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Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
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ich ihr großes Unrecht getan.
»Ach, jetzt kommen Sie schon, Fran! Als würde ich so etwas
jemals tun! Das ist ein Freundschaftsbesuch, mehr nicht.
Natürlich ist mir klar, dass Sie das Ohr an der Straße haben.
Sie hören und sehen Dinge, die der Polizei verborgen bleiben. Ich kann Ihnen so viel verraten: Wir glauben, dass einer der dreckigen Mistkerle, die ihr Geld mit dem Schmuggel von Menschen in Not verdienen, irgendwo in dieser Gegend sein Operationszentrum hat.«
»Hören Sie, ich bin weder Ihr unbezahlter noch Ihr bezahlter Informant«, sagte ich. »Abgesehen davon gibt es
nichts, was ich Ihnen zu sagen hätte.«
Ich hatte eine ganze Wagenladung von Mutmaßungen,
doch die behielt ich für mich. Morgan mochte es nicht,
wenn ich meine Nase in Ermittlungen der Polizei steckte.
Solange ich ihr nicht verriet, was ich gemacht hatte – und
fest vorhatte weiterzumachen –, konnte sie mir auch nicht
sagen, dass ich damit aufhören sollte.
Was ihre Warnung anging, so brauchte ich Morgan nicht,
um zu wissen, dass die Banden, die Illegale ins Land schmuggelten, gefährlich waren. Ich hatte selbst gesehen, wozu sie imstande waren. Die fallende, wild mit Armen und Beinen rudernde Gestalt war für alle Zeiten in mein Gedächtnis eingebrannt.
Als hätte sie meine Gedanken gelesen, sagte Morgan unvermittelt: »Gestern Abend ist in der Camden Town Station
ein junger illegaler Ausländer, ein rumänischer Junge, vor
eine U-Bahn gefallen. Wir sind nicht sicher, wie es zu diesem Unfall kommen konnte.«
Beinahe hätte ich »Unfall?« gerufen, doch irgendwie gelang es mir, den Mund zu halten. Es war erschütternd, Morgan von Ions Tod reden zu hören, wo ich ständig daran
denken musste. Ganesh hatte recht gehabt. Die Polizei ermittelte in der Angelegenheit. Warum dachte die Morgan,
ich könnte ihr helfen? Weil ich in der Pizzeria arbeite , dachte
ich elend. Nun, wenn sie glaubte, ich würde diese Bande für
sie ausspionieren, war sie reif für eine Enttäuschung, ganz
gleich, wie sie mich auch unter Druck setzen wollte. Ganz
besonders missfielen mir der Appell an mein Gewissen und
der Hinweis, dass ich selbst das Kind einer Einwandererfamilie war, als schuldete ich ihr die Kooperation. Das war
unter der Gürtellinie.
»Möglicherweise stellt sich heraus, dass es Selbstmord
war«, erzählte sie weiter. »Er könnte ziemlich verzweifelt gewesen sein. Es ist eine tragische Sache, ganz gleich, wie man
es betrachtet.«
»Verdammt tragisch«, stimmte ich ihr zu.
»Wir glauben, dass er wahrscheinlich in einem Laster ins
Land gekommen ist. Trotz aller Anstrengungen der Einwanderungsbehörden in den Häfen passiert das immer
noch. Die Menschen, die auf diese Weise ins Land kommen, stellen häufig fest – falls es ihnen überhaupt gelingt –,
dass sie vom Regen in die Traufe geraten sind. Im Vergleich
dazu hatten Ihre Großeltern eine Menge Glück, Fran.«
»Oh ja, richtig viel Glück«, murmelte ich. »Vertrieben
aus ihrem Haus in den Sachen, die sie am Leib hatten, meine Großmutter mit einem Baby im Arm.«
»Immerhin«, wandte die Morgan leise ein, »haben sie einen
sicheren Ort gefunden. Genau wie Sie in Ihrer neuen Wohnung, Fran. Diese Wohnung ist wirklich sehr hübsch. Ich bin
froh, dass Sie endlich ein Dach über dem Kopf haben. Besser,
als in einer Garage zu schlafen, wie Sie es bei unserer letzten
Begegnung noch getan haben. Nun ja. Wir wissen nicht genau, wo der Junge gewohnt hat, der vor den Zug gefallen ist;
doch es könnte ein gemeinsamer Schlafplatz in irgendeinem
Hinterzimmer gewesen sein. Kein Wunder, dass sie alle Hoffnung verlieren und beschließen, all dem ein Ende zu machen.
Er war nicht der Erste, wie Sie sich denken können, und ich
wage zu behaupten, dass es noch mehr von seiner Sorte gibt.«
Morgan hatte zuerst von einem Unfall gesprochen, und
nun redete sie von Selbstmord. Das Einzige, was sie noch
nicht erwähnt hatte, war Mord. Wartete sie etwa darauf,
dass ich das tat? Und dass ich ihr verriet, warum ich glaubte, dass es Mord gewesen war?
»Selbstverständlich ermitteln wir in der Angelegenheit«,
sagte die Morgan.
»Gut«, murmelte ich.
»Wir brauchen Zeugen.«
Ich schwieg. Sie lächelte schwach. »Sie waren gestern Abend
nicht zufällig in der Nähe der Camden Town Tube Station,
Fran?«
Ich öffnete den Mund, um es abzustreiten, doch dann
schluckte ich die Worte herunter. Warum stellte sie mir diese Frage? Welchen Grund gab es dafür? Ich suchte hektisch
nach einer möglichen

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