Granger Ann - Varady - 05
Gefahr, dass irgendein übereifriges Mitglied der
Nachbarschaftswache, das uns von seinem sicheren Platz
hinter dem Spitzenvorhang beobachtete, wie wir langsam
durch die Straßen kreisten, zum Telefonhörer griff und der
Polizei ein verdächtiges Verhalten seitens zweier Frauen in
einem Kleinwagen meldete, eine wahrscheinlich Nutte, die
andere ein Punk. Schließlich – falls wir Einbrecher waren und
die Häuser in der Gegend auskundschaften wollten, gab es
kaum eine bessere Tarnung als L-Schilder an den Stoßstangen. Doch das war ein Risiko, das ich einzugehen bereit war.
Ich habe mich übrigens nicht gezielt für den Punklook
entschieden, doch meine Haare sind sehr kurz geschnitten;
ich habe einen Diamantstecker in einem Nasenloch, und
meine Kleidung passt prima zu meiner Art zu leben. Es mag
nicht nett klingen, wenn ich behaupte, dass Susie aussah wie
eine Nutte, aber mal ehrlich … Sie trug hautenge Jeans und
einen rosafarbenen Pullover und hatte etwas mit ihren blonden Haaren angestellt, sodass es in lauter winzigen Löckchen
herunterhing. Ich nahm an, dass sie sich absichtlich wie eine
Barbie-Puppe zurechtmachte.
Susie hatte mein Kostüm für das Stück mitgebracht und
zog es mit einer schwungvollen Bewegung aus einer großen
Reisetasche. Es war wunderschön gemangelt und sah ganz
anders aus als der verdreckte Lumpen, den ich aus dem
Weidenkorb im Rose Pub gezogen hatte.
»Meine Güte, Susie!«, sagte ich dankbar und voller Bewunderung.
Sie bedrängte mich, es gleich anzuprobieren, um zu sehen, ob es in der Länge geändert werden musste, und ließ
mich darin im Zimmer auf und ab gehen.
»Weil du darin anders gehen musst, Fran, verstehst du?
Du kannst in diesem Kleid nicht laufen wie in Jeans und
Turnschuhen oder Stiefeln. Hast du überhaupt richtige
Schuhe?«
»Ich kann keine hohen Absätze tragen«, erklärte ich. »Ich
knicke ständig um darin. Ich habe nur Turnschuhe und
Stiefel.«
»Dachte ich mir«, sagte sie selbstgefällig. Sie kramte in
der Tasche und brachte ein Paar weicher flacher Lederschuhe zum Vorschein – natürlich pinkfarben. »Ich habe dir
Schuhe mitgebracht, nur für den Fall. Es sind zwar nur flache Slipper, aber sie erfüllen ihren Zweck. Sie sind ungefähr
in deiner Größe. Mach! Probier sie an.«
Gehorsam zog ich die Schuhe an und wanderte erneut
durch das Zimmer. Meine Füße sahen aus wie pinkfarbene
Flossen bei einem Zeichentrick-Tier.
»Das ist schon besser«, sagte Susie wohlwollend. »Du
musst nur ein wenig üben, und setz die Füße nicht so platt
auf beim Laufen! Du bist kein blöder Pinguin.«
»Weißt du«, erwiderte ich ernst, »du würdest wahrscheinlich eine prima Modeberaterin abgeben.«
»Ich bin eine prima Privatdetektivin«, entgegnete sie,
»und ich suche immer noch einen Partner. Hast du noch
mal über meinen Vorschlag nachgedacht, Fran?«
Ich sagte ihr, dass ich ein wenig in der Klemme stecke, weil
Silvio mir in seiner neuen Pizzeria den Posten einer stellvertretenden Geschäftsführerin angeboten hätte. »Es wird nicht
leicht werden, sein Angebot abzulehnen. Ich nehme an, das
Angebot ist als Kompliment gedacht. Und ich würde mehr
Geld verdienen.«
Susie schniefte. »Wenn es das ist, was du willst. Den Rest
deines Lebens damit verbringen, dir Gedanken über das Essen anderer Leute zu machen. Ganz zu schweigen von dem
restlichen Stress, den ein Manager so hat. Als Manager sitzt
du zwischen allen Stühlen. Die Kunden beschweren sich bei
dir; die Lieferanten lassen dich hängen, und der Besitzer
macht dir Stress, weil du die vorgegebenen Umsatzziele
nicht erreicht hast.«
»Ich glaube nicht, dass Jimmie sich den Kopf über solche
Dinge zerbricht«, murmelte ich.
Susie schürzte die Lippen. »Wenn nicht er, dann jemand
anderes. Was macht er eigentlich als Manager in diesem Laden? Insbesondere angesichts der Tatsache, dass er überhaupt nichts macht, wie du sagst.«
»Er ist Partner«, erwiderte ich schwach.
Susie war nicht beeindruckt, zu Recht. »Irgendetwas
stinkt an dieser Pizzeria, und damit meine ich nicht die Sardellen. Irgendetwas ist da nicht in Ordnung. Erzähl mir
nicht, dass ich mich irre.«
Ich hatte nicht vor, es abzustreiten. Wenn ich noch irgendwelche Zweifel gehegt hatte, dann waren sie seit Janice
Morgans Besuch und ihrer wenig subtilen Suche nach Informationen vollkommen beiseite gewischt.
Doch ich konnte mit der Morgan nicht über meine Bedenken wegen der Pizzeria reden, und Ganesh war es allmählich leid, dass ich ihm
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