Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
Vom Netzwerk:
zuzuschnappen.
Der Fremde hielt seine verletzte Hand an die Brust gedrückt
und rannte flüchtend die Kellertreppe zur Straße hinauf, wo
er außer Sicht verschwand. Wir hörten, wie sich seine
Schritte hastig entfernten.
Tig kniete am Boden und untersuchte Bonnies Nase, was
gar nicht so einfach war. Bonnie fühlte sich um ihren Sieg
betrogen. Sie jaulte und quengelte und war nicht in der Stimmung, für eine ärztliche Begutachtung stillzuhalten. Sie riss
sich los und warf sich mit wütendem Kläffen gegen die Tür.
Wir zerrten sie weg und redeten beruhigend auf sie ein.
Sie hatte einen kleinen Schnitt an der Seite der Nase, doch
ansonsten fehlte ihr nichts. Das Blut auf dem Fenstersims
stammte von dem Einbrecher. Es geschah ihm nur recht.
»Tut mir wirklich Leid, Tig«, sagte ich. »Ich hätte dir vielleicht erklären sollen, wie die Dinge liegen, bevor ich dich
zu mir eingeladen habe.«
»Dann erklär es mir doch jetzt«, verlangte sie. Dann
drehte sie sich um, ging in die Küche, und ich hörte, wie sie
den Wasserkocher in Betrieb nahm. Wir mochten vielleicht
beide in der Welt nicht besonders weit gekommen sein,
doch wir waren nach traditionellen Regeln erzogen worden,
und wir kannten die goldene Regel: Ganz gleich, welcher
Notfall sich ereignet hat, mach einen Tee.
Bonnie rannte unter dem Fenster hin und her und
schnüffelte am Teppich, und von Zeit zu Zeit stellte sie sich
auf die Hinterpfoten und schnüffelte am Sims. Sie durchlebte in Gedanken wahrscheinlich ihren Sieg über den fremden
Eindringling. Wie viele Menschen, so garnierte sie ihn in
Gedanken wahrscheinlich mit einer Reihe von Extra-Taten,
obwohl sie sich meiner Meinung nach auch so durchaus
heldenhaft geschlagen hatte.
»Vor ein paar Nächten«, erklärte ich Tig, nachdem wir
beide einen Becher Tee in den Händen hielten und uns auf
Tigs Schlafsack auf dem Sofa niedergelassen hatten, »wurde
ein Mann vor meiner Tür ermordet, direkt vor dem Fenster.«
Tig trank von ihrem Tee und beobachtete mich durch ihre Strähnen hindurch. Sie sah mich offensichtlich mit anderen Augen als noch kurze Zeit zuvor. Wir hatten etwas Gemeinsames: Sie war neben einem toten Mädchen aufgewacht, und ich war nach Hause gekommen und hatte eine
Leiche vor meiner Tür gefunden.
»Warum?«, fragte sie.
»Er war gekommen, um mich zu besuchen. Er glaubte,
ich hätte vielleicht etwas, auf das eine Menge Leute scharf
sind – oder ich wüsste zumindest, wo es ist.«
»Und? Hast du es?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Du solltest vielleicht für eine Weile woanders hinziehen«, sagte Tig, nachdem sie meine Geschichte überdacht
hatte.
»Schon gut, ich fahre am Sonntag nach Dorridge, oder
hast du das bereits vergessen? Die Sache ist nur, du bist hier,
und er könnte zurückkommen.«
»Ich habe Bonnie bei mir. Er wird bestimmt nicht mehr
versuchen einzubrechen, nachdem er weiß, dass ein Hund in
der Wohnung ist. Bonnie veranstaltet einen Heidenlärm.«
Das konnte man wohl sagen. Ich fragte mich, ob Daphne
etwas gehört hatte. Ihr Schlafzimmer lag im ersten Stock, zwei
Etagen über uns hier unten im Keller. Es ging nach hinten
raus, zum Garten, und es war gut möglich, dass sie von alledem nichts mitbekommen hatte. Ich hofft es inbrünstig. Bei
den Nachbarn und ihrer Nachbarschaftswache war ich mir da
nicht so sicher. Nach dem Mord an Coverdale hatten sie
wahrscheinlich Sonderschichten eingelegt.
»Tig«, sagte ich, »ich muss diesen Vorfall der Polizei melden.«
Sie setzte sich alarmiert auf. »Ich bleibe nicht hier, wenn
die Schweine kommen und alles durchwühlen!«
Als Bonnie den Tonfall in der Stimme ihres Frauchens
bemerkte, geriet sie erneut in Aufregung und rannte jaulend
durch das Zimmer.
»Nun beruhigt euch doch!«, flehte ich beide an. »Hör
mal, du musst dich nicht da reinziehen lassen. Morgen Früh
gehen wir gleich als Erstes nach oben und erklären Daphne
die Situation. Daphne ist meine Vermieterin. Sie muss es
auf jeden Fall erfahren. Ich nehme an, die beschädigte
Scheibe wird von der Hausratversicherung bezahlt, und ich
kann von ihrer Wohnung aus die Polizei anrufen. Sie muss
es erfahren, Tig – Daphne wird es ebenfalls melden wollen,
außerdem … diese Sache, hinter der alle her sind, die Polizei … interessiert sich ebenfalls dafür. Ich werde Daphne
fragen, ob du so lange bei ihr oben in der Küche bleiben
kannst, während die Polizei hier unten ihre Arbeit macht.
Du musst die Bullen also nicht sehen. Sie werden dich nicht
sehen –

Weitere Kostenlose Bücher