Granger Ann - Varady - 03
wohnt, mit großen, durch Hecken abgegrenzten Vorgärten und alten Bäumen in den Gärten dahinter.« Er riss sich zusammen und
kam zum Thema zurück. »Der Traum eines jeden Einbrechers, wie Sie sich denken können. Mrs Stevens ist Witwe
und hat lediglich eine verheiratete Tochter, deswegen war sie
nur allzu bereit, ihren Bruder bei sich aufzunehmen. Er war
nicht ständig dort, sondern kam und ging, wie es ihm beliebte, ihren Worten nach zu urteilen. Doch er besaß ein eigenes
Zimmer, wo er all seine Kleidung, seine Dokumente, Bücher
und anderen persönlichen Besitz verwahrte. Gestern Abend
ging Mrs Stevens wie jede Woche zu ihrer FrauenKirchengemeinde. Eine Freundin kam sie abholen und
brachte sie wieder zurück. Mrs Stevens lud die Freundin zu
einem Kaffee ein, und sobald sie durch die Tür ins Haus kam,
so sagt sie, wusste sie, dass jemand dort gewesen war.«
»Gab es ein Loch in einem Fenster?«, fragte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, es war ein anderer Modus
Operandi, was die Vermutung nahe legt, dass es sich um einen anderen Täter gehandelt hat. Vielleicht der gleiche, der
in den Laden von Mr Patel eingebrochen ist. Wie es aussieht, wurde nichts gestohlen, genau wie im Laden. Es gab
ein paar Hinweise, dass alles durchsucht wurde, ebenfalls
wie im Laden, doch das ist alles. Mrs Stevens ist eine stolze
Hausfrau, die alleine lebt, und es hat nicht lange gedauert,
bis es ihr aufgefallen ist. Ein Spiegel über dem Kamin, der
schief hing. Zierfiguren, die nicht genau nach vorne sahen.
Mäntel am Haken im Flur, die zu dicht beieinander hingen.
Und in der Gästetoilette im Erdgeschoss war der Klodeckel
oben. Daher wusste sie, wie sie sagt, dass ein Mann in ihrem
Haus gewesen ist. Sie ärgert sich mehr als alles andere über
die Tatsache, dass er ihre Toilette im Stehen benutzt hat,
schätze ich.« Harford grinste. »Jedenfalls, wir waren bereits
vorher dort und haben mit ihrer Erlaubnis Coverdales
Zimmer durchsucht. Sie hat die zuständige Wache angerufen, und ihre Freundin hat sie unterstützt. Es war offensichtlich nicht ganz einfach, die Constables von einem Einbruch zu überzeugen, weil nichts gestohlen worden war,
doch sie drängte die Beamten, sich mit uns in Verbindung
zu setzen. Uns musste sie nicht lange überzeugen.«
Das war keine gute Nachricht. Der Unbekannte hinter dieser Geschichte brauchte diese Negative unbedingt, so viel stand
fest. Er – oder seine Schergen – würden keine Ruhe geben.
»Danke, dass Sie mich wenigstens gewarnt haben«, sagte ich.
»Hören Sie, Fran …« Er errötete. »Ich wäre sowieso vorbeigekommen, wegen gestern Abend im Restaurant … Es ist
nicht so gelaufen, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich meine, ich möchte, dass wir Freunde sind, aber wir haben uns,
äh … sehr kühl verabschiedet. Es war allein meine Schuld.«
Ich hatte nicht mit einer Entschuldigung gerechnet, und
sie brachte mich ein wenig aus der Fassung. Ich sagte ihm,
dass es niemandes Schuld gewesen wäre. Man schloss eben
keine Freundschaft über einem ungelösten Mordfall.
»Ich hoffe sehr, dass dieser Fall bald aufgeklärt ist«, sagte
er. »Vielleicht können wir nach dieser Geschichte Freunde
werden?«
Seine Beharrlichkeit begann mich zu nerven. Er konnte
doch unmöglich so naiv sein. »Hören Sie!«, sagte ich. »Die
Polizei hat Ganesh und mich wie zwei Köder auf dem Trockenen sitzen lassen. Sie halten die Information unter Verschluss, dass Sie im Besitz der Negative sind, und solange
die – wer auch immer sie sind, nicht einmal das wollen Sie
mir verraten – glauben, Ganesh oder ich hätten den Film,
werden sie hinter uns her sein, und wir müssen mit weiteren
Zwischenfällen und Einbrüchen rechnen. Es wird allmählich
Zeit, dass Sie etwas unternehmen.«
Er blickte mich unbehaglich an und rieb sich das Kinn.
»Das ist nicht meine Entscheidung, Fran. Läge es in meiner
Hand, würde ich es sofort tun, um Sie und Patel aus der
Schusslinie zu bringen. Aber es gibt einen guten Grund für
die Geheimhaltung, glauben Sie mir.«
»Das sollte es auch besser«, entgegnete ich verdrießlich.
Er drückte sich noch ein paar Minuten länger in meinem
Wohnzimmer herum, vielleicht in der Hoffnung, ich würde
ihm Kaffee anbieten, doch das hatte ich bestimmt nicht vor.
Ich befürchtete, abgesehen von der Tatsache, dass ich Tig
und Bonnie nicht ewig in meinem Badezimmer verstecken
konnte, er würde wieder einmal in meine Küche wandern
und könnte dort zwei benutzte Teller,
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