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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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ein Fehler gewesen war, ihren Posten
beim Museum zu verlassen, wo sie mir den Weg hätte abschneiden können. Sie hatte ebenfalls kehrtgemacht und war
mir inzwischen dicht auf den Fersen. Ich konnte das Stampfen ihrer Schritte hören und das Zischen ihres Atems. Dann
tauchte Ben auf der rechten Seite ein wenig vor mir auf. Sie
hatten mich in der Zange. Ich hatte keine Fluchtmöglichkeit
mehr außer der hohen, unbezwingbaren Mauer.
Und dann erbarmte sich der Himmel. Aus der Herrentoilette kam die würdevolle uniformierte Gestalt eines Parkwächters. Ich rannte geradewegs auf ihn zu.
»Hilfe!«, brüllte ich.
Er blieb verblüfft stehen. »Was gibt’s denn?«
Hätte ich ihm erzählt, dass Ben – den der Wächter wahrscheinlich zumindest vom Sehen her kannte – und die zierliche kleine Flora ein mörderisches Pärchen waren, fest entschlossen, mich der Liste ihrer Opfer hinzuzufügen, hätte er
mir bestimmt nicht geglaubt. Also sagte ich das Einzige, was
ich sonst noch sagen konnte.
»Ich wurde überfallen!«, heulte ich. Ich bin Schauspieler.
Es klang verdammt überzeugend.
»Was?«, rief er aus. »Wo? Wann? Von wem?« Ich deutete
dramatisch auf Flora. »Sie war es!« Er starrte zweifelnd an
mir vorbei auf die rot gekleidete Gestalt, und genau in diesem Augenblick verlor Flora die Nerven. Sie hätte ruhig
bleiben und ihm erzählen sollen, dass ich ein Drogenjunkie
wäre, der sie nicht mehr alle hatte. Stattdessen übermannte
sie die Angst vor der Uniform. Sie wandte sich ab und rannte davon. Und eine flüchtende Gestalt bedeutet für jeden
Polizisten auf der ganzen Welt das Gleiche: Schuld.
Auch Ben erkannte, dass sie einen Fehler begangen hatte.
Ich hörte ihn rufen, »Nein!«, doch der Constable rannte bereits hinter ihr her, und mit einem letzten hasserfüllten
Blick zu mir ergriff auch Ben die Flucht und verschwand
durch das Victoria Gate. Er mochte Flora wunderbar finden, doch seine eigene Haut war ihm am nächsten. Als ich
allein war, sank ich zu Boden und stützte den Kopf auf die
Knie. Diesmal war es wirklich verdammt eng gewesen.
»Damit ich das richtig verstehe«, sagte Inspector Morgan.
»Sie wurden nicht überfallen.«
    »Nein, natürlich nicht!«, schnappte ich aufgebracht. Ehrlich, der Verstand eines Polizisten ist mir unbegreiflich.
Selbst die Morgan, die ich stets als aufgeweckte, intelligente
Frau erlebt hatte, war plötzlich ein dämlicher Bullentrampel. Was macht die Bullen so verdammt pingelig? Scheinbar
lesen sie morgens, mittags und abends in ihrer Vorschriftensammlung.
    »Sie haben eine Falschmeldung über ein nicht stattgefundenes Verbrechen gemacht.« Sie sah mich an wie meine
frühere Schulleiterin, aus vorstehenden Augen, voller Missbilligung, starr vor moralischer Empörung. Wieder einmal
erwischt, Francesca Varady. Wieder einmal zusammengestaucht. »Das ist ein ernstes Vergehen«, sagte die Morgan.
    »Noch lange nicht so ernst wie versuchter Mord!«, heulte
ich.
»Das ist sicherlich richtig, und deswegen erscheint es mir
auch als sehr eigenartig, dass sie dem Constable gesagt haben, man hätte Sie überfallen. Was, wie sich herausstellte,
nicht der Wahrheit entspricht. Ich verstehe nicht, warum
Sie, wenn jemand versucht hat, Sie zu ermorden, dies nicht
dem Constable gesagt haben. Warum haben Sie dem Park
Constable nicht die Wahrheit gesagt, wenn es das war?«
Wenn es das war. Sie glaubten mir nicht. Sie glaubten mir
einfach nicht. War das möglich? O ja, es war definitiv möglich. Leuten wie mir kann man nicht glauben, doch Leuten
wie Ben und Flora – netten Leuten, die in anständigen Gegenden wohnen – glaubt jeder gerne aufs Wort.
»Ich habe es nicht gesagt, weil er …«, ich starrte ihr in die
Augen, »… weil er geglaubt hätte, ich wäre eine Verrückte,
wenn ich gesagt hätte, dass man versucht mich umzubringen«, beendete ich meinen Satz.
»Wenn er geglaubt hätte, Sie wären verrückt, hätte er Sie
aus dem Park begleitet. Ist es nicht genau das, was Sie wollten?«
Ich gab mir die größte Mühe, ruhig zu bleiben. »Hören
Sie, vielleicht haben Sie immer einen kühlen Kopf, wenn
rings um Sie plötzlich alle verrückt zu spielen scheinen. Ich
gerate in Panik, wie jeder normale Mensch auch. Und wenn
ich von zwei Irren mit Messern gejagt werde …«
»Mrs Wilde war nicht bewaffnet«, unterbrach sie mich.
»Von wegen, verdammt! Sie hat ihre Waffe in einem unbemerkten Augenblick weggeworfen, in den Teich oder in
ein Gebüsch!«
»Haben Sie gesehen, dass Mrs

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