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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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müssten sie auch was dagegen tun«, stellte Sara fest. Sie blickte sich um und versuchte Tessa zu sehen. »Weißt du, wer dahinter steckt?«
    »Studenten«, sagte er abfällig, als sie den Weg fortsetzten. »Wahrscheinlich ein paar durchgeknallte Kids aus dem Norden, die es lustig finden, hier unten auf Südstaatler zu machen.«
    »Ich hasse Hobbyrassisten«, murmelte Sara. Dann setzte sie ein Lächeln auf, um Matt Hogan und Frank Wallace zu begrüßen.
    »Hallo, Sara«, sagte Matt. Um den Hals trug er eine Polaroidkamera, mehrere Fotos hatte er schon gemacht.
    Frank, Jeffreys rechte Hand, erklärte: »Wir sind eben mit den Fotos fertig geworden.«
    »Danke«, sagte Sara und zog sich die Gummihandschuhe über.
    Das Opfer lag, mit dem Gesicht nach unten, direkt unter der Brücke. Die Arme waren seitlich ausgestreckt, Hose und Unterhose bauschten sich um seine Knöchel. Der relativ schmale und unbehaarte Rücken ließ darauf schließen, dass es sich um einen jungen Mann handelte, wahrscheinlich um die zwanzig. Das blonde Haar reichte ihm bis auf die Schultern und teilte sich am Hinterkopf. Es sah aus, als schliefe er – wenn man einmal von dem Brei aus Blut und Gewebe absah, der aus seinem Anus austrat.
    »Uff«, stöhnte sie. Sie wusste jetzt, was Jeffrey meinte.
    Der Form halber kniete sich Sara hin und hielt dem toten Jungen das Stethoskop auf den Rücken. Seine Rippen bewegten sich unter der Berührung. Einen Herzschlag gab es nicht.
    Sara klemmte sich das Stethoskop um den Hals und untersuchte den Körper. »Keine der üblichen Anzeichen von Gewalteinwirkung, die man in solch einem Fall erwarten dürfte. Keine Hämatome, keine Fleischwunden.« Sie sah sich seine Hände und Handgelenke an. Der linke Arm war verdreht, und sie bemerkte eine hässliche rosa Narbe, die quer über den Unterarm lief. Wie es aussah, war die Verletzung nicht älter als sechs Monate. »Gefesselt war er auch nicht.«
    Der junge Mann trug ein dunkelgrünes T-Shirt, Sara hob es auf der Suche nach weiteren Verletzungen an. Im unteren Rückenbereich war ein langer, roter Kratzer, der jedoch nicht bis aufs Blut ging.
    »Was ist das?«, fragte Jeffrey.
    Sara antwortete nicht, doch auch sie hatte das Gefühl, dass der Kratzer irgendwie nicht ins Bild passte.
    Sie wollte das rechte Bein des Jungen anheben, doch sie hielt inne, als sich der Fuß nicht mitbewegte. Von unten griff sie in das Hosenbein. Knöchel, Schien- und Wadenbein fühlten sich an wie ein mit Haferschleim gefüllter Ballon. Beim anderen Bein war es das Gleiche. Die Knochen waren nicht einfach gebrochen, sie waren pulverisiert.
    Vom Parkplatz hörten sie das Zuschlagen von Autotüren. Jeffrey flüsterte: »Scheiße.«
    Kurze Zeit später kam Chuck Gaines die Böschung herunter. Das Hemd seiner Uniform spannte über seinem Bauch, als er sich den Weg den Abhang hinunter bahnte. Sara kannte Chuck seit der Grundschule; damals hatte er sie wegen allem Möglichen gehänselt, wegen ihrer Größe, wegen ihrer guten Noten, wegen ihrem roten Haar, und sein Erscheinen löste bei ihr dieselbe Begeisterung aus wie damals, wenn er auf dem Spielplatz aufgetaucht war.
    Bei Chuck befand sich Lena Adams, auch in der braunen Uniform der Campus-Polizei, allerdings war die Montur für ihren kleinen Körper mindestens zwei Nummern zu groß. Nur der Gürtel hielt ihre Hose, und mit der Fliegerbrille und der Baseballkappe sah sie aus wie ein kleiner Junge, der sich verkleidet hatte – erst recht, als sie den Halt verlor und den Rest des Abhangs auf dem Hintern herunterrutschte.
    Frank schickte sich an, ihr zu helfen, aber Jeffrey warf ihm einen warnenden Blick zu. Lena war Polizistin gewesen, sie hatte zum Team gehört – bis vor ungefähr sieben Monaten. Dass sie gegangen war, hatte Jeffrey ihr noch nicht verziehen, und er sorgte dafür, dass das auch kein anderer unter seinem Kommando tat.
    »Verdammt«, sagte Chuck, der die letzten Meter gejoggt war. Es war nicht besonders warm, doch von dem beschwerlichen Abstieg hatte sich ein Schweißfilm auf seiner Oberlippe gebildet, und sein Gesicht war rot. Chuck war untersetzt und sah irgendwie ungesund aus. Er schwitzte immer, und seine Haut war wie aufgequollen. Er hatte ein Mondgesicht und weit auseinander stehende Augen. Sara wusste nicht, ob es von den Steroiden oder von falschem Krafttraining kam, jedenfalls sah er aus wie ein wandelnder Herzinfarkt.
    Jetzt zwinkerte er Sara zu und rief: »Hallo, Rotkäppchen!«
    Dann streckte er Jeffrey die fleischige

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