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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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zusammengeschlagen.«
    »Und, ist das so?«
    »Ich weiß nicht«, wiederholte er. »Frank glaubt, Chuck hat ihr was angetan.«
    »Was?« Sara hatte Angst vor der Antwort.
    »Vielleicht ist er über sie hergefallen«, sagte Jeffrey.
    »Oder er hat sie dumm angemacht. Sie hat White davon erzählt, und der ist ausgerastet.«
    »Und du, was glaubst du?«, fragte Sara.
    »Weiß der Teufel«, antwortete er. »Sie sagt jedenfalls nichts.«
    »Hast du ihr die gleiche Art von Fragen gestellt wie White?«, fragte sie. »Während du ihr die Hand ins Gesicht gedrückt hast?«
    Als sie seinen Blick sah, bereute sie ihre Worte.
    Er fragte zurück: »Für wen hältst du mich?«
    »Ich …« Sara wusste nicht, was sie sagen sollte. »Wir ha ben beide unsere Arbeit zu erledigen. Wir sollten jetzt nicht darüber reden.«
    »Ich will aber darüber reden«, sagte er. »Ich brauche dich auf meiner Seite, Sara.«
    »Nicht jetzt«, erklärte sie. »Wo ist Lena?«
    Jeffrey sah sie noch eine Weile an, dann drehte sich um und verließ den Raum.
    Sara trocknete sich die Hände an der Hose ab und ging an Brad vorbei ins Nachbarzimmer. Sie wollte gerade die Tür öffnen, als ihr Frank entgegenkam.
    »Hallo«, sagte Frank. Er sah ihr nicht in die Augen. »Sie wollte ein Glas Wasser.«
    Sara trat ins Zimmer. Das Erste, was sie sah, war nicht Lena, sondern das Rape-Kit, das jemand auf den Tisch gestellt hatte. Sara erstarrte. Sie rührte sich nicht, bis Jeffrey ihr die Hand auf den Rücken legte und sie ins Zimmer schob. Sie hätte am liebsten geschrien, mit den Fäusten gegen seine Brust geschlagen und ihn verflucht, weil er ihr das schon wieder antat, doch ihr Kampfgeist war verraucht. Plötzlich fühlte sie sich vollkommen leer, das einzige Gefühl, das sie noch spürte, war Trauer.
    Jeffrey sagte: »Darf ich vorstellen: Sara Linton, Jill Rosen.«
    Eine kleine, schwarz gekleidete Frau lehnte mit dem Rücken an der Wand. Sie sagte etwas, doch Sara hörte nur das Klirren von Metall gegen Metall. Lena saß auf der Liege, ihre Füße baumelten herunter. Sie trug ein grünes Krankenhaus-Nachthemd mit einer Schleife am Kragen. Sie wiegte den Kopf hin und her, als hätte sie einen nervösen Tic, und die Handschellen um ihr Handgelenk klirrten gegen die Stange am Fußende des Bettes.
    Sara biss sich so fest auf die Lippe, dass sie Blut schmeckte.
    »Nimm ihr sofort die Handschellen ab«, befahl sie.
    Jeffrey zögerte, doch dann gehorchte er.
    Als er ihr die Handschellen abgenommen hatte, sagte Sara: »Und jetzt raus.« ihr Ton ließ keine Diskussion zu.
    Wieder zögerte er. Sie sah ihm in die Augen und wiederholte ihre Worte langsam und deutlich: »Raus. Jetzt.«
    Jeffrey ging und schloss die Tür hinter sich. Sara stand, die Hände in den Hüften, wenige Schritte vor dem Bett. Auch wenn Lena keine Handschellen mehr trug, bewegte sie ihre Hand immer noch vor und zurück wie in Trance. Sara hatte gedacht, der Raum wäre weniger eng, wenn Jeffrey fort wäre, doch noch immer hatte sie das Gefühl, die Wände bedrängten sie.
    »Wer hat dir das angetan?«, fragte sie.
    Lena räusperte sich. Sie starrte zu Boden. Sie versuchte zu sprechen, doch es kam nur ein heiseres Flüstern heraus. »Ich bin gestürzt.«
    Sara legte sich die Hand auf die Brust. »Lena«, sagte sie.
    »Du bist vergewaltigt worden.«
    »Ich bin gestürzt«, wiederholte Lena, ihre Hand zitterte immer noch.
    Jill Rosen lief zum Waschbecken und befeuchtete ein Papierhandtuch. Dann kam sie zu Lena und tupfte ihr Gesicht und den Hals ab.
    Sara fragte: »Hat Ethan dir das angetan?«
    Lena schüttelte den Kopf, als Jill versuchte, ihr das Blut abzuwaschen.
    Sie sagte: »Ethan hat nichts getan.«
    Jill legte Lena das feuchte Tuch in den Nacken. Es konnte sein, dass sie Spuren verwischte, doch das war Sara egal.
    »Lena«, sagte sie, »jetzt ist alles gut. Er wird dir nicht mehr wehtun.«
    Lena schloss die Augen, doch sie ließ sich von Jill den Hals abwischen. »Er hat mir nicht wehgetan.«
    »Es ist nicht deine Schuld gewesen«, sagte Sara. »Du musst ihn nicht verteidigen.«
    Lena behielt die Augen geschlossen.
    »Hat Chuck das getan?«, fragte Sara. Jill Rosen sah überrascht aus.
    »War es Chuck?«, wiederholte Sara.
    Lena flüsterte: »Ich habe Chuck nicht gesehen.«
    Sara setzte sich auf die Bettkante, sie versuchte zu verstehen. »Lena, bitte.«
    Lena drehte das Gesicht weg. Das Nachthemd verrutschte, und Sara sah eine tiefe Bisswunde über ihrer rechten Brust.

    Schließlich sprach Jill.

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