Granger Ann - Varady - 03
versprechen, doch ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie
ich die Unterhaltung tatsächlich führen sollte. Doch bis dahin war noch eine Weile hin, und ich hatte andere Probleme
zu lösen.
»Komm«, sagte ich zu Tig. »Wir gehen aus.«
»Wohin?« Ihr Misstrauen war augenblicklich wieder erwacht.
»Putney. Wir stellen ein paar Ermittlungen an. Ich will
wissen, was passiert ist, und es gibt nur eine Möglichkeit,
wie ich das herausfinden kann – ich muss es selbst tun.
Warte ein paar Minuten hier, ich springe nur schnell zu
Daphne hinauf und bitte sie, mich einen Blick in ihr Adressbuch werfen zu lassen.«
»Du ziehst mich nicht in diese Geschichte mit hinein, was
auch immer es ist!«, platzte Tig hervor. »Wenn du nach
Putney fährst und diese Frau ausquetschst, bei der sie eingebrochen haben, dann hast du hier bald alle Bullen der
Welt rumlaufen! Aber dann hast du mich gesehen! Ich weiß
nicht, in was für eine Geschichte du verwickelt bist, aber du
lässt mich da raus, kapiert?«
»Ganz ruhig, ich werde dich nicht reinziehen. Ich muss
allein zu dieser Mrs Joanna Stevens. Sie würde sich nur unnötig aufregen, wenn wir zu zweit bei ihr aufkreuzen würden. Ich möchte lediglich, dass du mich nach Putney begleitest. Du kannst dort abhängen, während ich Mrs Stevens besuche. Ich lasse dich nicht allein hier zurück, Tig. Du fängst
nur wieder an zu brüten und kriegst Depressionen – und
bevor du mich beschuldigst, ich würde dir nicht vertrauen,
lass mich dir sagen, das ist es nicht! Ich denke einfach nur,
dass ich dich in deinem jetzigen Zustand besser nicht alleine
lassen sollte. Wir lassen Bonnie hier, sie kann auf die Wohnung aufpassen.«
KAPITEL 12 Wir fuhren nach Putney und
fanden die Shaker Lane ohne Schwierigkeiten. Doch ich hatte zwei weitere Probleme, die ich lösen musste, bevor ich
auch nur in die Nähe von Mrs Stevens ging. Eines bestand
in der früh einsetzenden Dämmerung; das Licht wurde bereits schwächer, als wir in Putney eintrafen. Das machte mir
Sorgen. Ich wollte nicht im Dunkeln an Mrs Stevens’ Tür
anklopfen. Sie würde vielleicht noch unwilliger sein, mich
eintreten zu lassen, als ich mir auch so schon vorstellen
konnte. Das andere Problem war Tig, die auf dem ganzen
Weg dorthin schmollte und drohte auszureißen. Ich hätte
sie wahrscheinlich gar nicht erst mitgenommen in der
Stimmung, in der sie war, wenn ich sie sicher in meiner
Wohnung hätte zurücklassen können. Doch als wir endlich
in der Shaker Lane ankamen, hellte sich ihre Stimmung ein
wenig auf, und sie zeigte sogar aufkeimendes Interesse.
»Hier ist es also?« Sie blickte die Straße hinauf und hinab.
Der Ausdruck »Lane« war schlichtweg unzutreffend. Vielleicht war es früher mal ein Heckenpfad gewesen, vor wer
weiß wie vielen Jahren, doch jede Spur von Ländlichkeit war
längst verschwunden. Die Straße war genauso, wie Harford
sie beschrieben hatte: wohlhabend. Die Häuser passten genau zu der Beschreibung von Mrs Stevens. Ich fragte mich,
in welchem sie wohnte.
»Und wie geht es jetzt weiter?«, wollte Tig von mir wissen.
Gute Frage. »Komm mit«, sagte ich. »Wir ziehen uns erst
mal in die kleine Einkaufszeile zurück.«
Die fragliche Einkaufszeile bestand aus nicht mehr als einer Reihe kleiner Läden und einem gepflasterten Platz davor
mit ein paar Holzbänken um einen kränklich aussehenden
Baum herum. Sie lag am unteren Ende der Shaker Lane,
und wir waren auf dem Weg hierher dort vorbeigekommen.
Mir war aufgefallen, dass es dort sogar ein Blumengeschäft
gab.
»Die Blumen sind unverschämt teuer«, sagte Tig, als wir
vor dem Laden standen und die verschiedenen Blumen in
den Eimern in Augenschein nahmen. »Du könntest reingehen und den Verkäufer ablenken, während ich einen Strauß
mitgehen lasse, wenn du einen haben möchtest.«
»Aber ich will keine gestohlenen Blumen, Tig!«, sagte ich
entschieden. »Ich dachte, du wolltest dich in Zukunft aus
Schwierigkeiten raushalten? Du hast vielleicht eine merkwürdige Art, das zu bewerkstelligen. Wir gehen zusammen
rein.«
»Ich möchte einen Blumenstrauß für eine ältere Dame,
die einen Trauerfall in der Familie zu beklagen hat«, berichtete ich der Verkäuferin im Laden. »Ich habe allerdings
nicht viel Geld. Was können Sie mir empfehlen?«
Die junge Frau musterte mich von oben bis unten, und
nichts von dem, was sie sah, widersprach meiner Behauptung relativer Mittellosigkeit. »Jemand hier aus der Gegend?«, erkundigte sie
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