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Granger Ann - Varady - 05

Titel: Granger Ann - Varady - 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Und hute dich vor deinen Feinden AEA4CEC7
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bemerken. Ich konnte das Zögern des Lkw-Fahrers gut
nachvollziehen, hier oben über regennasse Oberflächen zu
kraxeln. Die Feuerleiter im hellen Tageslicht hinunterzusteigen war schlimmer als der Weg nach oben in der Dunkelheit. Ich war erleichtert, als wir endlich sicher auf dem
Boden waren.
Susie ging zum Wagen und betrachtete ihn stirnrunzelnd.
»Vielleicht«, sagte ich, »finden sie ja nicht heraus, dass er
dir gehört.«
»Eine Operation wie diese«, entgegnete Susie, »hat in der
Regel mindestens einen, meist zwei oder drei geschmierte
Cops in der Tasche, die jederzeit im Computer nachsehen
können. Wenn sie gründlich zu Werke gehen, verfolgen sie
den Wagen zu mir zurück. Selbst wenn ich ihn als gestohlen
melden würde, würden sie mir nicht glauben. Nicht, wenn
sie herausfinden, dass ich eine Detektivagentur führe.«
Das war ein höchst beunruhigender Gedanke.
KAPITEL 11 Wir diskutierten noch eine Weile über den Wagen, ohne zu einer Entscheidung zu gelangen, und am Ende und angesichts der Tatsache, dass die
Umgebung allmählich zum Leben erwachte und die Straßen
sich mit Verkehr und Fußgängern füllten, stiegen wir ein
und fuhren zu Susies Wohnblock zurück.
Es war eine kurze, nervöse Fahrt. Susie machte sich Sorgen, dass die Schleuser ihre Adresse zurückverfolgen könnten. Ich war überzeugt davon, dass ich Max gesehen hatte,
mit meinen eigenen Augen. Es war ein höchst außergewöhnliches Gefühl: Befriedigung, weil sich mein Glaube in
Ion als gerechtfertigt erwiesen hatte, gemischt mit etwas,
was Panik nahe kam, weil sich der Moment näherte, in dem
ich Janice Morgan meine Geschichte erzählen musste. Ich
war angespannt wie eine Uhrfeder.
Wir sperrten den Wagen in die von Graffiti übermalte
Garage; dann gingen wir hinauf in Susies Wohnung, um
noch eine Tasse Tee zu trinken.
Ich war nicht mehr in Susies Wohnung gewesen seit den
Tagen unmittelbar nach Rennies Tod. Auf dem Weg nach
oben stellte ich fest, dass sich wenig verändert zu haben
schien, seit ich das Wohnhaus zum letzten Mal betreten hatte. Der Lift war immer noch – oder wieder – außer Betrieb,
und wir mussten die Treppe nehmen. Im Treppenhaus
herrschte der gleiche abgestandene Geruch. Der nackte Beton war deprimierend und unheimlich wie in einem futuristischen Labyrinth. Als wir den letzten Absatz erreicht hatten, sprangen ein paar Kinder an uns vorbei nach unten.
Wir mussten an die Wand ausweichen, als sie uns tobend
und schreiend und mit kleinen, mutwillig verzerrten Gesichtern passierten.
»Das waren Darren Murphy und seine Brüder«, erklärte
Susie. »Diese Kinder sind wahnsinnig. Die ganze Familie ist
vollkommen außer Rand und Band.« Wie sie es sagte, klang
es beinahe philosophisch. »Wenn man hier wohnt, hilft es,
ein wenig verrückt zu sein«, fügte sie hinzu.
Der Wind zog eisig über die offene Galerie vor den Wohnungstüren auf jeder Etage. Ich nahm an, dass die Blocks in
den Sechzigern erbaut worden waren, als man noch voller
Zuversicht geglaubt hatte, diese Art von Baustil könne die
Wohnungsprobleme großer Städte lösen. Ein triumphales
soziales Experiment der Planer. Die Bewohner hatten sie eines Besseren belehrt. In den Jahren seither waren viele der
Blocks wieder abgerissen worden, doch diese hier hatten bis
heute überlebt. An dem Tag, an dem die Bulldozer anrückten, würde jeder laut jubeln.
Vor Susies Wohnung hatte jemand die Graffiti von der
Wand entfernt, an die ich mich erinnerte, doch irgendein
anderer lokaler Künstler war mit seinem Sortiment an
Sprühdosen vorbeigekommen und hatte eine neue Dekoration angebracht. Das Gewirr von Buchstaben bildete keine
persönlichen Beschimpfungen wie die früheren Botschaften.
(Rennie war nicht beliebt gewesen.) Der neue unbekannte
Künstler, möglicherweise einer der Murphy-Brüder, hatte
sich auf seinen eigenen Namen und ein ungelenkes Bild von
einem Mann in einer Rockerjacke beschränkt. Ein Selbstbildnis? Ein bewundertes Pop-Idol?
»Ich melde es jedes Mal der Verwaltung«, berichtete Susie. »Sie versprechen, vorbeizukommen und es zu entfernen,
aber es interessiert sie einen Dreck. Man kann es ihnen
nicht verdenken – sobald die Wand sauber ist, kommt jemand und beschmiert sie aufs Neue.«
Die Wohnung selbst war ordentlicher als in meiner Erinnerung, doch ansonsten unverändert: die gleiche mit blauem
Samt bezogene Couchgarnitur, die Reihe von posierenden
Flamenco-Puppen. Die schielende Porzellankatze, in deren
hohlem Inneren Rennie

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