Grant County 03 - Dreh dich nicht um
vorbereitete. Sara atmete tief ein und versuchte, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Ethan White war der Patient. Sie war die Ärztin. Nicht mehr und nicht weniger.
Sie spürte seinen Blick im Rücken, als sie die Proben beschriftete. Hass erfüllte den Raum wie giftiges Gas.
Sie sagte: »Ich bräuchte Ihr Geburtsdatum.«
Er zögerte einen Moment, als wollte er zeigen, dass er aus freiem Willen antwortete. »21. November 1980.«
Sara schrieb die Daten und seinen Namen auf das Etikett, dann ihren Namen, den Ort, das Datum und die Uhrzeit. Jedes Beweisstück würde auf die gleiche Weise beschriftet werden, dann kam es entweder in eine Tüte oder mit dem Objektträger in einen Kasten.
Sie nahm einen sterilen Papierstreifen und hielt ihn mit einer Pinzette vor seinen Mund. »Bitte befeuchten Sie das hier mit Speichel.«
»Ich bin Nicht-Sekretor.«
Sara hielt die Pinzette hoch, bis er endlich die Zunge herausstreckte, sodass sie das Papier in seinen Mund legen konnte. Nach der angemessenen Zeit nahm sie ihm den Streifen wieder aus dem Mund und legte ihn zu den Beweismitteln.
Der üblichen Vorgehensweise folgend, fragte sie: »Möchten Sie ein Glas Wasser?«
»Nein.«
Während sie mit den Vorbereitungen fortfuhr, ließ er sie nicht aus den Augen. Selbst als sie mit dem Rücken zu ihm am Tisch stand, spürte Sara seinen Blick im Rücken. Wie ein Tiger auf der Lauer.
Ihre Kehle zog sich zusammen, als sie feststellte, dass es sich nicht länger vermieden ließ, ihn anzufassen. Seine Haut fühlte sich unter den Handschuhen warm an, die Muskeln hart. Seit Jahren hatte Sara keinem lebenden Erwachsenen mehr Blut abgenommen, und jetzt stach sie mehrmals daneben.
»Tut mir leid«, entschuldigte sie sich nach dem zweiten Versuch.
»Schon gut«, sagte er. Der höfliche Ton wollte nicht recht zu dem Hass in seinen Augen passen.
Mit einem Fünfunddreißig-Millimeter-Objektiv dokumentierte sie seine Wunden. Es sah aus, als hätte er sich verteidigt. Vier oberflächliche Kratzer verliefen über Hals und Kopf, und hinter seinem Ohr war eine kleine halbrunde Vertiefung, wahrscheinlich von einem Fingernagel. Um seine Genitalien waren blaue Flecken, die Eichel war rot und wund. Auf seiner linken Pobacke befand sich ein kurzer Kratzer, ein längerer in seinem Kreuz. Sara bat Jeffrey, ein Lineal neben die Wunden zu halten, während sie alles mit einer Makrolinse aufnahm.
»Bitte legen Sie sich auf den Untersuchungstisch.«
Ethan gehorchte, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
Sara wandte sich ab. Sie faltete ein kleines weißes Papier auf und drehte sich wieder zu ihm. »Bitte heben Sie das Becken, damit ich Ihnen das unterlegen kann.«
Wieder gehorchte er, den Blick starr auf ihre Augen gerichtet.
Als sie sein Schamhaar kämmte, fielen mehrere fremde Haare heraus. Es waren noch die Wurzeln daran, was darauf hindeutete, dass die Haare ausgerissen worden waren. Mit einer Schere schnitt sie ein wenig Haar von der Innenseite seines Schenkels und ließ es in einen Umschlag fallen, den sie mit der dazugehörigen Information beschriftete.
Dann tupfte sie mit einem feuchten Wattestäbchen die eingetrockneten Flüssigkeiten an seinem Penis und Skrotum ab. Er hatte die Zähne so fest zusammengebissen, dass ihr vom Zusehen die Kiefer wehtaten. Sie entnahm Proben unter seinen Finger- und Fußnägeln und fotografierte den abgebrochenen Nagel seines rechten Zeigefingers. Als sie mit allen Untersuchungen fertig war, war der Tisch voll mit Beweisstücken. Die Proben lagen entweder zum Trocknen in einem kleinen Kaltluftföhn, oder sie befanden sich schon in Tüten, die Sara versiegelt und mit inzwischen ruhigerer Hand beschriftet hatte.
»Das war’s.« Sie zog die Handschuhe aus und ließ sie auf den Boden fallen. Dann verließ sie hastig das Zimmer. Brad und Keller standen immer noch auf dem Flur, doch sie lief wortlos an ihnen vorbei.
Sara verkroch sich in dem kleinen Untersuchungsraum. Vor Angst und Wut zitterte sie. Sie beugte sich über das Waschbecken, drehte den Hahn auf und benetzte ihr Gesicht mit Wasser. Sie schmeckte Galle im Mund und trank einen Schluck Wasser. Sie wollte sich nicht auch noch übergeben müssen. Sie spürte immer noch Ethans Blick, seine Augen hatten sich wie ein glühendes Eisen in ihr Fleisch gebrannt. Sie konnte die Seife riechen, die er benutzt hatte, und als sie die Augen schloss, sah sie die leichte Erektion, als sie seinen Penis abrieb und das Schamhaar kämmte.
Der Wasserhahn lief noch immer, und
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