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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Gelegenheit, um ihm ein Stäubchen von der Schulter seines schwarzen Anzugs zu klopfen. Es gab wohl Gründe dafür, dass Dan Brock fast vierzig und immer noch nicht verheiratet war.
    Brock schenkte Jeffrey ein zahnreiches Lächeln, während er zum Wagen geschlurft kam. Er war ein schlaksiger Typ, der das Pech hatte, dass man ihm genau ansah, was er war: Leichenbestatter in der dritten Generation. Er hatte lange, knochige Finger und ein ausdrucksloses Gesicht, das für trauernde Kunden Mitgefühl bereithielt. Brock hatte nicht viel Kontakt mit Menschen, außer wenn sie ihm heulend das Herz ausschütteten, und aus diesem Grund war er überaus gesprächig bei jedem, der keine Trauer trug. Er hatte einen trockenen und mitunter recht skurrilen Humor, und wenn er lachte, platzte sein ganzes Gesicht auf wie bei einer der Puppen der Muppetshow.
    Jeffrey lehnte sich hinüber, doch Brock hatte die Tür bereits selbst geöffnet, indem er beide Becher in einer riesigen Hand balancierte.
    »Hallo, Chief«, sagte er und kletterte in den Wagen. Er drückte Jeffrey einen Kaffee in die Hand. »Von Mama.«
    »Richten Sie ihr vielen Dank aus«, sagte Jeffrey und nahm den Becher entgegen. Er löste den Deckel und sog den Dampf ein. Der würde seine Wirkung tun. Saras Haus aufzuräumen war zwar nicht allzu anstrengend gewesen, doch seit er das Foto in der Schublade gesehen hatte, war er deprimiert. Sie schien sich nicht gern an die Tatsache zu erinnern, dass sie einmal verheiratet gewesen waren.
    »Was ist los?«, fragte Brock mit dem untrüglichen Instinkt des Leichenbestatters.
    Jeffrey legte den Gang ein. »Nichts.«
    Brock machte es sich so bequem, wie seine langen Beine es erlaubten. »Danke fürs Abholen. Ich weiß nicht, wann der Leichenwagen fertig ist, und außerdem hat Mama montags ihre Jazzgymnastik.«
    »Kein Problem«, sagte Jeffrey. Er versuchte, bei der Vorstellung von Penny Brock im Lycra-Trikot nicht zu grinsen.
    »Gibt es was Neues von Tessa?«
    »Ich habe vorhin mit Sara gesprochen«, antwortete Jeffrey. »Anscheinend geht es ihr ein bisschen besser.«
    »Gott sei Dank«, sagte Brock und hob die Hand. »Ich habe für sie gebetet.« Dann ließ er die Hand klatschend auf seinen Schenkel fallen. »Und das arme Baby. Jesus hat für die Kinder einen ganz besonderen Ort ausersehen.«
    Jeffrey antwortete nicht. Er hoffte, Jesus hatte auch einen ganz besonderen Ort für Leute, die Kindern so etwas antaten.
    Brock fragte weiter: »Wie hält sich die Familie?«
    »Den Umständen entsprechend«, sagte Jeffrey, dann wechselte er das Thema. »Sie arbeiten seit einer Weile nicht mehr für die Gerichtsmedizin, richtig?«
    »Oh, nein«, wehrte Brock ab, obwohl er jahrelang Coroner gewesen war. »Ich muss sagen, ich war wirklich froh, als Sara den Job übernommen hat. Nicht, dass es schlecht bezahlt war, aber Grant ist mir damals einfach ein bisschen zu groß geworden. Immer mehr Leute aus der Stadt, die ihre eigenen Sitten mitbringen. Das ist eine echt große Verantwortung. Vor Sara ziehe ich den Hut.«
    Jeffrey wusste, dass Brock mit der »Stadt« Atlanta meinte. Grant war, wie viele Kleinstädte, in den neunziger Jahren das Ziel von Großstädtern geworden, die sich nach mehr Beschaulichkeit sehnten. Das wäre weiter kein Problem – wenn diese Leute nicht ihre heranwachsenden Kinder mitgenommen hätten. Ein Grund dafür, dass man Jeffrey den Posten als Polizeichef in Grant angeboten hatte, war seine Erfahrung mit Gangs bei der Polizei in Birmingham, Alabama. Zu der Zeit, als Jeffrey seinen Vertrag unterschrieb, hätte Grants ratlose Bezirksverwaltung Ziegen geopfert, wenn das geholfen hätte, das Problem mit den Jugendbanden zu lösen.
    Brock sagte: »Diesmal ist es Routine, meinte Sara. Nur Blut und Urin, ist das richtig?«
    »Ja«, antwortete Jeffrey.
    »Ich habe gehört, dass Hare in der Kinderklinik für sie einspringt.«
    »Ja.« Jeffrey trank einen Schluck Kaffee. Saras Cousin Haretun Earnshaw war ebenfalls Arzt, wenn auch kein Kinderarzt. Er vertrat sie, solange sie bei Tessa in Atlanta war.
    »Mein Daddy, Gott sei seiner armen Seele gnädig, hat früher mit Eddie und seinem Bruder Karten gespielt«, erzählte Brock. »Manchmal hat er mich zum Spielen zu Tessa und Sara mitgenommen.« Er lachte sein dröhnendes Lachen.
    »Sie waren die einzigen Mädchen, die in der Schule mit mir redeten!« Traurig fügte er hinzu: »Die anderen dachten, ich hätte Läusefinger.«
    Jeffrey sah ihn an.
    Brock hielt eine Hand hoch. »Vom

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