Granger Ann - Varady - 05
Verteidigung. Du solltest daran festhalten.«
Es klang ganz okay, wie sie das sagte. Ich wusste nicht, ob
die Morgan meine Ausrede gelten lassen würde. Parry würde es bestimmt nicht. Doch die Entscheidung war mir bereits aus den Händen genommen worden. Susie würde zur
Polizei gehen, und ich musste mitgehen. Ich hatte der Morgan einmal Informationen vorenthalten und konnte mir
kein zweites Mal leisten.
Einmal mehr ärgerte ich mich über Susies Verhalten. Sie
war schnell dabei, anderen Ratschläge zu erteilen. Komm
zur Duke Detective Agency, Fran. Lern Autofahren. Dring
unbefugt in den Hinterhof eines alten Kinos ein. Versuch,
der Morgan klarzumachen, dass Ions Tod fast einen Nervenzusammenbruch bei dir ausgelöst hat. Wenn das so weiterging, würde ich tatsächlich irgendwann einen Nervenzusammenbruch erleiden – nur hatte ich leider keine Zeit dafür. Ich konnte Ganeshs geisterhafte Präsenz beinahe spüren; er stand neben mir und hatte sein typisches ›Ich hab’s
dir ja gleich gesagt‹-Gesicht aufgesetzt.
Wir trafen kurz vor zehn auf der Wache ein. Ich hatte mir die
Worte zurechtgelegt und verlangte, Inspector Morgan zu sehen und niemanden sonst. Es war eine Bedingung, die ich
Susie gegenüber durchgesetzt hatte. Doch mein Aszendent
war wieder einmal Pech, und ein gegensätzliches Sternzeichen musste mit meinem eigenen kollidiert sein. Wayne Parry lungerte im Empfangsbereich herum und beschwatzte eine
wenig beeindruckte Polizeibeamtin hinter dem Tresen. Als er
Susie und mich eintreten sah, hielt er inne, starrte uns sekundenlang überrascht an und grinste dann so unverschämt, als
hätte er von Anfang an gewusst, dass ich irgendwann die Einladung zu einem Besuch auf der Wache annehmen würde.
»Hallo, wen haben wir denn da?«, fragte er auf seine joviale
Art. »Was hat die Katze denn da mit ins Haus gebracht?«
»Reden Sie von sich selbst oder was?«, schnappte Susie.
»Ich meinte nicht Sie, Süße. Ich meinte die andere da.« Er
deutete auf mich. »Was haben Sie jetzt wieder angestellt,
Fran? Haben Sie sich in die Klemme gebracht und möchten,
dass wir Ihnen wieder raushelfen?«
Es war zu dicht an der Wahrheit, um mich zu beruhigen.
»Für Sie immer noch Miss Varady«, entgegnete ich kühl auf
einen Wink von Susie hin. Wenn eine von uns kratzbürstig
war, konnten wir es auch beide sein. »Wir möchten mit Inspector Morgan sprechen.«
»Ach ja, möchten Sie? Und worum geht es, frage ich
mich? Was halten Sie von einem netten Plausch mit mir im
Verhörzimmer?«
»Vergessen Sie’s«, antwortete ich. »Was wir zu sagen haben, ist nur für die Morgan und niemanden sonst.«
»Also schön, Moneypenny«, sagte er. »Ich sage Inspector
Morgan, dass Sie da sind. Aber sie wird erfahren wollen,
worum es geht, ganz allgemein.«
»Ganz allgemein? Ich rede kein Wort mit Ihnen darüber.
Sie können ihr sagen, dass es im Zusammenhang mit dem
Besuch steht, den sie mir kürzlich abgestattet hat.«
Parry lächelte knapp und sagte, dass wir warten sollten.
Wir setzten uns auf eine ungemütliche Bank. Die Beamtin
hinter dem Tresen ignorierte uns. Cops kamen und gingen. Sie ignorierten uns ebenfalls. Ein Mann kam herein
und beschwerte sich lauthals, weil sein Wagen abgeschleppt worden war. Sie schickten ihn weiter zur Verkehrsabteilung.
Parry erschien wieder und sagte, die Morgan hätte zu tun.
Wir könnten entweder mit ihm reden oder noch länger
warten.
»Wir werden nicht mit Ihnen reden«, sagte ich. »Es ist
nichts Persönliches, aber Inspector Morgan war extra deswegen bei mir zu Hause. Susie und ich müssen beide um
halb zwölf zur Arbeit, und wir können nicht länger warten.
Gehen Sie zur Morgan, und sagen Sie ihr, entweder jetzt
gleich oder nach dem Wochenende. Heute Abend kann ich
nicht, da habe ich eine Probe bei mir daheim. Am Freitag
muss ich arbeiten und abends zur Kostümprobe im Rose
Pub. Am Samstag passt es nicht, weil ich nicht nur tagsüber
arbeiten muss, sondern abends meinen Auftritt habe. Also,
entweder jetzt oder am Montag.«
Parry ging wieder.
»Vielleicht könnten wir ja doch mit ihm reden«, flüsterte
Susie.
»Auf gar keinen Fall! Die Morgan spielt eins von ihren
Spielchen mit uns. Sie hat sich schon gedacht, dass ich etwas
zurückhalte, als sie bei mir zu Hause war, und dass ich jetzt
gekommen bin, um mein Herz auszuschütten. Sie lässt mich
auf diese Weise wissen, dass sie, wenn ich sie zappeln lasse,
mich genauso zappeln lassen kann.« Ich verschränkte die
Arme vor
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