Granger Ann - Varady - 04
abgelaufen, oder? Ganesh, könnten wir uns vielleicht darüber
unterhalten, ob die Polizei etwas in Mrs Mackenzies Blumenbeet gefunden hat oder nicht?«
»Wahrscheinlich hat sie nichts außer einer Wagenladung
Blumenzwiebeln ausgegraben«, sagte Ganesh, indem er sich
für die mangelnde Unterstützung seines Vorschlags eines
Heißgetränkeautomaten revanchierte.
Aber das war es nicht, oder falls doch, dann hatten sie
noch etwas anderes mit ausgegraben. Denn an jenem Abend,
endlich, sahen wir im Evening Standard einen Bericht, dass
man im Garten eines Hauses in Wimbledon die Reste eines
menschlichen Leichnams gefunden hätte. Nur diese paar
Zeilen. Weiter nichts. Keine Erwähnung irgendwelcher Namen, doch wie ich Ganesh gegenüber bereits deutlich gemacht hatte – falls es nicht kürzlich in SE19 zu einem Massaker gekommen war, konnte es nur die Leiche der armen
Schwester Cooper sein.
Wenige Tage später erhielt ich die Nachricht, dass Inspector Morgan mich zu sehen wünschte. So schnell war ich nur
selten auf der Wache gewesen.
Ich konnte nicht umhin zu bemerken, sobald sie das
Zimmer betrat, dass sie ihre Miss-Marple-Klamotten abgelegt
hatte, und die Veränderung war verblüffend. Sie trug ein
holzkohlegraues Nadel Streifenkostüm, schwarze Strümpfe
und Schuhe mit flachen Absätzen. Offensichtlich war der
Fund einer Leiche nicht die einzige Neuigkeit. Der neue
Look verlieh ihr eine super-kompetente Ausstrahlung. Sie
war eindeutig in herrischer Laune.
»Schickes Outfit«, beobachtete ich.
»Ich muss später noch eine Pressekonferenz abhalten«,
sagte sie ein wenig steif, nicht ganz im Stande, ihr Grinsen
zu verbergen.
Der selbstgefällige Ton ärgerte mich nicht wenig, denn
schließlich hätten die Bullen ohne mich nie rausgefunden,
was aus LeeAnne Cooper geworden war, ganz zu schweigen
davon, wer Clarence Duke ermordet hatte. Aber werde ich
von irgendjemandem zu einer Pressekonferenz eingeladen?
Kommt irgendein Journalist zu meinem schmuddeligen
Zimmer gerannt und fragt mich nach meinen persönlichen
Eindrücken und Erlebnissen? Kriege ich auch nur ein winziges Stück dringend benötigter Publicity? Was glauben Sie?
»Sie haben LeeAnne gefunden, oder jedenfalls stand es so
im Evening Standard. « Ich konnte meinen Sarkasmus nicht
verbergen. Die Morgan hätte sich eigentlich am Boden winden müssen vor Dankbarkeit, anstatt sich für die Kameras
aufzudonnern. »Ich habe nicht mit Anschuldigungen um
mich geworfen, wie Sie behauptet haben, und ich habe mich
auch nicht geirrt, was die Tote im Blumenbeet angeht.«
»Ja, wir haben sie gefunden.« Janice Morgan seufzte und
klopfte sich mit einem Kugelschreiber auf sehr wenig Superfrau-artige Weise gegen die Zähne. »Und trotz der Tatsache,
dass offensichtlich ein Versuch unternommen wurde, die
Zersetzung des Leichnams zu beschleunigen, indem man
der Erde ein kalkbasiertes Gartenprodukt hinzugefügt hat,
konnten wir die Überreste identifizieren. Es gibt genügend
Details im Bericht des Pathologen, um zweifelsfrei festzustellen, dass sie durch einen Angriff mit einem Messer ums
Leben gekommen ist.«
»Wie niederträchtig!«, sagte ich mit einem Gefühl von
Unwohlsein und verdrängte mein Mitleid für mich selbst.
Es war eine schreckliche Geschichte. Ich sagte etwas in dieser Richtung.
Die Morgan nickte und zupfte abwesend an einem Flusen
an ihrem Ärmel. »Eine sehr unangenehme Geschichte, ganz
und gar.«
»Sie haben Anklage gegen Ben Cornish erhoben?«
»Wir haben Cornish einstweilen wegen der Beseitigung
der Leiche von LeeAnne Cooper angeklagt. Das ist für den
Augenblick alles, doch es reicht, um ihn festzuhalten. Die
ältere Besitzerin des Grundstücks war sehr aufgebracht, als
wir anfingen, in ihrem Garten zu graben. Sie hat augenblicklich ihren Anwalt angerufen und versucht, uns daran
zu hindern. Sie konnte nicht fassen, dass wir etwas gegen ihren Großneffen in den Händen hatten. Erzählte uns immer
wieder, was für ein lieber, großartiger Junge er doch wäre.
Dann, als wir die Leiche gefunden hatten, brach sie zusammen, und wir mussten sie in ein Krankenhaus bringen. Es
ist immer die Polizei, die am Ende ausbaden muss, wenn einem Zivilisten so etwas widerfährt«, fügte die Morgan
grimmig hinzu. »Vorwürfe der Gefühllosigkeit im Umgang
mit einer unbescholtenen älteren Mitbürgerin und all dieser
Kram. Fast so, als hätten wir die Leiche unter den ganzen
Narzissen vergraben.«
»Ich fühle mich auch in gewisser Hinsicht
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