«
Parry stieg die Stufen zu Daphnes Vordertür hoch, als Daphne
ihm bereits öffnete. »Guten Morgen, Ma’am«, begrüßte er sie,
und als er mich hinter Daphne im Flur erkannte, fügte er weniger freundlich hinzu: »Was ist denn nun schon wieder passiert?«
Wir führten ihn hinunter zur Kellerwohnung, und ich
erklärte ihm, was sich ereignet hatte. Er untersuchte das
Fenster und seufzte resignierend. »Ich informiere die Spurensicherung, damit sie noch einmal herkommt. Sagen Sie,
können Sie den Einbrecher beschreiben, Fran?«
Und ob ich konnte. Ich lieferte ihm eine recht genaue
Personenbeschreibung: südländisches Aussehen, ausländischer Akzent, verletzte Hand. »Eigentlich müssten Sie ihn
ziemlich schnell ausfindig machen.«
»Vielleicht ist es Ihnen noch nicht aufgefallen«, erwiderte
Parry sarkastisch, »aber in den Straßen Londons wimmelt es
nur so von Typen mit ausländischem Akzent.«
»Touristen, nehme ich an?«, fragte Daphne unschuldig.
Parry bedachte sie mit einem scheelen Blick. »Ja, Ma’am,
und jeder elende Halsabschneider und Ganove, der den
Weg über den Kanal nicht scheut. Wir machen es ihnen
heutzutage einfach zu
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