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Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
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dick«, sagte der Junge entschieden. »Er isst sehr
viel.« Er breitete die Hände aus, um Maxens Leibesfülle anzudeuten.
Das war eindeutig niemand, der in der Pizzeria arbeitete,
soweit ich wusste. Silvio war schlank. Mario war stämmig,
aber alles andere als fett. Luigi hatte die Figur eines Windhunds. Außerdem hatte der Junge mit Mario gesprochen
und ihn nicht als Max identifiziert. George hatte er ebenfalls
gesehen. Der krötenartige Buchhalter war vielleicht in Ansätzen als dick zu beschreiben, doch in Wirklichkeit war er
einfach nur vierschrötig. Je länger das so weiterging, desto
sicherer war ich, dass der Junge irgendetwas verwechselte
und dass dieser Max nicht das Geringste mit der Pizzeria zu
schaffen hatte. Doch ich wusste, dass es keinen Sinn hatte,
ihm das zu sagen. Er war viel zu sehr darauf fixiert.
»Nun ja, ich kann mich ja mal ein wenig umsehen«, sagte
ich. »Vielleicht finde ich ja etwas heraus.«
Seine Reaktion war unerwartet. Das Misstrauen und die Erschöpfung fielen von ihm ab, und er wurde mit einem Mal geradezu peinlich dankbar und redselig. Er sprang so heftig vom
Sofa auf, dass Bonnie beinahe heruntergefallen wäre, und kam
zu mir, um mir die Hand zu schütteln. Es weckte schreckliche
Schuldgefühle in mir, denn wenn ich nichts herausfand, wäre
seine Enttäuschung nur noch größer. Ich hätte den Mund halten und mein Angebot für mich behalten sollen. Oh Ganesh,
wärst du nur hier gewesen und hättest mich daran gehindert,
eine von meinen Dummheiten zu begehen.
»Warum willst du diesen Max eigentlich unbedingt finden?«, fragte ich, nachdem es mir endlich gelungen war,
seinen überschwänglichen Dank abzuwehren.
Das, so wusste ich, war die heikle Frage. Sie bedeutete,
dass er mir etwas über sich selbst erzählen musste. Er war
vielleicht nicht bereit, dies zu tun, selbst wenn ihm durchaus klar war, dass mein Angebot, ihm zu helfen, bedeutete,
dass ich ein Recht darauf hatte, etwas über sein Problem zu
erfahren. Jeder Ermittler braucht ein paar Fakten. Ein intelligenter Ermittler besorgt sich zuerst die Fakten und entscheidet hinterher, ob er einen Job übernimmt oder nicht.
Typisch für mich, dass ich es andersherum machte.
Der Junge setzte sich wieder auf das Sofa, und Bonnie
legte den Kopf wieder auf seinen Oberschenkel, obwohl sie
ihn misstrauisch musterte, wie um sicherzugehen, dass er
nicht wieder aufspringen und ihre Ruhe stören würde.
»Ich suche meinen Bruder«, sagte der Junge.
Ich erinnerte ihn nicht daran, dass er mir auf dem Weg
zu mir nach Hause gesagt hatte, er hätte niemanden. »Bruder?«, fragte ich.
Er beugte sich vor. »Ich muss ihn finden!«, sagte er drängend. »Ich muss ihn so schnell wie möglich finden!«
Stück für Stück kam die ganze Geschichte heraus. Er war
illegal ins Land eingereist. Sein Vater zu Hause in Rumänien
hatte eine Menge Geld bezahlt, das er nur mühsam hatte zusammenkratzen können, damit der Sohn von irgendeiner
illegalen Organisation quer durch Europa nach England geschleust wurde. Das Gleiche hatte er bereits für den Bruder
des Jungen getan, der es hier in England zu etwas gebracht
hatte. Jedenfalls hatte der Bruder dies in einem Brief an die
Eltern geschrieben. Also beschlossen sie, den jüngeren – Ion,
wie er mir endlich verriet – auf dem gleichen Weg nach
England zu schicken. Sie verkauften ihre letzten Wertsachen
und borgten sich zusätzlich Geld von den gleichen Leuten,
welche die illegale Operation betrieben. Kein kluger Schachzug. Die Familie in Rumänien blieb mittellos zurück, abhängig von den beiden Knaben, die in England Arbeit finden und etwas von dem verdienten Geld nach Hause schicken mussten. Das war etwas, das für die Familie selbstverständlich zu sein schien. Doch zunächst einmal würde alles
Geld, das Ion und sein Bruder in England verdienten, an die
illegalen Schleuser gehen, die sie hergebracht hatten, bis die
Schulden bezahlt waren, einschließlich der unausweichlichen Zinsen. Damit würden sie eine ganze Zeit lang beschäftigt sein. Sie hatten gar keine andere Wahl und konnten auch nicht das Gesetz anrufen. Der Kredit wäre erst
dann abbezahlt, wenn die schmierigen Verleiher erklärten,
dass dem so wäre, zu einem Zeitpunkt, den sie selbst bestimmten.
Ion war nach einer langen, schlimmen Reise, während
der er keinen Kontakt mit seinen Eltern oder seinem Bruder
gehabt hatte, in Großbritannien angekommen. Bei seiner
Ankunft war der Bruder nicht wie versprochen erschienen,

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