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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Sara drehte ihn ab. Als sie sich die Hände mit einem Papierhandtuch abtrocknete, fiel ihr auf, dass sie im selben Raum stand, in dem sie vor einem Jahr die gerichtsmedizinische Untersuchung nach Lenas Vergewaltigung durchgeführt hatte. Das war die Liege, auf der Lena gelegen hatte. Das war der Tisch, auf dem Sara Lenas Proben gesammelt hatte, genau wie eben bei Ethan White.
    Sara schlang sich die Arme um den Bauch und starrte an die Wand, während sie versuchte, an etwas anderes zu denken.
    Nach ein paar Minuten klopfte Jeffrey und kam herein. Er hatte die Jacke ausgezogen, und sie sah die Pistole in seinem Halfter.
    »Du hättest mich warnen können.« Ihre Stimme überschlug sich. »Du hättest es mir sagen können.«
    »Ich weiß.«
    »Willst du mich so bestrafen?«, fragte sie. Entweder würde sie zu weinen anfangen oder zu schreien.
    »Es sollte keine Strafe sein«, sagte er. Sie wusste nicht, ob sie ihm glauben sollte oder nicht.
    Sara drückte sich die Hand auf den Mund und versuchte, einen Schluchzer zu unterdrücken. »Verdammt nochmal, Jeff.«
    »Ich weiß.«
    »Du weißt nichts«, sagte sie, ihre Stimme hallte in dem kleinen Raum. »Mein Gott, hast du die Tätowierungen gesehen?« Sara ließ ihn nicht antworten. »Das Hakenkreuz – «
    Sie konnte nicht weitersprechen. » Warum hast du mich nicht gewarnt?«
    Jeffrey schwieg. Dann sagte er: »Ich wollte, dass du es siehst«, sagte er. »Ich wollte, dass du siehst, mit wem wir es hier zu tun haben.«
    »Warum hast du es mir nicht einfach gesagt?«, stöhnte sie und drehte den Wasserhahn wieder auf. Sie versuchte, sich den schlechten Geschmack aus dem Mund zu spülen. »Was hat dich so lange aufgehalten?«, fragte sie dann, als sie sich erinnerte, wie Jeffrey Ethans Kopf gegen die Wand gedrückt hatte. »Hast du ihn nochmal geschlagen?«
    »Ich habe ihn überhaupt nicht geschlagen.«
    »Du hast ihm kein Veilchen verpasst?«, fragte sie. »Seine Nase hat geblutet, Jeffrey. Das Blut war frisch.«
    »Ich habe dir gesagt, dass ich ihn nicht geschlagen habe.«
    Sie packte seine Hände und suchte nach Wunden oder blauen Flecken. Es war nichts da, aber etwas anderes fiel ihr auf. »Wo ist dein College-Ring?«
    »Ich habe ihn abgenommen.«
    »Du nimmst den Ring nie ab!«
    »Am Sonntag«, sagte er, »ich habe ihn am Sonntag abgenommen, bevor ich zu deinen Eltern ging.«
    »Warum?«
    Ärgerlich gab er nach: »Es war Blut dran, Sara, verstehst du? Es war Tessas Blut dran.«
    Sara ließ seine Hand fallen. »Glaubst du, er hat Tessa niedergestochen?«
    »Er hat kein Alibi für Sonntag. Jedenfalls kein gutes.«
    »Wo war er?«
    »Er sagt, er sei in der Bibliothek gewesen«, antwortete Jeffrey. »Doch es erinnert sich keiner an ihn. Er könnte genauso gut im Wald gewesen sein. Er könnte Andy umgebracht und anschließend im Wald abgewartet haben, was weiter passiert.«
    Sara nickte.
    »Er hat Tessa nicht aufgelauert, Sara. Sie kam einfach vorbei, und da hat er zugeschlagen.«
    Sara hielt sich an der Tischplatte fest. Sie schloss die Augen, versuchte den Mann nebenan mit dem Überfall auf Tessa in Verbindung zu bringen. Sara hatte einmal mit einem Mörder zu tun gehabt. Das, was sie an dem Mann am meisten erschüttert hatte, war, dass er so normal war, so gewöhnlich. In seiner Kleidung hatte Ethan White genauso gewirkt. Ein Student wie viele andere. Er hätte einer ihrer Patienten sein können. Irgendwo in seiner Heimatstadt gab es einen Kinderarzt, der Ethan White hatte aufwachsen sehen, genau wie Sara ihre Patienten aufwachsen sah.
    Als sie wieder sprechen konnte, sagte sie: »Wie hat Lena mit der Geschichte zu tun?«
    »Sie ist mit ihm zusammen«, sagte Jeffrey. »Sie ist seine Freundin.«
    »Das glaube ich nicht …«
    »Wenn du sie siehst«, begann Jeffrey, »wenn du sie siehst, Sara, will ich, dass du daran denkst, dass sie mit White zusammen ist. Sie deckt ihn.« Er zeigt auf die Wand zum anderen Behandlungsraum. »Dieses Monster, das du da drüben gesehen hast – dieses Tier –, sie beschützt ihn.«
    »Aber wovor?«, fragte Sara. »Es sind ihre Fingerabdrücke auf dem Messer. Sie war es, die mit Chuck gearbeitet hat.«
    »Das verstehst du, wenn du sie siehst.«
    »Noch so eine Überraschung?«, fragte sie. Noch so etwas würde sie nicht verkraften, vor allem, wenn es mit Lena zu tun hatte. »Hat sie auch ein Hakenkreuz auf dem Bauch?«
    »Ehrlich«, sagte Jeffrey, »ich weiß nicht, was ich von ihr halten soll. Sie sieht übel aus. Als hätte sie jemand

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