Granger Ann - Varady - 03
Miststück!«,
schrie sie ununterbrochen.
Bonnie tanzte hysterisch um uns herum, während wir
kämpften, unentschlossen, auf wessen Seite sie sich schlagen
sollte, und schnappte unterschiedslos nach jeder Extremität,
die ihr vor die Schnauze geriet. Es gelang mir, Tig von mir
zu wälzen und mich auf die Seite zu rollen. Sie sprang auf
und trat nach mir, und das war ihr Fehler.
Ich packte ihren Fuß und verdrehte ihr das Bein. Sie
schrie schmerzerfüllt auf und krachte zu Boden, wo sie sich
herumwarf, hastig zum Sofa kroch und dort zusammengekauert sitzen blieb, um mich aus tränenüberströmten Augen
hasserfüllt anzustarren.
»Also schön«, ächzte ich und nutzte die Atempause aus,
um endgültig aufzustehen. »Was hat das alles zu bedeuten,
verdammt?«
»Du …!«, ächzte sie. »Du müsstest eigentlich am besten
wissen …«
»Ja, ich weiß!«, unterbrach ich sie. »Ich weiß, warum und
wie du so geworden bist, Tig, warum du niemandem mehr
vertraust, nicht einmal mir. Ich kann mir denken, warum
du Angst vor der Polizei hast …«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, kannst du nicht! Du weißt
nicht … du weißt verdammt noch mal überhaupt nichts!«
»Schön, dann weiß ich eben überhaupt nichts! Ist mir
auch egal!« Ich hatte Mühe, meine eigene Wut unter Kontrolle zu halten. Ich ärgerte mich mehr über mich selbst als
über Tig, weil ich nicht wusste, was ich tun oder sagen sollte. »Verstehst du denn nicht, Tig?«, flehte ich. »Wenn du
nach Hause zurück und ein neues Leben anfangen willst,
und das hast du schließlich gesagt, dann musst du über all
diesen Mist hinwegkommen! Es tut mir wirklich Leid, dass
heute ununterbrochen Polizisten in meine Wohnung geschneit kommen, aber es ist nicht meine Schuld, oder? Es
kommt daher, dass dieser Typ einzubrechen versucht hat.
Ich mag die Polizei genauso wenig in meiner Wohnung wie
du, aber ich flippe nicht aus. Ich rede mit den Typen und
schaffe sie mir anschließend vom Hals.«
»Du bist eben du, und ich bin ich«, murmelte sie trotzig.
»Ich sage ja nicht, dass es leicht sein wird«, versuchte ich
sie zu beschwichtigen. »Aber wenn es für dich unerträglich
ist, eine Woche in meiner Wohnung zu bleiben, wie willst
du dann zu Hause mit deiner Familie zurechtkommen?«
Ich befürchtete schon, sie würde sich erneut auf mich
stürzen, doch stattdessen stand sie auf, glättete ihre Haare,
wandte mir den Rücken zu und packte weiter ihre Sachen.
Ich dachte bereits, ich hätte es endgültig vermasselt. Sie
würde Leine ziehen, und das wäre es gewesen. Ich würde sie
nicht wieder sehen. Doch nach einigen Augenblicken, während deren sie wenig erfolgreich mit ihrem Seesack gekämpft hatte, schleuderte sie das Bündel wütend zu Boden
und ließ sich auf das Sofa fallen, wo sie mit hängendem
Kopf sitzen blieb. Die blonden dünnen Strähnen verbargen
ihr Gesicht.
»Geht es dir jetzt ein wenig besser, Tig?«, fragte ich vorsichtig.
»Ich habe auch darüber nachgedacht, Fran, weißt du?«,
murmelte sie. »Ich bin nicht mehr die gleiche Person wie
die, die von zu Hause weggegangen ist. Wie kann ich zurückkehren? Sie werden es nicht verstehen, meine Eltern,
meine ich. Sie werden erwarten, dass das gleiche nette kleine
Mädchen zur Tür hereinkommt, das weggelaufen ist. Das
bin ich nämlich für sie, ihr kleines Mädchen. Ich glaube
nicht, dass ich das ertragen könnte, und ich glaube nicht,
dass sie damit zurechtkämen, dass ich mich verändert habe.
Vielleicht sollten wir die ganze Angelegenheit einfach vergessen.«
Ich ging vor ihr in die Hocke und nahm ihre Hände. Sie
waren eiskalt. Bonnie sprang mit einem Satz auf das Sofa
und drückte Tig ihre Schnauze in die Seite, um sie ebenfalls
zu trösten.
»Wir beide haben beschlossen, dass wir es versuchen wollen, du und ich, Tig. Du hast mich gefragt, ob ich für dich
nach Dorridge fahren könnte, und ich habe Ja gesagt. Keine
von uns beiden wird kneifen, okay? Wir haben einen Pakt.
Ich werde am Sonntag zu deinen Eltern fahren, und du
wirst hier bei mir warten, bis ich zurückkomme. Niemand
hat gesagt, dass es leicht werden würde, aber es ist deine einzige Chance, und das weißt du selbst. Wirf sie nicht weg.
Steck nicht einfach den Kopf in den Sand und lauf davon.«
Sie blickte mich elend durch ihren Vorhang aus Haaren
hindurch an. »Also gut. Ich bleibe. Aber du musst ihnen die
Wahrheit sagen, Fran. Du musst ihnen alles erzählen.«
»Sicher«, sagte ich aufmunternd. Es war leicht, ihr das zu
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