Grant County 03 - Dreh dich nicht um
herunterlief. Lena stand in der Tür. Hinter Jeffrey sah sie die Sitzgruppe und die kleine Küche. Sie wünschte, die Männer würden in das andere Zimmer gehen. Sie schlief nachts schon schlecht genug ohne die Erinnerung an einen Haufen gewalttätiger Typen, die in ihrem Schlafzimmer randalierten.
Jeffrey und Frank schienen entsetzt über ihren Anblick.
Ohne nachzudenken, lockerte Frank seinen Griff und stammelte: »Was ist passiert?«
Lena verbarg die blutende Wunde an ihrer Hand und sagte zu Jeffrey: »Ich hoffe für euch, dass ihr einen Durchsuchungsbefehl habe.«
Jeffrey fragte: »Alles in Ordnung?«
»Wo ist dein Durchsuchungsbefehl?«
Seine Stimme war weich. »Hat er dir wehgetan?«
Lena antwortete nicht. Sie sah die saubere Tagesdecke und bemerkte, dass sie kaum zerknittert war. Sie war aus dunkelrotem Stoff, jeder Fleck wäre auffällig zu sehen gewesen. Erleichtert seufzte sie auf. Mehr war nicht gelaufen mit Ethan gestern Nacht. Als wäre, was passiert war, nicht schon schlimm genug.
Lena verschränkte die Arme. »Verschwindet aus meiner Wohnung. Das ist unbefugtes Betreten.«
»Wir wurden verständigt«, sagte Jeffrey. Er schien zu einem Entschluss gekommen zu sein. Er ging zur Kommode und betrachtete die Fotos, die am Spiegel hingen. »Ruhestörung.«
Sie wusste, dass er log. Lenas Wohnung befand sich im äußersten Winkel des Gebäudes, und ihr Nachbar war für eine Woche auf einer Konferenz. Und selbst wenn jemand die Polizei verständigt hätte, hätte Jeffrey nie so schnell hier sein können. Wahrscheinlich hatten Frank und Jeffrey vor der Tür gestanden und das Handgemenge als Grund genommen, die Tür aufzubrechen.
»Was ist hier los?«, wollte Jeffrey wissen.
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst.« Lena hielt seinem Blick stand.
»Dein Auge zum Beispiel. 1st das Veilchen von ihm?«
»Als ihr die Tür aufgebrochen habt, habe ich mich so erschreckt, dass ich gegen das Waschbecken geknallt bin.« Sie grinste.
»Ganz bestimmt«, sagte Jeffrey. Er zeigte mit dem Daumen auf Ethan. »Und was ist mit ihm?«
Lena sah Ethan an, dem es gelang, ihren Blick aus dem Augenwinkel zu erwidern. Egal, was in der letzten Nacht passiert war – es ging nur sie beide etwas an.
Jeffrey wiederholte: »Lena?«
»Wahrscheinlich war das Frank«, erklärte sie und wich Franks Blick aus. Sie waren Partner gewesen, bevor Lena gefeuert worden war, und sie kannte ihn gut genug – sie wusste, bei ihm war sie unten durch. Sie verstieß gegen den Kodex. Und im Moment war ihr das sogar ganz recht.
Jeffrey zog die Schubladen der Kommode auf, warf einen Blick hinein und sah Lena an. Sie wusste, dass er ihren Messergurt gefunden hatte, aber es gab kein Gesetz dagegen, ein Messer in der Schublade zu verstecken.
»Was machst du da?«, knurrte sie, als er die Schublade mit einem Knall schloss.
Er zog die nächste Schublade auf, wo sie ihre Unterwäsche aufbewahrte, und stocherte mit dem Finger darin herum. Er zog einen schwarzen Baumwolltanga heraus, den sie seit Jahren nicht getragen hatte, und warf ihr den gleichen Blick zu wie zuvor, bevor er den Tanga wieder in die Schublade fallen ließ. Sie wusste, dass er etwas suchte, das zu dem Slip in Andy Rosens Wohnung passte. Sie wusste aber auch, dass sie nie wieder ein einziges Stück aus dieser Schublade tragen würde.
Lena versuchte, ruhig zu klingen, als sie fragte: »Warum bist du hier?«
Er knallte die Schublade zu. »Das habe ich dir gestern schon gesagt. Wir haben Beweise gefunden, die dich mit einem Verbrechen in Verbindung bringen.«
Sie streckte ihm die Hände hin, verblüfft über ihre eigene Ruhe. »Verhafte mich.«
Jeffrey machte einen Rückzieher, genau wie sie erwartet hatte. »Wir wollen dir nur ein paar Fragen stellen, Lena.«
Sie schüttelte den Kopf. Er hatte nicht genug Beweise, um sie zu verhaften, sonst säße sie längst auf der Rückbank des Streifenwagens.
»Wir können solange ihn mitnehmen«, sagte Jeffrey und zeigte auf Ethan.
»Tun Sie’s doch«, forderte Ethan ihn heraus.
Lena zischte: »Halt den Mund, Ethan.«
»Nehmt mich mit«, forderte Ethan. Frank drückte ihn noch fester gegen die Wand. Ethan schnappte nach Luft, doch er schwieg.
Jeffrey schien die Sache Spaß zu machen. Er ging zu Ethan hinüber und flüsterte ihm ins Ohr: »Hallo, Mr. Augenzeuge.«
Ethan versuchte sich loszureißen, doch Jeffrey zog ihm genussvoll die Brieftasche aus der Hose. Er blätterte durch ein paar Fotos und lächelte. »Ethan Nathaniel White«,
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